Musikalische Merkmale und Notenschriftentwicklung im Mittelalter
Die mittelalterliche Musik zeichnete sich durch spezifische Merkmale aus, die sie von späteren Epochen unterscheiden. In der Kirche dominierte der Gregorianische Choral, während im weltlichen Bereich eine vielfältige Musikkultur existierte, von der jedoch hauptsächlich Texte überliefert sind.
Highlight: Die musikalischen Überlieferungen stammen vorwiegend aus dem geistlichen Bereich, da weltliche Musik oft nur mündlich tradiert wurde.
Die Notation der Musik durchlief im Mittelalter eine bedeutende Entwicklung. Anfangs existierte keine oder nur eine unvollständige Notation, was die mündliche Überlieferung notwendig machte. Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Notationsformen:
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- Jahrhundert: Neumenschreibweise (Codex 339, Bibliothek St. Gallen)
- 955-1050: Einführung von Notenlinien durch Guido von Arezzo
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- Jahrhundert: Quadratnotation (Choralnoten) und Hufnagelschrift
- 1440: Mensuralnotation zur Darstellung von Notenwerten
Vocabulary: Neumen sind die ältesten Zeichen zur Aufzeichnung von Melodien in der westlichen Musik.
Die Harmonik im heutigen Sinne existierte noch nicht, jedoch folgten die Kompositionen bestimmten Regeln. Die Musik entwickelte sich von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit:
- Bis 900: einstimmig
- Ab 900: zweistimmig
- Ab 1180: dreistimmig
Example: Die Entwicklung der Mehrstimmigkeit führte zur Entstehung komplexer musikalischer Formen wie der Motette.
In Venedig, insbesondere in der Basilika San Marco, entstand eine bedeutende Musikkultur. Die Stadt zog Sänger aus ganz Europa an und bot ihnen lebenslange Anstellung und Lohn. Die kreative Atmosphäre und der Reichtum der Handelsstadt förderten musikalische Innovationen.
Highlight: Andrea und Giovanni Gabrieli führten in San Marco die Mehrchörigkeit ein, bei der Stimmen und Instrumente abwechselnd eingesetzt wurden.