Die Gründung des Ostgotenreichs in Italien
Der Feldzug nach Italien markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Ostgoten. Nach verlustreichen Kämpfen und einer zweijährigen Belagerung Ravennas kam es 493 zunächst zu einer scheinbaren Einigung mit Odoaker über eine gemeinsame Herrschaft. Die Ermordung Odoakers durch Theoderich im selben Jahr führte zur Etablierung der alleinigen ostgotischen Herrschaft in Italien.
Beispiel: Die Wahl Ravennas als Hauptstadt war strategisch klug, da die Stadt durch Sümpfe geschützt und gut zu verteidigen war.
Die Gründung des Ostgotenreichs erfolgte formal im Auftrag des oströmischen Kaisers, doch Theoderich ließ sich ohne dessen Beteiligung zum König über Goten und Römer in Italien ausrufen. Dies verdeutlicht sein Streben nach Autonomie, auch wenn er auf den Kaisertitel verzichtete. Seine Position als Herrscher war komplex, da er die Interessen der Goten, der römischen Bevölkerung und Konstantinopels ausbalancieren musste.
Die offizielle Anerkennung durch Kaiser Anastasius I. im Jahr 497 legitimierte Theoderichs Herrschaft endgültig. Diese Entwicklung zeigt den erfolgreichen Integrationsprozess der Ostgoten, die von einem Föderatenvolk zu Herrschern über Italien aufstiegen und dabei römische und gotische Traditionen vereinten.
Vokabular: Ethnogenese bezeichnet den Prozess der Entstehung einer neuen ethnischen Identität durch den Zusammenschluss verschiedener Volksgruppen.