Entwicklung und Grundlagen der interkulturellen Pädagogik
Die interkulturelle Pädagogik hat sich in Deutschland als Reaktion auf die Realität der Einwanderung entwickelt. Seit über fünf Jahrzehnten ist Deutschland ein Einwanderungsland, was zunächst in den 1970er und 1980er Jahren zur Entstehung der Ausländerpädagogik führte. In den 1990er Jahren fand jedoch ein Paradigmenwechsel statt, und die Ausländerpädagogik wurde zugunsten der interkulturellen Pädagogik aufgegeben.
Definition: Interkulturelle Erziehung bezeichnet verschiedene Ansätze, die ein Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft fördern sollen. Insbesondere geht es dabei darum, im gemeinsamen interkulturellen Lernen einen Umgang mit Fremdheit zu finden.
Der Ausgangspunkt der interkulturellen Erziehung ist die Kulturkontaktthese, die besagt, dass das gemeinsame Leben von Menschen unterschiedlicher Kulturen einen Lernprozess bei allen Beteiligten auslöst. Ein zentrales Prinzip ist die Gleichberechtigung aller Kulturen.
Highlight: Durch das interkulturelle Lernen soll die interkulturelle Kompetenz entwickelt und gefördert werden, also die Fähigkeit, mit Menschen anderer Kulturkreise erfolgreich zu agieren.
Wolfgang Nieke, ein deutscher Erziehungswissenschaftler, entwickelte 10 Ziele interkultureller Erziehung und Bildung. Diese Ziele umfassen unter anderem:
- Erkennen des eigenen Ethnozentrismus
- Umgehen mit Befremdung
- Grundlegen von Toleranz
- Akzeptieren von Ethnizität und Rücksichtnahme auf Minderheitensprachen
- Thematisieren von Rassismus
Example: Ein Beispiel für interkulturelle Pädagogik wäre ein Schulprojekt, bei dem Schüler verschiedener Herkunft gemeinsam die Feste und Traditionen ihrer Kulturen vorstellen und feiern.
Alfred Holzbrecher, ein deutscher Professor für Allgemeine Didaktik, entwickelte 15 Kriterien für eine Schule, die interkulturelles Lernen fördert. Diese Kriterien betonen die Einbeziehung der Herkunftssprachen und die Vermeidung von Sonderklassen.
Quote: Laut Nieke ist "der gewohnte Umgang zwischen Menschen, die eine unterschiedliche Hautfarbe und ethnische Zugehörigkeit haben, ein anspruchsvolles Vorhaben, und die dafür erforderlichen Kompetenzen müssen durch Bildung und Erziehung erworben werden."
Die Ziele der interkulturellen Pädagogik sind vielfältig und umfassend. Sie reichen von der Entwicklung von Toleranz und Verständnis für andere Kulturen bis hin zur Förderung einer globalen Verantwortung und universellen Humanität. Dabei wird deutlich, dass interkulturelle Handlungskompetenz ein zentrales Anliegen ist, das alle Menschen betrifft, unabhängig von Alter oder Herkunft.