Krappmanns Erweiterung des symbolischen Interaktionismus
Lothar Krappmann erweitert die Theorie von Mead und fokussiert sich auf die Entwicklung einer balancierten Identität. Der Kerngedanke seiner Theorie ist, dass sich Identität durch Interaktionsprozesse entwickelt, wobei Interaktionen Spielräume zum Handeln aufweisen.
Krappmann betont, dass für eine erfolgreiche Interaktion mit anderen Menschen sich selbst darstellen, gegenüber anderen interpretieren und verhandeln können müssen. Kinder müssen dabei entscheiden, welches Vorgehen ihre Erfolgschancen optimiert, wodurch neue Entwicklungsstufen erreicht werden können.
Highlight: Krappmann sieht die Identitätsentwicklung als lebenslangen Prozess.
Ein zentrales Konzept in Krappmanns Theorie ist die "balancierte Identität". Diese entsteht aus dem Ausgleich zwischen:
- Sozialer Identität: Interaktionspartner erwarten, dass man sich in seinem Verhalten und Handeln an vorgegebenen Rollenerwartungen orientiert (role-taking).
- Persönlicher Identität: Das einzigartige Individuum mit erkennbaren Unterschieden (role-making).
Definition: Balancierte Identität ist der Ausgleich zwischen sozialen Erwartungen und persönlichen Bedürfnissen.
Krappmann identifiziert vier identitätsfördernde Grundqualifikationen:
- Empathie: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.
- Ambiguitätstoleranz: Die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten aushalten zu können (Frustrationstoleranz).
- Rollendistanz: Die Fähigkeit, aus seinen Rollen heraustreten und sich von außen kritisch betrachten zu können.
- Identitätsdarstellung: Die Fähigkeit, die eigene Persönlichkeit zu präsentieren und die eigene Rolle zu spielen.
Example: Ein Beispiel für Rollendistanz wäre ein Lehrer, der in der Lage ist, über seine eigene Lehrmethode zu reflektieren und sie gegebenenfalls anzupassen.
Das Ziel der Sozialisation nach Krappmann ist der autonome Mensch, der sich durch Selbstbestimmung auszeichnet, für andere eintritt und mündig ist.
Krappmann betont die Bedeutung des sozialen Umfelds für die Förderung der Identität. Die Familie wird als wichtigste Instanz gesehen, die auf der Basis emotionaler Beziehungen die Entwicklung von Empathie fördert. Kommunikative Kompetenzen werden durch Dialoge mit den Eltern entwickelt, und Selbstsicherheit entsteht durch Mitwirken.
Quote: "Identitätsentwicklung als lebenslanger Prozess!"
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Krappmanns Erweiterung des symbolischen Interaktionismus die Bedeutung der Balance zwischen sozialen Erwartungen und individuellen Bedürfnissen für die Entwicklung einer stabilen Identität hervorhebt. Seine Theorie bietet wichtige Einblicke in die komplexen Prozesse der Identitätsbildung und Sozialisation.