Allokations- und Integrationsfunktion der Schule
Die dritte gesellschaftliche Funktion in Helmut Fends Theorie der Schule ist die Allokationsfunktion, auch bekannt als Selektionsfunktion. Diese Funktion bezieht sich auf die Sozialstruktur und beschreibt, wie Schüler bereits durch ihre schulischen Leistungen verschiedenen Berufslaufbahnen zugeordnet und sozial positioniert werden.
Definition: Die Allokationsfunktion Schule bezeichnet den Prozess, durch den das Bildungssystem Individuen auf verschiedene soziale und berufliche Positionen in der Gesellschaft verteilt.
Dieser Prozess wird stark von den sozialen und kulturellen Umständen der Schüler beeinflusst. Die Schule fungiert hier als Selektionsmechanismus, der die Schüler basierend auf ihren Leistungen und Hintergründen in verschiedene Bildungs- und Berufswege lenkt.
Example: Ein Allokationsfunktion Schule Beispiel wäre die Empfehlung für verschiedene weiterführende Schulen nach der Grundschule, die oft mit den späteren Berufschancen korreliert.
Die damit verbundene individuelle Funktion ist die "Lebensplanung". Sie betont die Verantwortung des Einzelnen, seine berufliche Stellung durch eigene Lernanstrengungen und schulische Leistungen zu beeinflussen. Schüler sollen befähigt werden, ihre individuelle Bildungs- und Berufsbiographie aktiv zu planen und zu gestalten.
Die vierte gesellschaftliche Funktion nach Fend ist die "Integrations- und Legitimationsfunktion", die sich auf die politischen Systeme bezieht. Diese Funktion besagt, dass Schüler den gesellschaftlichen Zustand stärken und die geltenden Normen, Werte und Weltansichten weitergeben sollen. Ziel ist es, eine kulturelle und soziale Identität zu schaffen und die Schule als Ort des demokratischen Handelns zu etablieren.
Highlight: Die Schule spielt eine zentrale Rolle bei der Vermittlung demokratischer Werte und der Vorbereitung auf die aktive Teilnahme am politischen Leben.
Die entsprechende individuelle Funktion ist die "Soziale und Politische Teilhabe". Sie zielt darauf ab, dass Schüler anderen kulturellen Traditionen offen begegnen und ihre soziale Identitätsbildung sowie ihr Verantwortungsbewusstsein stärken.
Fend geht in seiner Pädagogik auch auf das Armutsproblem ein, das die Funktionen der Schule beeinflussen kann. Er betrachtet die Schule potenziell als "Armutsfalle", wobei er zwischen Einkommensarmut und Bildungsarmut unterscheidet.
Vocabulary: Bildungsarmut - Ein Zustand, in dem Individuen aufgrund mangelnder Bildung eingeschränkte Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und beruflichen Entwicklung haben.
Einkommensarmut führt zu einem Defizit an Konsumchancen und Teilhabemöglichkeiten, was die Bildungschancen verringert und das Selektionsrisiko in der Schule erhöht. Bildungsarmut umfasst Zertifikatsarmut (eingeschränkte Übergangsmöglichkeiten in die Erwerbstätigkeit) und Kompetenzarmut (mangelnde Fähigkeiten zur erfolgreichen Bewältigung von Lebens- und Arbeitsanforderungen).
Quote: "Schule kann in seinen Augen nämlich auch als 'Armutsfalle' gesehen werden."
Diese Betrachtung von Fend unterstreicht die Komplexität der Funktionen von Schule und die Herausforderungen, die das Bildungssystem bei der Erfüllung seiner gesellschaftlichen und individuellen Aufgaben bewältigen muss.