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Facharbeit Psychologie - Borderline

5.3.2022

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition/ Begriffserklärung
3 Ausbruch der Krankheit
4
5
6
7
3.1 Die Wurzeln des Borderline-Syndroms
3.2
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1 Einleitung
2 Definition/ Begriffserklärung
3 Ausbruch der Krankheit
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3.1 Die Wurzeln des Borderline-Syndroms
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3.2

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Definition/ Begriffserklärung 3 Ausbruch der Krankheit 4 5 6 7 3.1 Die Wurzeln des Borderline-Syndroms 3.2 Ein Extrem: Marilyn Monroe Verlustängste 4.1 Vorstellung der Betroffenen 4.2 Was können Eltern dagegen tun? Borderline als Betroffener 5.1 Hauptkennzeichnen der Charakterzüge 5.2 Wie Elternteile die Erkrankung erkennen 5.3 Angemessene Reaktionen der Elternteile Praktischer Teil 6.1 Die Betroffene 6.2 Alltägliche Probleme der Bezugsperson 6.3 Folgen für Elternteile Fazit 8 Bibliographie 9 Anhang 10 Eidesstattliche Erklärung 3 4 5 5 7 8 8 9 11 11 13 15 17 17 19 23 25 27 28 38 1 Einleitung Justin Bieber, Adolf Hitler, Britney Spears oder Marylin Monroe, diese 4 berühmten Persönlichkeiten aus Politik, Musik und darstellender Kunst verbindet eine Gemeinsamkeit. Hinter dem prunkvollen Leben, das sie alle führten oder führen versteckt sich eine Fassade, die psychisch sehr instabil ist. In ihren Krankenakten steht eine Persönlichkeitsstörung, die auch unter BPS aufzuführen ist, die Borderline- Persönlichkeitsstörung. [Kreismann, 2000, S. 17f] Die Autorin beschäftigt sich schon seit über einem Jahr mit psychischen Krankheiten, die sie interessieren. Von Schizophrenie über Anorexia nervosa bis hin zu multiplen Persönlichkeiten fasziniert die Autorin die Vorgeschichte der Betroffenen. In ihrem persönlichen Umfeld ist sie vor einem halben Jahr auf die Thematik der Borderline- Persönlichkeitsstörung gestoßen, welche sie nach umfangreicher Recherche fesselte. Daraufhin entschied sie, dieses Thema für ihre Präsentationsleistung zu wählen. Jedoch fiel ihr auf, dass der Fokus der Krankheit in der Literatur fast ausschließlich auf die Betroffenen gerichtet wurde. Daraufhin wollte die Autorin auch die Gedankengänge, Gefühle und Sichtweisen der Elternteile verstehen, da sich die Herausforderungen...

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der Krankheit besonders im Jugendalter manifestieren. Dazu ist die Autorin wie folgt vorgegangen. Zu Beginn der Arbeit werden Möglichkeiten für den Ausbruch der Krankheit beschrieben, wobei Eltern einen erheblichen Einfluss haben können. Anschließend wird der Krankheitsverlauf charakterisiert, bei dem auf die Verhaltensweisen aufmerksam gemacht wird, die Angehörige erkennen können. Im Zusammenhang damit werden mögliche Reaktionen und Verhaltensweisen aufgezeigt, wie Bezugspersonen reagieren können, um dem Betroffenen zu helfen. Im letzten Drittel der Arbeit, wertet die Autorin ihre praktische Arbeit aus, bei der sie eine Mutter interviewte, die ein Kind erzog, welches an BPS erkrankte. Die Auswertung mündet zum Schluss in einem Fazit, welches die Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und offene Fragen aufzeigt. 3 | Seite 2 Definition/ Begriffserklärung Persönlichkeitsstörungen (PS) Die PS stellen eine Klasse von psychischen Störungen dar. Sie beschreiben die Besonderheit einiger Merkmale der Persönlichkeitsstruktur mit unflexiblen, starren und unzweckmäßigen Persönlichkeitszügen. Diese Charakterzüge können zu Problemen wie subjektivem Leid oder häufigen Konflikten mit der Umwelt führen. Je nach artspezifischer Persönlichkeitsstörung weiß der Betroffene, dass er eine Störung besitzt oder nicht. Im Fall der Borderline- Persönlichkeitsstörung trifft die Unwissenheit einer Störung zu. Der Betroffene ist sich seiner Störung nicht bewusst, weil er sich als normal wahrnimmt. [Niedermayr, 2019, Min. 5-7] Borderline- Persönlichkeitsstörung (BPS) Die Erkrankung an Borderline zählt häufig zu einer Begleitstörung neben beispielsweise Depression, Hypochondrie (zwanghafte Kontrolle über Gesundheitszustand), Anorexia nervosa (Magersucht) oder Schizophrenie. Aufgrund der Vielfältigkeit und Individualität der Krankheit gibt es keine einheitliche Definition. Die Betroffenen berichten jedoch alle von Widersprüchlichkeit, innerer Leere, Impulsivität und selbstzerstörerischem Verhalten. [Kreismann, 2000, S. 24f] Angehörige/Bezugspersonen Zu den nächsten Angehörigen zählen grundsätzlich die Familienmitglieder des eigenen Haushalts. Durch den Kontakt im alltäglichen Leben ist es fast unmöglich, den damit verbundenen Problemen einer Persönlichkeitsstörung aus dem Weg zu gehen. Weiterhin zählen Freunde, der oder die Partner*in oder Familie außerhalb des eigenen Haushalts dazu. Wenn der Betroffene noch im Schulalter ist, so zählen ggf. auch Lehrer oder Schulpsychologen zu den Bezugspersonen. Das hängt jedoch davon ab, ob der Betroffene eine tiefe, mentale Bindung zu diesen Personen aufbauen will. Wenn der Betroffene einem Patient in einer psychischen Praxis wird, so ist zwangsläufig der Psychotherapeut eine weitere Bezugsperson des Patienten. [Förderkreis, 2009, Borderline verstehen] 4 | Seite 3 Ausbruch der Krankheit 3.1 Die Wurzeln des Borderline-Syndroms Wie bei vielen psychischen Krankheiten kann der Ursprung in der Individualentwicklung der ersten Lebensjahre liegen. Entwicklungstheorien beziehen sich in der Psychologie häufig auf die empfindlichen Interaktionen zwischen Bezugsperson und Kind, weil diese in den ersten Monaten die entscheidende Rolle spielen, ob das Kind eine eigene Identität entwickeln kann oder nicht. [Kreismann, 2000, S. 