Der Deutsche Bund als Ergebnis des Wiener Kongresses
Der Deutsche Bund, gegründet im Juni 1815 durch die Bundesakte, war das zentrale Ergebnis des Wiener Kongresses für den deutschsprachigen Raum. Er stellte einen lockeren Staatenbund von 38 deutschen Einzelstaaten dar, in dem sich Preußen und Österreich um die Vorherrschaft stritten.
Definition: Der Deutsche Bund war ein Zusammenschluss von 35 Fürstentümern und 4 freien Reichsstädten, die voneinander unabhängig und unverletzlich waren.
Wichtige Merkmale des Deutschen Bundes waren:
- Gemeinsames militärisches Vorgehen der Mitgliedsstaaten
- Verbot gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen den Bundesstaaten
- Eine Bundesversammlung in Frankfurt am Main unter österreichischem Vorsitz
- Beschlussfassung von Gesetzen, deren Exekutive jedoch bei den Ländern lag
- Die Verpflichtung aller Länder, eigene Verfassungen zu erstellen
Highlight: Der Deutsche Bund war eher antiliberal orientiert und erfüllte nicht die Hoffnungen auf einen deutschen Nationalstaat.
Gründe für die Nichtentstehung eines einheitlichen Deutschlands:
- Die Fürsten hatten kein Interesse an der Abgabe von Rechten
- Der Dualismus zwischen Preußen und Österreich verhinderte eine Einigung
- Andere europäische Länder wollten keinen starken deutschen Nationalstaat in der Mitte Europas
- Die national-liberale Bewegung war noch zu schwach
Die Wertung des Wiener Kongresses und des Deutschen Bundes fällt differenziert aus:
- Die beteiligten Länder zeigten Kompromissbereitschaft und stellten eigene territoriale Interessen zurück
- Es entstand eine Pentarchie der fünf europäischen Großmächte, die zu einem vorerst stabilen Staatengleichgewicht führte
- Die "Heilige Allianz" diente als Verständigungsinstrument gegen national-liberale Bewegungen
- Die Quadrupelallianz zwischen Großbritannien, Österreich, Preußen und Russland richtete sich gegen französische Revisionsbestrebungen
Example: Der Wiener Kongress wird oft als Versöhnungsfrieden im Verhältnis zu Frankreich betrachtet, während die nationalen Interessen kleinerer Staaten wie Polen, Italien und Sachsen ignoriert wurden.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Wiener Kongress ein neues Verantwortungsbewusstsein für den europäischen Frieden schuf, was sich in der Vereinbarung regelmäßiger Treffen widerspiegelte. Allerdings führte die Verweigerung von Mitspracherechten für die Bevölkerung, die in den Befreiungskriegen eine wichtige Rolle gespielt hatte, zu einer instabilen Grundlage, die den Keim für zukünftige Konflikte in sich trug.
Quote: "Die Befreiungskriege hatten Deutschland als Deutsch geeint, um Napoleon zu bezwingen, aber der Bevölkerung wird nun Mitspracherecht abgesprochen und sie verliert die Rolle als staatstragende Macht."