Kerngedanken der kognitiven Entwicklung nach Piaget
Jean Piaget entwickelte eine einflussreiche Theorie zur kognitiven Entwicklung von Kindern, die auf einem konstruktivistischen Ansatz basiert. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Kinder ihr Wissen und Verständnis der Welt aktiv konstruieren, anstatt es passiv aufzunehmen.
Highlight: Das Kind treibt auf der Grundlage seines jeweiligen Reifestandes in der Interaktion mit seiner sozialen und personellen Umwelt seinen Entwicklungsprozess voran.
Piaget betont, dass sowohl Reifungsprozesse als auch Erfahrungsprozesse gleichermaßen wichtig für die kognitive Entwicklung sind. Kinder entwickeln ihr Bild von der Welt, indem sie sich handelnd mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Dies führt zur Entstehung kognitiver Strukturen, die Piaget als "Schemata" bezeichnet.
Definition: Schemata sind kognitive Strukturen oder Denkmuster, die sich im Laufe des Lebens entwickeln und durch Assimilations- und Akkommodationsprozesse angepasst werden.
Die Anpassung an die Umwelt erfolgt durch zwei zentrale Prozesse:
- Assimilation: Neue Informationen werden in bereits vorhandene Schemata eingeordnet.
- Akkommodation: Schemata werden umstrukturiert, wenn die vorhandenen kognitiven Strukturen nicht mit neuen Informationen oder Erfahrungen übereinstimmen.
Example: Ein Kind, das bisher nur Hunde gesehen hat, könnte eine Katze zunächst als kleinen Hund assimilieren. Wenn es lernt, dass es sich um ein anderes Tier handelt, muss es sein Schema akkommodieren und ein neues für Katzen erstellen.
Durch das ständige Wechselspiel von Assimilation und Akkommodation bilden sich immer neue Gleichgewichtszustände (Äquilibrien) heraus, wobei stets ein höheres kognitives Niveau erreicht wird. Piaget beschreibt diesen Prozess als den Motor der kognitiven Entwicklung.
Vocabulary: Äquilibration bezeichnet den Prozess des Strebens nach einem Gleichgewicht zwischen vorhandenen Denkstrukturen und neuem Wissen und Erfahrungen.
Piaget entwickelte ein Phasenmodell der kognitiven Entwicklung, das vier aufeinander aufbauende und universell beobachtbare Stadien umfasst:
- Sensomotorisches Stadium (0 bis ca. 2 Jahre)
- Präoperatorisches Stadium (ca. 2 bis ca. 7 Jahre)
- Konkret-operatorisches Stadium (ca. 7 bis ca. 11 Jahre)
- Formal-operatorisches Stadium (ab ca. 11 Jahren)
Diese Stadien beschreiben die zunehmende Komplexität des kindlichen Denkens und die Entwicklung spezifischer kognitiver Fähigkeiten.