79] Eine dieser Entwicklungstheorien bezeichnet die Objektbeziehungstheorie. Diese entscheidet in den meisten Fällen darüber, ob eine BPS ausgebildet wird oder nicht. In der ersten Phase, welche sich über die ersten 5 bis 8 Monate erstreckt, wird dem Kind bewusst, dass es neben seiner Bezugsperson (meist die Mutter) eine andere, getrennte Welt gibt. In dieser Phase wird das Kind von seiner Bezugsperson so beeinflusst, dass es darüber entscheidet, ob das Kind Fremden gegenüber neugierig oder ängstlich auftritt. [Kreismann, 2000, S.81] In der zweiten Phase, der Übungsphase, geht es um die zunehmende Ambivalenz (Zwiespältigkeit) des Kindes. Es lernt zusätzlich zu krabbeln oder zu laufen. Diese Phase charakterisiert sich durch die kurzen Trennungen und Wiedervereinigungen der Bezugsperson. Nach dem 16. Monat erreicht das Kleinkind ein Entwicklungsstadium, welches sehr bedeutend für die spätere psychische Gesundheit ist; die Phase der Wiederannäherung. Bei der normalen Entwicklung der nächsten 9 Monate erhält das Kind die Erkenntnis, dass es eine eigene personalisierte Identität besitzt, welche getrennt von seiner Umgebung existiert. Die Aufgabe der Bezugsperson ist es, das Kind zu Experimenten mit seiner Individuation (Persönlichkeitsreifung) anzuregen. Auf der anderen Seite soll sie trotzdem unterstützend Hilfe bieten können, sodass sich das Kind auf den Angehörigen verlassen kann, sobald es Hilfe braucht. [Kreisman, 2000, S. 82] Bei der Erziehung eines Borderliners sind häufig einer von zwei Extremen der Auslöser für den Ausbruch der Krankheit im Folgealter. Entweder die Mutter lässt keine Nähe zu, sodass die Wiedervereinigung nicht möglich ist oder sie besteht auf eine zwanghafte Kontrolle des Kindes, sodass eine klammernde Symbiose entsteht. Wenn einer dieser Fälle eintritt und im Jugendalter 5| Seite eine BPS ausgebildet wird, so zeigt sich das in zwei verschiedenen Symptomen. Wenn der Angehörige seinem Kind nicht genug Aufmerksamkeit schenken konnte (weil er vielleicht selbst Angst vor Nähe hatte), so zeigt sich das Verhalten in späteren Jahren als Verlustangst. Der Borderliner versetzt sich in gewohnte Verhaltensmuster aus seiner Kleinkindzeit. Die andere Seite handelt von der Angst erdrückt zu werden, welches eine grundlegende Schwierigkeit bei Borderlinern darstellt. Dadurch, dass dem Kind in seiner Jugend kein Raum gegeben wurde sich unabhängig zu entwickeln, hat der Borderliner später Angst, dass sich das Verhalten wiederholt. [Kreismann, 2000,S. 83] Das Aufhalten der Entwicklung durch Abweisung oder Kontrolle kann ein Grund für den Ausbruch der BPS sein. Aber auch schwere Traumata in den ersten Lebensjahren können Wirkung zeigen. Diese können z. B. den Verlust eines Elternteils darstellen. Weiterhin kommen sexueller und körperlicher Missbrauch dazu, die tiefe Wunden in der Psyche hinterlassen. Ähnlich wie bei emotionaler Vernachlässigung entsteht durch diese psychische Gewalt eine erhebliche Störung der emotionalen Bindung an die Bezugspersonen. Im weiteren Entwicklungsverlauf entsteht ängstliches Verhalten und/oder Misstrauen, d. h. allgemeine Schwierigkeiten in Beziehungen. [Kreisman, 2000, S. 87-92] Darüber hinaus ist in Studien festgestellt worden, dass es bei vielen Patienten Parallelen zur Mutter gibt. Dort wirft sich die Frage auf, ob die Krankheit vererbbar ist. Bis heute sind keine biologischen oder genetischen Kennzeichen gefunden worden. Diese wurden beispielsweise in Bluttests oder identifizierbaren Genen gesucht. Dennoch zeigen einige Studien Ergebnisse, die eine Vererbungsmöglichkeit vermuten lassen. [Kreisman, 2000, S. 89] Vorab ist zu sagen, dass die untersuchten Patienten zu ca. 75 % weiblich waren, was daran liegt, dass durchschnittlich 3 von 4 Borderlinern Frauen bzw. Mädchen sind. [Dulz Schneider, Borderline Störungen, 1999] Da Borderline in den meisten Fällen mit Begleitstörungen auftritt, werden erbliche Krankheiten wie Lernschwächen, Hyperaktivität, Epilepsie oder Kopftrauma häufig als Grund genannt, wenn es um die Vererbung der BPS geht. Solche Verbindungen zwischen Mutter und Kind können laut Studien dazu führen, dass die Chance an einer BPS zu erkranken höher ist. Eine weitere Parallele zu depressiven Müttern wird in der Hirnaktivität vermutet. Bei der Mutter sowie dem Kind wurden in dieser Studie die einzelnen Teile des Gehirns an Hand der Hirnwellenaktivität gemessen. 6 | Seite Auffällig bei den Borderlinebetroffenen waren abnormale Aktivitäten im Bereich des Schläfenlappens. Diese weisen auf eine Dysfunktion in diesem Bereich hin. Zudem wurde mit dieser Studie belegt, dass Borderliner eine verkürzte Zeit haben, in der sie träumen. Das gleiche wurde bei den Müttern diagnostiziert, die an Depressionen erkrankt waren. Somit ist die Krankheit nicht erblich. Jedoch begünstigen einige Faktoren den Ausbruch dieser Krankheit. 3.2 Ein Extrem: Marilyn Monroe Marilyn Monroe galt in den 50er Jahren zu den erfolgreichsten Frauen der Filmgeschichte. Im Gegensatz zu der erfolgreichen Karriere als Erotikikone stand im Hintergrund eine Frau, die mit innerer Leere, falschem Selbstbild und letztlich auch mit Suizidversuchen zu kämpfen hatte. Aufgrund ihrer tragischen Kindheit erkrankte sie an der Borderline- Persönlichkeitsstörung. Der Auslöser für die Krankheit wird in ihrer Kindheit vermutet. Ihre Mutter verbrachte die meiste Zeit ihrer Jugend in einer psychischen Anstalt. