Desintegrationstheorie nach Heitmeyer
Wenn die gesellschaftliche Integration scheitert, spricht Heitmeyer von Desintegration, die eine erhöhte Neigung zur Gewalt zur Folge haben kann. Die Theorie erklärt, warum manche Menschen gewalttätiges Verhalten als Lösungsweg wählen.
Ursachen für diese soziale Desintegration liegen häufig in schnellen Veränderungen der Familienkonstellation, wenn Jugendliche zu sehr auf sich allein gestellt sind oder wenn sie in starken Konkurrenzbeziehungen leben. Diese Faktoren erhöhen das Risiko, dass Betroffene sich nicht als Teil der Gesellschaft fühlen.
Heitmeyer identifiziert drei zentrale Desintegrationspotentiale: Erstens die Auflösung sozialer Beziehungen, die zu Instabilität und fehlender Reflexion führt. Zweitens die Gefährdung gemeinsamer Wert- und Normvorstellungen, wodurch Individuen gesellschaftliche Normen schlecht nachvollziehen können. Drittens die abnehmende Teilnahmebereitschaft an gesellschaftlichen Institutionen, was zu verstärkten Konkurrenzbeziehungen führt, in denen sich manche Menschen gewaltförmig durchsetzen.
Merke: Die Individualisierung nach Heitmeyer ist zweischneidig - sie bietet mehr Freiheiten, kann aber bei fehlenden Unterstützungsstrukturen zu Orientierungslosigkeit und letztlich zu Gewaltbereitschaft führen.