Fallbeispiel: Das "Kind ohne Gesicht" - Eine Studie zur Computerspielsucht bei Jugendlichen
Das Fallbeispiel beschreibt die Problematik eines 14-jährigen Jungen namens Tillmann, der eine schwere Computerspielsucht entwickelt hat. Seine Sucht hat weitreichende Auswirkungen auf sein Leben und seine Familie.
Highlight: Die Computerspielsucht führt bei Tillmann zu einem Verlust des Realitätssinns und einer Identitätskrise. Er verfängt sich in einer künstlichen Welt mit einer neuen Identität.
Die Problematik äußert sich in verschiedenen Aspekten:
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Verlust von Interessen und Bedürfnissen: Tillmanns Triebe sind gelähmt, er hat den Sinn für die Wirklichkeit sowie das Gefühl für Raum und Zeit verloren.
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Gesundheitliche Probleme: Mangelnde Bewegung führt zu schlechter körperlicher Verfassung, Schlafstörungen und Ängsten.
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Soziale Isolation: Tillmann hat keine realen sozialen Kontakte mehr, was zu Kontaktangst und Schwierigkeiten in der Kommunikation führt.
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Schulische Probleme: Seine Leistungen leiden, er schwänzt häufig den Unterricht (Schulabsentismus).
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Familiäre Situation: Die Eltern sind geschieden, die Mutter hat wenig Zeit für ihren Sohn, was den Rückzug in die virtuelle Welt begünstigt.
Vocabulary: Schulabsentismus bezeichnet das wiederholte Fernbleiben vom Unterricht ohne triftigen Grund.
Der Werdegang von Tillmanns Sucht wird detailliert beschrieben:
- Er war zunächst ein normales Kind ohne Auffälligkeiten.
- Zum 10. Geburtstag erhielt er eine PlayStation.
- Die Scheidung der Eltern führte zu Einsamkeit und Rückzug in die virtuelle Welt.
- Mit 14 Jahren beginnt er, unregelmäßig zur Schule zu gehen.
- Er reagiert aggressiv auf Konfrontationen und Erziehungsmaßnahmen.
- Seine Emotionen stumpfen ab, und er entwickelt eine Online-Identität, die attraktiv und sportlich ist.
Example: Tillmann wird sogar handgreiflich gegenüber seiner Mutter, was zu einem Notruf führt und schließlich zur Diagnose seiner Sucht.
Das Fallbeispiel schlägt mehrere pädagogisch sinnvolle Lösungsansätze vor:
- Einbindung in Jugendgruppen oder Therapiegruppen zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
- Anschaffung eines Haustiers zur Förderung von Verantwortungsbewusstsein.
- Einbindung in den Haushalt zur Schaffung von Struktur und Disziplin.
- Festlegung von "Zockzeiten" nach Erledigung von Aufgaben.
- Regelmäßiger Kontakt zum Vater oder den Geschwistern als familiäre Unterstützung.
- Möglicher Schulwechsel und Nachhilfe zur schulischen Unterstützung.
- Entwicklung eines Hobbys für Erfolgserlebnisse und Ausgleich.
Quote: "Mitmenschen müssen seine Umwelt so spannend gestalten, dass diese Welt spannender für ihn wird als die virtuelle."
Diese Fallstudie verdeutlicht die Komplexität der Computerspielsucht bei Jugendlichen und zeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig zu intervenieren und ganzheitliche Lösungsansätze zu verfolgen, um Kinder aus der Computerspielsucht zurückzugewinnen.