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt und ihre Großmutter hatte ebenfalls psychische Probleme, weswegen sie sich selbst vergaß und Marilyn misshandelte. Wie im Punkt 3.1 beschrieben wird, können diese genetisch erblichen Veranlagungen der Vorgenerationen, einen großen Einfluss auf die BPS nehmen. Das uneheliche Kind besuchte aus diesem Grund viele Pflegefamilien und lebte zeitweilig im Waisenhaus. [Kreisman, 200, S. 88] In der ersten Pflegefamilie wurde Marilyn von dem Untermieter dieser Familie vergewaltigt. Nachdem Marilyn ihrer Pflegemutter von dem Vorfall erzählte, wurde sie von ihrer Pflegemutter für die vermeintliche Lüge massiv verprügelt. [Pfeifer, 2009, S. 20f] Vor allem durch die weiteren Vergewaltigungen, die Marilyn in jungem Alter durchleben musste, wurde ihr ständig das Gefühl vermittelt, dass sie keinen persönlichen Wert besaß. Es gab nur zwei Extreme in ihrer Jugend, entweder überaus fürsorgliche Eltern oder Familien, die sie misshandelten. Die Erziehung genoss keine Konstanz. Der jungen Marilyn wurde von klein auf vermittelt, dass es nur diese zwei Seiten gibt, entweder den Eltern war vollständig zu vertrauen oder sie fühlte sich wie in einer Existenzkrise bedroht. [Kreisman, 2000, S. 50] Später kam Marylin zur Schauspielerei. In ihren Rollen spielte Marilyn Monroe immer eine Frau, die um Verständnis flehte oder Gehorsam erwies und dabei lächerlich gemacht wurde. Ihr wurde 7| Seite wiederholt vermittelt, dass sie keine Wertigkeit besaß. Die Schauspielerei wurde deshalb so gefährlich, weil Marilyn längst an der BPS erkrankt war. Sie genoss es nun die Persönlichkeiten ihrer Rollen anzunehmen, da sie selbst keine eigene Identität mehr besaß. Das war ihrer Krankheit geschuldet. [Kreisman, 2000, S. 27ff]. Aufgrund dessen, dass sie in ihrer Freizeit nicht mehr die Identität ihrer Rollen annehmen konnte, wusste sie nicht mehr, wer sie war. Diese Leere versuchte sie wie viele Borderline- Betroffene mit Alkohol, Drogen oder Selbstverletzung zu füllen. Sobald Marilyn alleine war, spürte sie die innere Leere, die sie nicht füllen konnte. Zudem waren ihre Beziehungen im Erwachsenenalter von Erniedrigungen oder masochistischen Handlungen geprägt. Ihre tragische Geschichte endete nach dem 3. Suizidversuch, der sie letztlich tötete. [Kreisman, 2000, 68f] 4 Verlustängste 4.1 Vorstellung der Betroffenen Das schreckliche Gefühl von Einsamkeit entwickelt sich meist schon in der frühkindlichen Entwicklungsphase. Wie schon in Punkt 3.1 beschrieben, werden die Borderlinekinder von der eigenen Individuation oder Ablösung abgehalten. Diese Traumata, die das Kind in den jungen Jahren erlebt, setzten sich so fest, dass sie im Jugendalter als Verlustängste wieder auftreten. Im großen Gegensatz dazu steht das Gefühl, erdrückt zu werden. Der Betroffene hat Angst, dass er seine Identität verliert, sobald die Bezugsperson sich aus der unmittelbaren Nähe entfernt. Der Borderliner lebt nicht nach dem Prinzip ,,Ich denke, also bin ich", sondern sieht seine Philosophie eher wie: ,,Andere richten sich nach mir, also bin ich". Wenn die Bezugsperson jetzt außer Sichtweite des Betroffenen wandert, so geht der Borderliner davon aus, dass diese Person seine Persönlichkeit, seine Identität, mitnimmt. [Kreisman, 2000, S. 68] Im Gegensatz dazu verspürt die Person das Gefühl komplett vereinnahmt zu werden, wenn die Bezugsperson endlich genug Nähe zeigt. Anstatt Erregung oder Glück zu verspüren, berichten Betroffene davon, dass sie sich eingeengt und unwohl fühlen. [Straus, 2008, S. 69] Das Problem bei Betroffenen ist es, dass sie die Umgebung in einer schwarz-weißen Welt sehen. Das Mischen dieser zwei Extreme zu einem ,,grau" ist nicht möglich. Sie können die realistischen guten Seiten nicht mit den schlechten vereinen, sodass ein Gesamtbild entsteht. In Bezug auf die Verlustängste empfinden die 8 | Seite Borderliner entweder erregende Befriedigung oder verheerende Frustration und Zurückweisungen mit dem Gedanken sofort verlassen zu werden. [Straus, 2008, S. 72] Ein großer Niederschlag im Leben ist es, wenn sie am Ende wirklich verlassen werden. Sie neigen zu einer extremen Instabilität und greifen zu Selbstverletzungen oder extremen Wutausbrüchen. Um sich nach diesem Niederschlag wieder verbunden zu fühlen, suchen sich viele Borderliner Orte wie Single Bars, wo sich spontane Affären schnell aufgreifen lassen. [Straus, 2008, S. 69] Bei der Eltern- Kind Beziehung sieht das ähnlich aus. Der Betroffene hat das Gefühl, dass das Elternteil ,,aus den Augen, aus dem Sinn" ist. Das Elternteil existiert nur, wenn es greifbar ist und vor einem steht. Dieses Gefühl geht auf die frühkindliche Entwicklung zurück, wo das Kind noch nicht begreift, dass die Mutter auch existiert, wenn sie den Raum verlassen hat. 4.2 Was können Eltern dagegen tun? Gerade im Jugendalter sind die Eltern in vielen Hinsichten von den Verlustängsten betroffen. Eltern müssen sich darauf einstellen auch Vorwürfe zu hören, die keines Wegs berechtigt sind. Um diese im Alltag in diesem Aspekt erleichtern zu können, gibt es einige Vorgehensweisen, die die Verlustängste eindämmen können, sodass es zu weniger Auseinandersetzungen kommen wird. Das wohl Wichtigste ist, die Emotionen des Borderliners anzuerkennen, Eltern sollten keineswegs mit logischen Argumenten versuchen, den Betroffenen vom Gegenteil zu überzeugen. Diese Methode bewirkt eher das Gegenteil des gewünschten Effekts und endet schnell in Auseinandersetzungen. Auf der anderen Seite dürfen Eltern jedoch ihre eigenen Grenzen nicht überschreiten und ihr Kind die vollständige Kontrolle überlassen. Sie sollten die Gefühle akzeptieren, jedoch nicht ihre eigenen Interessen vernachlässigen. Die gute Kommunikation zum Kind, um einen Kompromiss zu finden ist extrem wichtig in der Erziehung eines Borderliners. [Straus, 2008, S. 75] Eltern sollten sich zudem von vorne herein darauf einstellen, dass sie mit jeder Aktion, die sie in ihrem Alltag bewältigen, Enttäuschung verursachen können. Beide Seiten haben viel zu lernen und gehen durch eine Reihe von unterschiedlichen Emotionen. Der Borderliner