Heitmeyers Theorie zur Entstehung von Jugendgewalt
Die Heitmeyer Theorie bietet einen soziologischen Erklärungsansatz für die Entstehung von Jugendgewalt. Der Kerngedanke ist, dass gesellschaftliche und soziale Faktoren maßgeblich zur Entwicklung von aggressivem und gewalttätigem Verhalten beitragen.
Laut Heitmeyer sind moderne Industriegesellschaften durch Individualisierungsprozesse gekennzeichnet, die zwar mehr Entscheidungsfreiheit, aber auch mehr Entscheidungszwänge mit sich bringen. Dies kann zu Verunsicherung führen und sogenannte Desintegrationspotenziale schaffen. Desintegration äußert sich in der Abnahme gewohnter sozialer Beziehungen sowie Normen und Werte.
Definition: Desintegration Heitmeyer bezeichnet die Abnahme sozialer Bindungen und Orientierungen in verschiedenen Lebensbereichen.
Heitmeyer identifiziert verschiedene Ebenen der Desintegration:
- Familie: Scheidungs- und Patchworkfamilien können zu mangelnder Aufmerksamkeit und Unterstützung für Jugendliche führen.
- Gemeinschaft: Abnahme von Mitgliedschaften in Vereinen, Kirchen etc.
- Werte und Normen: Fehlende verbindliche Werteorientierung (Wertepluralismus)
- Soziale Ungleichheit: Arbeitslosigkeit, schlechte Bildungsqualifikation, Zugehörigkeit zu sozialen Randgruppen
Diese Faktoren können zu Verunsicherung führen, die sich in emotionaler Form z.B.Zukunftsangst,niedrigesSelbstwertgefu¨hl oder als Handlungsunsicherheit Orientierungs−,Entscheidungs−undWirksamkeitsprobleme äußert.
Highlight: Bei Desintegrationserfahrungen sinkt oft die Hemmschwelle gegenüber Gewalt.