Wolfgang Klafkis Bildungskonzept
Wolfgang Klafki, ein einflussreicher Marburger Erziehungswissenschaftler und Bildungsreformer, entwickelte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Konzept der kritisch-konstruktiven Didaktik. Dieses Konzept hatte einen nachhaltigen Einfluss auf viele Generationen von Lehrern. Im Zentrum seiner Theorie steht der kategoriale Bildungsbegriff, der eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit Bildungsinhalten ermöglicht.
In seiner Doktorarbeit setzte sich Klafki mit den damals vorherrschenden Bildungstheorien auseinander: der materiellen und der formalen Bildungstheorie. Die materielle Bildungstheorie konzentriert sich auf Bildungsinhalte und theoretisches Wissen, während die formale Bildungstheorie Methoden, Funktionen und Kompetenzen in den Vordergrund stellt.
Definition: Die materiale Bildung (OBJEKT) umfasst Bildungsinhalte und theoretisches Wissen über Natur und Kultur, wissenschaftliche Kenntnisse, kulturelle Einblicke sowie geschichtliches und soziales Wissen.
Definition: Die formale Bildung (SUBJEKT) beinhaltet Methoden, Funktionen und Kompetenzen, wobei das Können und die Beherrschung von Abläufen im Fokus stehen.
Klafki kritisierte an der materiellen Bildungstheorie, dass das Wissen unreflektiert übernommen wird und die Persönlichkeit dadurch nicht gefördert wird. An der formalen Bildung bemängelte er, dass der Kompetenzerwerb inhaltsfrei ist und ebenfalls nicht zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt.
Highlight: Klafki erkannte die Wichtigkeit beider Theorien, stellte jedoch fest, dass eine bloße Kombination nicht ausreicht. Er plädierte für ein ganzheitliches Bildungskonzept.
Als Lösung definierte Klafki den Begriff der kategorialen Bildung, der für eine dialektische Verbindung materialer und formaler Bildung steht. Kategoriale Bildung bedeutet, dass man durch das Erschließen der Welt auch sich selbst erschließt (Persönlichkeitsbildung).
Definition: Kategoriale Bildung ist die dialektische Verbindung von Wissen und Fähigkeiten und befähigt zu Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität mit dem Ziel personaler Mündigkeit.
Klafkis Modell wird auch als kritisch-konstruktive Didaktik bezeichnet. Es ist kritisch, weil das Individuum lernen muss, Bildungsinhalte zu hinterfragen, und konstruktiv, weil eine Reflexion von Bildungsinhalten Vorschläge zu sinnvollen Veränderungen ermöglicht.