muss lernen seinen sofortigen Wunsch nach Nähe zu zügeln. Das betroffene Elternteil muss lernen damit 9 | Seite umzugehen, dass seine unrealistische Hoffnung den Betroffenen sofort besänftigen zu können, nicht erfüllbar ist. Solche Emotionen müssen oft in langen Gesprächen geklärt werden, wobei das Elternteil häufig viele Konfrontationen mit erfunden Behauptungen zu hören bekommt. [Straus, 2008, S. 74] Auch wenn die Behauptungen, dass das Elternteil den Betroffenen immer im Stich lässt, meist unerwartet kommen, so können Elternteile mit der Zeit durch persönliche Erfahrungen die Auseinandersetzungen voraussehen. Dies sollte jedoch nicht auf der Grundlage von Vorwürfen basieren sondern unterstützend und hilfebietend beim Betroffenen ankommen. Diese Methode lässt sich auch unter der SET-Methode verstehen, welche im Punkt 5.3 genauer erklärt wird. [Straus, 2008, S. 105f] Zudem ist es als Elternteil von großer Bedeutung, sich selbst Raum zu verschaffen und sich gelegentlich zurück zu ziehen. Es ist nicht möglich, eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung zu führen, wenn das Elternteil über seine emotionalen Grenzen gezogen wird. Eltern müssen verstehen, dass sie nicht immer alles für ihr Kind sein können. Gegebenenfalls kann zu viel Aufmerksamkeit auch missverstanden werden, sodass sich das Kind erdrückt fühlt. Wichtig ist bei diesem Punkt zu beachten, dass der Angehörige sich nicht ohne Begründungen zurückzieht. Der Borderliner braucht Erklärungen um Verständnis für diese Situationen entwickeln zu können. Andernfalls fühlt sich der Heranwachsende verlassen, welches zu emotionaler Instabilität führt. Auch hier ist die Kommunikation das Wichtigste und Hilfreichste. [Straus, 2008, S. 107] Unterstützend dazu können Eltern versuchen die Verlustängste mit Übergangobjekten zu erleichtern. Ähnlich wie im Kleinkindalter ein Teddybär mit den Eltern oder einer bestimmten Person in Verbindung gebracht werden, können Gegenstände wie Pullover des Angehörigen oder Geschenke wie gemeinsame Bilder oder eine CD die gleichen gewünschten Ziele erreichen. Sachen, die den Betroffenen das Gefühl geben zum Teil vor Ort zu sein, können positiven Einfluss auf die Linderung des Schmerzes haben. [Straus, 2008, S. 76] 10 | Seite 5 Borderline als Betroffener 5.1 Hauptkennzeichnen der Charakterzüge Um als Angehöriger die Symptome erkennen zu können, muss der Betroffene erstmals verstanden werden. Auch wenn jede Psyche anders funktioniert, lassen sich gewisse Parallelen zwischen den Betroffenen erkennen. Hierzu bezieht sich die Autorin auf die „Diagnostische[n] Kriterien der BPS nach DSM- IV". [Schweiger, Informationsheft S. 1-7] Für Betroffene ist die schwierigste Phase das Jugendalter, die durch die Pubertät geprägt ist. Die normale Entwicklung strebt danach sich selbst neu und unabhängig von seinen Eltern zu entwickeln. Das neue Identitätsbild entsteht. Menschen, die an Borderline erkrankt sind, leiden an der Schwierigkeit, sich selbst nicht identifizieren zu können. [Kreisman, 2000, 233f] Das heißt, dass sie sich selbst fremd sind und von der Umwelt stark beeinflusst werden. Durch das gestörte Wahrnehmen von Emotionen können sich Komplimente schnell in Wut oder Scham umwandeln. Der Borderliner besitzt somit eine instabile und meist negative Sicht eigener Gedanken, Emotionen und der eigenen Person. [Psychiatrieerkrankungen, 2018, Identität] [Schweiger, Informationsheft, S. 3] Die Betroffenen leben in einer schwarz-weißen Welt, die viele Kinder kennengelernt haben. Im Gegensatz zur normalen Entwicklung ist der Borderliner dort stecken geblieben, wo er die graue Welt kennenlernen sollte. Die graue Welt bezeichnet in dem Fall das Abwiegen von Gut und Böse um sich ein Gesamtbild zu verschaffen. Ein heranwachsendes Kind lernt mit der Zeit das böse und das gute Bild miteinander zu verknüpfen. Es existieren keine zwei Personen, die verschieden beurteilt werden. Genau diese Entwicklung zeigt sich bei Betroffenen im Jugendalter nicht. Sie sehen entweder eine Person vor sich, die es wert ist zu lieben oder eine, die es wert ist zu hassen. Sie können die guten Erinnerungen nicht mit den enttäuschenden verbinden, was sie zu häufigen Wutausbrüchen bringt, weil sie nur die schlechten Seiten sehen. Zusätzlich ist der Einfluss von außen für den Betroffenen stark von Bedeutung, wenn es um die eigene Identität geht. Aus diesem Punkt heraus leitet sich ein häufiger Wechsel in den 11 | Seite Lebenszielen ab. Aufgrund der Orientierung an die Außenwelt, wechseln mit ihrer Persönlichkeit auch die Interessen. Typisch dafür ist das Wechseln des Berufs oder der Ausbildung. Es scheint schwierig zu sein, sich über einen langen Zeitraum auf eine Sache zu konzentrieren. [Schweiger, Informationsheft, S. 4] Darüber hinaus ist das selbstzerstörende Verhalten das bekannteste Merkmal eines Borderliners. Eltern bekommen schnell Angst, wenn ihr pubertierendes Kind mit aufgeschlitzten Armen vor ihnen steht. Sie denken möglicherweise sofort an eine psychische Krankheit. Jedoch muss man differenzieren. Es könnte dem Kind nicht gut gehen und ihm wurde alles zu viel, sodass es zu Selbstverletzung griff. Schließlich haben andere Mädchen ihres Alters es auch getan. Sie verspürte Schmerz, während der Selbstverletzung. Dieses Verhalten ist keine hilfreiche Lösung für das Problem, jedoch ist bei diesem Punkt nicht von Borderline auszugehen. Mit der Selbstverletzung erzielt der Betroffene eine Spannungsreduktion. Eine normale Reaktion auf Selbstverletzung wäre Schmerz, welcher der Borderliner jedoch nicht verspürt. Die Psyche funktioniert in diesem Bereich anders. Hier ein Auszug aus dem Gedicht einer Betroffenen: ,,Langsam schleicht sich der Gedanke bei mir ein. Zuerst leise, dann immer lauter. Schneide