Bildungsverständnis nach Gerd E. Schäfer
Gerd E. Schäfer, Professor für allgemeine Erziehungswissenschaft, entwickelte eine einflussreiche Theorie zur frühkindlichen Bildung. Sein Ansatz betont, dass Bildung mit der Geburt beginnt und auf Selbstbildung beruht. Kinder setzen sich durch aktives Handeln mit ihrer Umwelt auseinander und eignen sich so Wissen und Fähigkeiten an.
Highlight: Bildung basiert auf Sinnfindung und Erfahrungen. Schäfer warnt vor einer einseitig rationalen pädagogischen Orientierung.
Das Individuum muss sich mit der Umwelt auseinandersetzen, um an Individualität zu gewinnen. Bildung bedeutet das selbstständige, eigenwillige Handeln eines Individuums in einem soziokulturellen Umfeld. Dabei spielt die Interaktion mit der Außenwelt, auch über sogenannte Interaktionspartner, eine wichtige Rolle bei der Bildungsvermittlung.
Definition: Selbstbildungspotenziale sind die Fähigkeiten des Kindes, sich aktiv und selbstständig Wissen und Kompetenzen anzueignen.
Schäfer unterscheidet zwei wichtige Perspektiven in der kindlichen Entwicklung:
- Schizoide Position: Das Kind begreift, dass es selbst sowohl gut als auch böse sein kann.
- Depressive Position: Das Kind entwickelt Schuldgefühle, innere Ambivalenz und Unsicherheit.
Sprachentwicklung im Kontext frühkindlicher Bildung
Die Sprachentwicklung ist ein zentraler Aspekt in Schäfers Theorie. Er betont, dass Kinder zunächst nicht Sprache, sondern Laute lernen - die Laute ihrer Heimat. Dies erklärt, warum Zweisprachigkeit oft eine Herausforderung darstellt.
Example: Kinder lernen Worte bzw. Sprache in Zusammenhängen ihres Lebens, z.B. in Handlungszusammenhängen.
Schäfer hebt hervor, dass ästhetische Bildung, also Bildung basierend auf sinnlicher Wahrnehmung, die Grundlage des Spracherwerbs bildet. Wiederholung und regelmäßiges Sprechen erleichtern den Spracherwerb. Erwachsene sollten in Handlungskontexten mit Kindern sprechen.
Vocabulary: Ästhetische Bildung bezieht sich auf Bildungsprozesse, die auf sinnlicher Wahrnehmung basieren.
Sprechen bedeutet für Schäfer, Bilder und Szenen, die man "im Kopf" hat, zur Sprache zu bringen - sowohl die eigenen als auch die des Zuhörers. Sprache wird als Mittel verstanden, die Welt zu verstehen und zu erfahren.