Wilhelm Heitmeyers Theorie zu Gewalt und Desintegration
Wilhelm Heitmeyer, geboren 1945, ist Professor für Pädagogik mit Schwerpunkt Sozialisation und ehemaliger Direktor für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. Seine Heitmeyer Theorie basiert auf folgenden Grundannahmen:
- Gewalt entsteht durch gesellschaftliche Prozesse
- Individualisierung erhöht den Druck auf Individuen
- Ungleichheit und Ungleichwertigkeit spielen eine wichtige Rolle
Heitmeyer betrachtet Sozialisation als aktiven Verarbeitungsprozess, bei dem sich das Subjekt mit sich verändernden realen Bedingungen auseinandersetzt. Dies führt zur Entwicklung von Orientierungsmustern und Handlungsweisen.
Definition: Sozialisation ist laut Heitmeyer ein sozialer Eingliederungs- und Prägungsprozess, bei dem äußere und innere gesellschaftlich bedeutsame Verhaltensmuster erlernt werden.
Der Soziologe sieht Individualisierung als zentrales Merkmal gesellschaftlicher Veränderung. Sie macht die Biografie des Menschen flexibler, erhöht aber auch den Entscheidungsdruck.
Highlight: Heitmeyer betont die Ambivalenz der Individualisierung: Einerseits wachsen Entscheidungsfreiheiten, andererseits müssen immer komplexere Lebensaufgaben ohne stabilen Rückhalt bewältigt werden.
Die Identitätsentwicklung spielt in Heitmeyers Theorie eine wichtige Rolle. Sie umfasst das Bewusstsein von sich selbst, emotionale Sicherheit und Handlungssicherheit.
Beispiel: Ein Jugendlicher, der sich in einer sich schnell verändernden Gesellschaft zurechtfinden muss, kann Schwierigkeiten haben, eine stabile Identität zu entwickeln.