dich, und es wird den Schmerz, der in dir ist, übertönen. Das hämische Gelächter läßt mich nicht mehr los, bis ich tief verletzend mich geschnitten habe..." [Pfeifer, 2009, S. 16] Die Betroffene berichtet von einer beruhigenden Wirkung und der Ablenkung vom inneren, psychischen Schmerz, der sie noch mehr verletzt als die physischen Wunden. Dieses Verhalten zeigt sich bei den meisten Borderlinern. [Kreisman, 2000, S. 62] Anhand dieses Gedichts erkennt man das Leiden, bevor der Borderliner den ersten Schnitt setzt. Für ihn ist es kaum aushaltbar. Diese Selbstverstümmelung löst beim Großteil der Betroffenen die Abgabe von körpereigenen Endorphinen aus. Solche werden bei körperlichen Traumata wie Geburten freigesetzt, damit der Körper nicht mit dem vollen Umfang der Qual belastet wird. Das bedeutet, dass die Schmerzen betäubt werden und die Selbstverletzung nicht als schmerzhaft wahrgenommen wird. [Kreismann, 2000, S.90 f] Selbstverletzung kann jedoch auch als Manipulation dienen, welche das 12 | Seite Umfeld in Alarm versetzt. Die Betroffenen merken, dass sich die Bezugspersonen um sie kümmern und sich Sorgen machen, das Gegenteil von Verlusterscheinungen. Insofern hilft es den Borderlinern ihre Angehörigen an sich zu binden. [Pfeifer, 2009, S. 16] Weiterhin gehört zum selbstschädigenden Verhalten auch das Ausüben einer Risikosportart oder das extrem schnelle Autofahren, weil dem Betroffenen bewusst ist, wie schnell das Leben mit solch einem Verhalten beendet werden kann. [Schweiger, Informationsheft, S. 5] Ein weiteres Kernmerkmal stellt die Verlustängste da, welche Ausdruck in vielen weiteren Verhaltensweisen findet. Dazu bezieht sich die Autorin jedoch unter Punkt 3 noch genauer, um den Betroffenen besser zu verstehen. 5.2 Wie Elternteile die Erkrankung erkennen Damit die Persönlichkeitsstörung behandelt werden kann, muss diese erst diagnostiziert werden. Zuvor erkennen die Eltern oder Angehörigen, dass mit dem Betroffenen etwas nicht stimmt. In den folgenden Abschnitten werden einige Varianten aufgeführt, wodurch sich das Krankheitsbild äußern kann. Den Eltern fällt es am Anfang schwer, die Pubertät von einer psychischen Krankheit zu unterscheiden, denn das normale Entwicklungsbild eines Teenagers ähnelt das eines BPS Betroffenen stark. Die Auffälligkeiten eines Kindes im Jugendalter prägen sich von der Identifikation mit einer Gruppe, Schreiben pessimistischer Texte oder vom Weinen und Drohen. Vor allem zeigen sich in dieser Altersgruppe Stimmungsschwankungen, welche eine Impulsivität voraussetzen. Die Impulsivität ist der Punkt, an dem sich normale und psychisch gestörte Entwicklung trennt. Ein Kind, welches unter Borderline leidet, ist auffällig impulsiver als ein normal entwickeltes. [Kreisman, 2000, S. 229] Die Reaktion des Betroffenen auf die Erziehung wird nicht von regelmäßigen Streitereien geprägt, sondern von unbegründet ausgesprochenem Hass. Gerade in der ersten, akuten Phase der Borderline-Krankheit ist der impulsive Konflikt zu den Bezugspersonen auffällig. Bei der Ausbildung der Krankheit steht die Intensität von Gefühlen der Fähigkeit sich zu entspannen im 13 | Seite Weg. Angehörige bekommen dies mit starken Auseinandersetzungen zu spüren. [Kreisman, 2000, S. 233] Das selbstzerstörende Verhalten ist mit der Impulsivität des Kindes verbunden. Dazu zählen nicht nur Umstände wie Schnittnarben an den Unterarmen. Zusätzlich schaden auch Aktionen wie starker Alkoholkonsum oder übermäßiges Essen bis zum Erbrechen. Wenn Eltern auffällt, dass ihr Kind schlagartig Fehlentscheidungen trifft, so können diese Symptome Teil der BPS sein. [Kreisman, 2000, S. 229] Zu den selbstschädigenden Handlungen zählt auch magersüchtiges Fasten, welches sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Merken Eltern, dass ihr Kind sich weigert zu essen, so kann es nicht nur ein Hinweis zur Magersucht sein. Da Borderline in den meisten Fällen mehrere Begleitstörungen hat, kann auch Anorexia nervosa für Borderline sprechen. [Kreisman, 2000, S. 230] Darüber hinaus können Eltern an bestimmten Verhaltensweisen festmachen, dass es ihrem Kind psychisch nicht gut geht. Das beinhaltet Bewältigungstechniken, die die Betroffenen anwenden um mit ihrer inneren Frustration fertig zu werden. Neben provozierenden Verhaltensweisen wie Ritzen, gibt es weitere Auffälligkeiten, die viele Eltern erst bewusst wahrnehmen, sobald die Krankheit klinisch diagnostiziert wurde. [Straus, 2008, S. 154] Dazu gehört unter anderem Regression. Das bezeichnet das wiederholte Zurückfallen in kindliche Verhaltensmuster. Diese wird ausgelöst, sobald der Betroffene in Stresssituationen gerät. Beispielsweise gibt es einen fiktiven Betroffenen, dessen Kindheit von Misshandlungen seines Vaters geprägt wurde. Selbst Jahre später fällt diese psychisch kranke Person in Stress, wenn er von Fremden berührt wird, wo er es nicht will. Der Körper setzt sich in eine Stresslage, weil der Betroffene Angst hat. Diese Angst bewältigt er mit der Regression, weil er als Kleinkind mit typisch unreifem Verhalten seine Probleme bewältigte. Der Betroffene genoss als Jüngling den Vorteil des Kleinkindzustandes. Die gleiche Reaktion auf ein Problem geschieht in der Gegenwart. Da sich die Borderlinepersönlichkeit hilflos fühlt, versetzt sie sich in einen Zustand, wo sie ihre Probleme bewältigen konnte. Nach außen hin wirkt dieses Verhalten wie das eines Kindes. [Straus, 2008, S. 155] 14 | Seite Eine andere Bewältigungsstrategie von starken Emotionen ist das Zurückziehen des Betroffenen. Bemerkbar ist es, wenn sich Borderliner bewusst aus einer unbekannten Menschenmenge zurückziehen. Eine Vielzahl von nicht einschätzbaren Personen wirkt überfordernd für den Leidtragenden. Die vielen ersten Eindrücke, die