Stanford-Prison-Experiment: Eine Analyse
Das Stanford-Prison-Experiment von Philip Zimbardo aus dem Jahr 1971 ist dem Forschungsbereich der Sozialpsychologie zuzuordnen. Zimbardo untersuchte die These, dass gute Menschen immer gut sind. Im Fokus seiner Untersuchung stand die Hypothese: Wenn Menschen einer Rolle (und einer entsprechenden Umgebung) zugeteilt werden, dann verhalten sie sich entsprechend dieser Rolle (auch wenn sie ihren Werten widerspricht).
Die unabhängige Variable (UV) wurde in der Rollenzuweisung als Wärter oder Gefangene operationalisiert. Die abhängige Variable (AV) wurde anhand des rollenangepassten Verhaltens gemessen. Eine mögliche Störvariable könnte die individuelle Persönlichkeit der Teilnehmer gewesen sein.
Definition: Operationalisierung bezeichnet in der empirischen Forschung die Überführung von theoretischen Begriffen in messbare Größen.
Bei der Durchführung handelte es sich um ein Gruppenexperiment. Die Stichprobe bestand aus 24 männlichen Studenten aus den USA und Kanada, die als "gute Menschen ohne kriminelle Vorgeschichte" und mit gesunder Psyche galten. Die Teilnehmer wurden aufgesucht und festgenommen, um die Situation realistisch zu gestalten. Es erfolgte eine Rollenverteilung in 12 Wärter und 12 Gefangene. Die Wärter durften alles machen, außer körperliche Gewalt anzuwenden.
Highlight: Das Stanford-Prison-Experiment musste nach nur 6 Tagen abgebrochen werden, obwohl es ursprünglich für zwei Wochen geplant war.
Die Ergebnisse zeigten, dass selbst "gute" Menschen unter schlimmen Bedingungen zu grausamen Handlungen fähig sind. Die Gefangenen entwickelten psychische Störungen. Die Interpretation legt nahe, dass jeder Mensch etwas Schlechtes in sich trägt. Zimbardos Hypothese wurde somit verifiziert.
Kritik: Das Experiment steht unter erheblicher ethischer Kritik, da die Teilnehmer entmenschlichenden Umständen ausgesetzt wurden. Zudem haben die Forscher zu hartem Verhalten animiert und den Versuchsverlauf beeinflusst.
Als Ausblick lässt sich festhalten, dass für eine Verallgemeinerung der Ergebnisse weitere Studien mit verschiedenen Altersklassen und Geschlechtern durchgeführt werden müssten. Das Stanford-Prison-Experiment bleibt ein wichtiger, wenn auch kontroverser Meilenstein in der psychologischen Forschung und hat die Diskussion über Ethik in Experimenten maßgeblich beeinflusst.
Example: Das Experiment wurde in verschiedenen Medien aufgegriffen, unter anderem in dem Film "Das Experiment" (2001) und der Netflix-Serie "The Stanford Prison Experiment" (2015).