Fehlleistungen in der Psychoanalyse
In Sigmund Freuds Psychoanalyse spielen Fehlleistungen eine wichtige Rolle. Diese unbeabsichtigten Handlungen und sprachlichen Äußerungen werden auch als "Freudsches Versprechen" oder "Lapsus Linguae" bezeichnet.
Definition: Eine Fehlleistung ist eine sprachliche oder handlungsbezogene Unachtsamkeit, bei der angeblich ein eigentlicher Gedanke oder eine Intention des Sprechers unwillkürlich zutage tritt.
Freud sah in diesen Fehlleistungen einen Ausdruck des Unbewussten. Er glaubte, dass sie verborgene Wünsche, Gedanken oder Absichten offenbaren, die normalerweise unterdrückt oder verdrängt werden.
Beispiel: Ein berühmtes Beispiel für eine Fehlleistung ereignete sich 1908 im deutschen Reichstag. Der deutschnationale Abgeordnete Lattmann trat für eine Ergebensheitsadresse an Wilhelm II. ein und sagte: "So wollen wir das auch rückgratlos tun." Nach minutenlanger Heiterkeit erklärte der Redner, er habe natürlich "rückhaltlos" gemeint.
Freud interpretierte solche Versprecher als Hinweise auf unbewusste Gedanken oder Gefühle. In diesem Fall könnte das Versprechen auf eine versteckte Kritik an der bedingungslosen Unterwürfigkeit gegenüber dem Kaiser hindeuten.
Highlight: Freuds Theorie der Fehlleistungen erweiterte das Verständnis menschlicher Kommunikation und Psychologie, indem sie die Rolle des Unbewussten in alltäglichen Situationen betonte.
Die Analyse von Fehlleistungen wurde zu einem wichtigen Werkzeug in der psychoanalytischen Praxis, um Zugang zu verdrängten oder unbewussten Inhalten zu erhalten. Obwohl Freuds Interpretationen oft kontrovers diskutiert wurden, haben sie das Feld der Psychologie nachhaltig beeinflusst und unser Verständnis für die Komplexität menschlicher Kommunikation erweitert.