die Person maßgeblich für den Borderliner charakterisieren, sind so groß, dass ein Rückzug leichter erscheint. Für Elternteile kann die passive Aggression ein weiterer Hinweis sein, dass ihr Kind an einer BPS erkrankt ist. Es sind nicht nur die Wutanfälle, die dem Gegenüber gnadenlos ausgesprochen werden. Durch passive Handlungen, kann gleich viel Leid erzeugt werden. Ein Beispiel für solche Darbietungen kann das absichtliche Vergessen eines Arbeitsauftrags oder eines wichtigen Treffens sein. [Straus, 2008, S. 155] Weiterhin auffällig ist die Spaltung von alten Freunden oder Familienmitgliedern. Wenn das Kind auf die Nachfrage hin sagt, dass alle Freunde sie tief enttäuschen, so zeigt es, dass es diese Personen aus seinem Leben verbannt hat. Borderliner stehen in der ersten akuten Phase häufig ohne Freunde da, da sie sie entweder von selbst verbannen oder sie mit ihren Wutanfällen verspotten, woraufhin sie kein Interesse mehr wecken. [Straus, 2008, 93f] Ein weiterer Grund für das Alleinstehen eines Betroffenen könnte die Projektion und projizierte Identifikation sein. Das bedeutet, dass sie die Verantwortung auf andere schieben. Das beeinflusst zusätzlich die Sicht auf die Mitmenschen im Umfeld des Borderliners. Bekanntschaften lösen sich im Jugendalter schnell, wenn der Gesprächspartner nicht wertgeschätzt, sondern verantwortlich gemacht oder verspottet wird. [Straus, 2008, S. 155] 5.3 Angemessene Reaktionen der Elternteile In der Erziehung eines Borderliners werden die Eltern häufig von ihren Kindern bloßgestellt. Dabei ist es wichtig nicht selbst wütend zu werden und gegenhalten zu wollen. In diesem Fall würde sich der Borderliner nur noch aggressiver verhalten. Im Gegenzug ist Toleranz ebenfalls unproduktiv. Mit zu großer Nachsicht vermitteln Eltern das Gefühl, dass die Wut akzeptabel ist. Der Borderliner wird in seinem falschen Handeln bestätigt. Eine Möglichkeit für Angehörige wie Eltern ist es, sich aus dem Geschehen zurückzuziehen. Wenn das Gespräch nicht mit ruhiger Vernunft geklärt werden kann, so ist es am produktivsten dem Gespräch ein Ende zu setzen. Beide Seiten können sich zurückziehen. Eltern müssen in der Situation akzeptieren, dass Veränderungen ihre Zeit 15 | Seite brauchen. Wichtig ist es nach Ende des Gesprächs nicht aufzugeben. Der nächste Versuch einer zivilisierten Konversation sollte am nächsten Tag erneut unternommen werden. [Straus, 2008, S. 296] Bei solchen Gesprächen sollte man jedoch einige Dinge beachten. Das Ziel einer Konversation sollte die SET-Kommunikation sein. Die 3 Elemente dieses Gesprächstyps sind Support (Unterstützung), Empathy (Mitgefühl) und Truth (Wahrheit). Um es besser verstehen zu können, kann man sich diese drei Aspekte wie ein gleichseitiges Dreieck vorstellen. Fehlt eine Seite, so funktioniert die Kommunikation nicht, da das Dreieck in sich zusammenfällt. Genauso ist es, wenn einer der drei Gesichtspunkte zu viel oder zu wenig vertreten wird. Sobald eine Seite überwiegt, ist das gleichseitige Dreieck ein allgemeines Dreieck, welches nicht das gewünschte Ziel der SET Methode vollbringt. Den Teil der Unterstützung kann man mit den Aussagen und Gefühlen des Angehörigen gleichstellen. Der Angehörige stellt seine Sorgen dar und bezieht seine eigene Stellungnahme. Sie werden auch als die ,,Ich-Botschaften" bezeichnet. [Straus, 2008, S. 351] Hierbei sollten Sätze wie ,,Ich mache mir Sorgen um dich" oder ,,Ich möchte versuchen dir zu helfen" fallen. In dem Teil des Mitgefühls ist es die Aufgabe des Gesprächspartners dem Borderliner zu vermitteln, dass er das Gefühlschaos anerkennt. Das Mitgefühl sollte in ,,Du- Botschaften" rübergebracht werden. Das Mitgefühl sollte in Zeilen wie ,,Das muss schrecklich für dich sein" fallen. Mitgefühl sollte jedoch nicht mit Mitleid („Du tust mir so leid...") oder der genauen Identifikation (,,Ich weiß genau wie du dich fühlst") verwechselt werden. [Kreisman, 2000, S. 149] Der Angehörige kann sich nicht vorstellen durch welche Gefühlswelt der Borderliner geht. Äußerungen mit Mitleid oder Identifikation können das Gegenteil des Ziels verursachen, sie provozieren weitere Wutausbrüche. Mit der T-Aussage" wird zuletzt vermittelt, dass der Betroffene für sein Leben Eigenverantwortung besitzt. Von den subjektiven Ich und Du Botschaften bezieht sich die Wahrheitsaussage auf eine objektive Sichtweise. Der Angehörige darf mit der Wahrheit jedoch keine Beschuldigungen aufstellen. Aussagen wie „Sieh zu wie du das Problem alleine löst" oder ,,Du hast uns in eine ganz blöde Situation gebracht" sollten unbedingt vermieden werden. 16 | Seite Stattdessen sollte der Gesprächspartner objektive Äußerungen wie ,,Das ist geschehen... Das resultiert daraus..." und ,,Hierbei kann ich helfen, bei dem Teil jedoch nicht... Wie willst du das Problem lösen?" kommen. [Kreismann, 2000, 148f] Der Wahrheitsteil ist deshalb so wichtig, weil der Borderliner an seine eigene Verantwortlichkeit erinnert wird, ohne eine Schuldzuweisung zu bekommen. Hätte er eine Schuldzuweisung, so könnte er sich auf diese stürzen und ein weiterer unkontrollierter Wutausbruch würde beginnen. 6 Praktischer Teil₁ 6.1 Die Betroffene Nach zahlreicher Recherche hat die Autorin ein Interview vorbereitet, welches sie am 14.12.2020 durchführte. In diesem Gespräch hat sie einiges über die Betroffene, sowie über den Alltag der Mutter erfahren. Im folgenden Abschnitt werden nun Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Fachliteratur gesucht und ausgewertet. Die junge Frau Stacy F. leidet an Borderline und wohnt derzeit in Schleswig Holstein. Sie lebt seit sie 16 Jahre alt ist viele Kilometer weit weg von ihrer Mutter. Die Mutter Birgit M. lebt in Rostock zusammen mit ihrem Ehemann Jens M. Die Frage, was Borderline bei der Tochter der Interviewpartnerin ausgelöst hat, ist nicht sicher beantwortet, denn es treffen einige Faktoren zusammen. Die ersten Symptome zeigten sich zwischen dem 15. Bis 16. Lebensjahr, so Birgit M. [Stelzner, 2020, Frage 1] Dieser Zeitraum ist typisch für das erste Auftreten von Problemen. Wie in früheren Teilen der Arbeit erklärt, ist die Phase der Pubertät ein großer Wendepunkt im Leben eines Borderliners. Jedoch tritt die Krankheit nicht von der einen auf die andere Nacht auf. Die Krankheit braucht einen Auslöser sowie einen Zeitraum indem es für den Betroffenen schwierig ist mit sich selbst im Einklang zu stehen. Bei der Betroffenen Stacy könnte die Trennung der Eltern mit dem Umzug der Mutter ein Auslöser gewesen sein. Die wichtigste Bezugsperson ist innerhalb von wenigen Wochen in eine andere ¹ Namen sind der Autorin bekannt und nachweisbar. Diese wurden in der Arbeit zum Schutz der Betroffenen geähnelt. 17 | Seite Stadt gezogen, was Stacy eventuell das Gefühl gegeben hat, verlassen zu werden. Die Gedanken daran, dass die Mutter unerreichbar für sie ist, könnte ein traumatisches Erlebnis gewesen sein. In Literaturen über die Borderlineproblematik wird häufig der Grund aufgezählt, dass eine Auseinandersetzung mit der Mutter oder ein Verlust der Mutter traumatische Folgen haben kann. Das wiederum bedeutet nicht, dass ein Streit zwischen Eltern und Kind im Teenageralter direkt zu einer Borderlineerkrankung führen muss. [Kreisman, 2000, S. 86] Zum Auftreten dieser Krankheit bedarf es mehr als nur einen Streit in der Entwicklungsphase eines Kindes. So wird es auch bei Stacy vermutet. Birgit M. gibt preis, dass ein Missbrauch über das Internet stattgefunden hat, ein sexueller Missbrauch". [Stelzner, 2020, Frage 3] Diese traumatische Erfahrung erstreckte sich über einen langen Zeitraum. Erst nach einem langen Zeitraum des Missbrauchs wurde die Polizei zugeschaltet, sodass der Täter gesucht wurde. In diesem Zeitraum wurde Stacy gezwungen, sich vor der Kamera auszuziehen, mit dem Druckmittel, ihrer Mutter etwas anzutun, wenn sie es nicht täte. Durch so einen traumatischen Einfluss in ihr Privatleben könnte es sein, dass die BPS ausgebrochen ist. [Stelzner, 2020, Frage 4f] In vielen Fällen der Borderlinekrankheit wird in der frühkindlichen Entwicklungsphase nach möglichen Ursachen für die Erkrankung gesucht. So stellte sich Birgit M. auch die Frage, was ein Grund für die Ausbildung der Krankheit sein könnte. Im Interview berichtet sie davon, dass Stacy von ihrem leiblichen Vater oft nicht gut behandelt wurde, sodass sie davon ausgeht, dass das ein Grundbaustein für die BPS gelegt haben könnte. [Stelzner, 2020, Frage 31] Auch in der Literatur wird davon gesprochen, dass in vielen Familien ein Ungleichgewicht herrscht. Die Kindheit vieler Borderliner sieht wie ein wüste[s] Schlachtfeld aus, welches für zerbrochene Elternhäuser charakteristisch [ist]". [Kreisman, 2000, S. 87] Die Mutter von Stacy blickt heute noch auf die Erinnerungen zurück und wünscht sich, dass sie früher eingegriffen hätte. Die Folgen, die daraus entstehen, konnte sie damals nicht voraussehen. Das wäre unmöglich, denn auch Kinder mit den gleichen Schicksalen müssen nicht unbedingt an einer BPS im Laufe des Lebens erkranken. [Kreisman, 2000, S. 92f] Die Probleme wurden ihr zunehmend bewusst, als Stacy damals ihren Freund mit nach Hause brachte, dieser jedoch total tyrannisiert von ihr wurde. Das Tyrannisieren des Partners ist eine Folge der Verlustängste. Die Angst, dass der Partner eine Person besser als 18 | Seite den Borderliner selbst findet, bedrückt den Betroffenen, sodass der Geliebte zurecht gewiesen wird bis er gehorsam ist und nur noch Augen für ihn hat. Zusätzlich wurde in dem Interview bekannt, dass die Betroffene sich mit Eintreten in die BPS an den Armen ritzte, was typisch für Borderliner ist. [Stelzner, 2020, Frage 20] Das Ritzen der Arme ist laut Literatur das häufigste Körperteil, welches verletzt wird. Andere Stellen, die für einige Borderliner beruhigend wirken, sind die Oberschenkel, der Bauch, Kopf oder die Brust. In den seltensten Fällen verletzen sich Borderliner an den Geschlechtsteilen. Dieser Platz der Verletzung ist trotzdem bei 8% der Betroffenen in der Therapie offensichtlich geworden. Verletzungen an den Armen (speziell an den Handgelenken und Unterarmen) sind die häufigsten Stellen der Narben des Ritzens, welche 74% der Betroffenen haben. [Pfeifer, 2009, S. 16] Neben dem selbstzerstörenden Verhalten ist es für Borderliner typisch, dass sie nach einer unbestimmten Zeit Suizidgedanken haben. Die Borderline belastet es unglaublich stark auf der Suche nach ihrer eigenen Persönlichkeit zu sein, sich jedoch nicht identifizieren zu können. Wenn das Gefühl von Leere die Betroffenen überkommt, weil es zu dominant und präsent geworden ist, so greifen sie zu dem Versuch oder zu der Drohung sich selbst umzubringen. Oft greifen einige Bordeliner zu dem Mittel ihren Willen durchzusetzen, indem sie andernfalls mit Selbstmord drohen. Das Gefühl im Stich gelassen zu werden (das Gefühl von Verlust) ist eines der schlimmsten für Borderliner. Um dem entgegen zu steuern versuchen sie die Bezugsperson zu manipulieren oder ihn zum Kommen zu zwingen, sodass das Verlustgefühl verschwindet. [Kreisman, 200, S. 53] In welcher Form die Suizidgedanken bei Stacy vorhanden waren kann die Autorin nicht beurteilen, jedoch wurde im Interview preisgegeben, dass Stacy Mordgedanken und -versuche hatte. 6.2 Alltägliche Probleme der Bezugsperson In der Literatur sind viele Dinge aufgeführt, auf was eine Bezugsperson achten sollte. Zu dem gehören Verhaltensweisen wie die SET- Methode oder das Umgehen mit den Verlustängsten der Betroffenen. Die Autorin ist jedoch der Meinung, dass zu wenig darauf eingegangen wird, in wie fern die Elternteile unter beispielsweise Wutausbrüchen leiden. Elternteilen wird durch die Fachliteratur erklärt wie diese Anfälle zu verstehen sind und wie sie entstanden sind. Jedoch werden sie nicht darauf vorbereitet mit welchen Problem und Sorgen sie durch den Alltag gehen 19 | Seite müssen. Bei vielen Elternteilen ist es so, dass es mit der Zeit einfacher wird den Standpunkt des Kindes zu verstehen. Die Interviewte der Autorin macht dies an der Erfahrung, die man mit der Zeit bekommt, fest. Das besagt jedoch nicht, dass die Problematik einfach ist. Birgit M. beschreibt es als ,,anders schwierig" und das zu Recht. [Stelzner, 2020 Frage 33] Bei dem Eintritt in die komplexe Krankheit sind die ständig wiederkehrenden Wutausbrüche dominant gewesen. Diese bekommen laut Literatur die Personen am stärksten ab, die dem Betroffenen am nächsten stehen. Das kann Birgit M. bestätigen. In der ersten, akuten Phase des Borderline-Syndroms scheint es so vermehrt vorgekommen zu sein, dass glückliche Momente ausgeschlossen waren. Stacy ging es demnach extrem schlecht, denn sie hat ihre Mutter so beleidigt, wie Birgit es nie in ihrem Leben erwartet hätte. Mit harten Vorwürfen, die unerwartet kommen, wollen die Borderliner das Ziel von Manipulation oder von Gefühlsentlastung erreichen. Dass diese Beschuldigungen jedoch einen enormen Einfluss auch nach der schlimmen Konversation haben, können einige Borderliner nicht voll und ganz verstehen. Sie wollen zwar, dass die Worte verletzend wirken, jedoch wird ihnen nicht bewusst, dass diese Äußerung psychische Narben hinterlässt. Bei dem Elternteil, welches die Autorin interviewte, ist das in gleichen Maßen passiert. Birgit M. wurde erpresst und beleidigt, sodass sie Schuldgefühle entwickelte. [Stelzner, 2020, Frage 6] Zusätzlich erwähnte sie, dass die nötige Empathie bei ihr in den Gesprächen mit ihrer Tochter erst später eintrat. Diese ist wichtig um die Konversationen ruhig halten zu können. Wenn die Bezugsperson versucht den Betroffenen mit Argumenten zu überzeugen, so wirkt das kontraproduktiv. (siehe Punkt 5.3) Ein großes Problem im Alltag einer Mutter ist somit definitiv das Ertragen der Wutausbrüche und der Beschuldigungen. Birgit M. ist dies aufgefallen, als auf einmal alles ,,negativ ausgerichtet wurde, sei es der Partner oder der Bruder gewesen, der sich einen Moment nicht so sehr gekümmert hat". [Stelzner, 2020, Frage 11] Mit den Wutausbrüchen zusammen kamen nach und nach auch andere Probleme wie Selbstverletzung oder Suizidgedanken dazu. Für kein Elternteil ist es leicht sein Kind leiden zu sehen, so auch nicht für Birgit M. Das Problem der großen Distanz zwischen Mutter und Tochter hat die fürsorgliche Kontrolle auf ihr eigenes Kind zusätzlich erschwert. Auf der anderen Seite war 20 | Seite ein gemeinsames Leben in Rostock, welches auch temporär vorlag, nicht weiter denkbar. Für Birgits Partner Jens M. und sie war es eine Zeit voller psychischer Last. [Stelzner, 2020, Frage 12] Im Alltag werden den Eltern bzw. Bezugspersonen oft Gefühle und Beschuldigungen aufgedrückt, auf die kein Mensch vorbereitet werden kann. Aus diesem Grund ist Birgit der Meinung, dass es ein hilfreicher Schritt ist, wenn die Bezugspersonen (in dem Fall die Mutter selbst) auch in psychologische Behandlung geht. Es ist nicht zwangsmäßig der Fall, dass die Eltern psychische Erschöpfungen erleiden, jedoch ist es hilfreich wenn man seine eigenen Gedanken in Sitzungen verarbeiten kann. In diesen Sitzungen, an denen Birgit M. auch teilnahm, ging es nicht hauptsächlich um Stacy, sondern um Birgit und wie sie ihren Weg bestreiten kann ohne aufgeben zu wollen. Zum Alltag eines Elternteils gehört demnach auch die Zeit, die man bei dem Psychologen verbringen sollte. [Stelzner, 2020, Frage 26] Die Autorin hatte in der Fachliteratur des Öfteren gelesen, dass die SET- Methode eine hilfreiche Art sei mit dem Borderliner zu kommunizieren. Sie konnte sich vor dem Interview vorstellen, dass Birgit bei ihren Sitzungen auch Empfehlungen bekommen hatte, diese oder Ähnliche Verhaltensweisen anzuwenden. Diese Vermutung wurde jedoch nicht bestätigt. [Stelzner, 2020, Frage 25] Birgit beglaubigte in dem Interview, dass in den Gesprächen mit den Experten ihre Vergangenheit und ihre Sorgen besprochen wurden und nicht ihre Verhaltensweisen gegenüber Stacy. Ihr wurde der Weg gezeigt, den sie gehen muss, zwar immer begleitend neben Stacy, aber dennoch spezialisiert auf die mentale Stärke von Birgit. [Stelzner, 2020, Frage 26] Die größte zu verarbeitende Angst ist bei vielen Eltern die, dass das Kind seine Suizidgedanken umsetzt. Diese gibt das Kind häufig preis. Mit der Last, die das Kind dem Elternteil überlässt zerstört es die Gedankenwelt der Bezugsperson für einen langen Zeitraum. Wenn die Borderliner sich überfordert fühlen, so erzählen sie ihren engsten Vertrauten von ihren Gedanken und ihrem Vorhaben. Das Problem ist, dass die Angehörigen oft nicht so schnell vor Ort sein können um den Betroffenen vom Gegenteil zu überzeugen. In den meisten Fällen bleibt es den Eltern somit übrig zu hoffen, dass ihrem Kind nichts passiert und den Willen hat weiter leben zu wollen. Da die Selbstverletzung und das suizidale Verhalten das typische Verhalten bei Borderlinern ist, hat auch Birgit Erfahrungen damit gemacht. Auch hier hat sie die schrecklichen Erfahrungen über eine lange Distanz regeln müssen. Borderliner neigen dazu Selbstmordversuche zu unternehmen um 21 | Seite sich davon zu überzeugen, dass sie neben dem Gefühl der Leere etwas spüren. Nahtoderfahrungen überzeugen den Betroffenen davon, dass der Körper einen Willen hat zu Leben. Sie sind davon überzeugt, dass sie etwas fühlen, auch wenn es nur Angst oder seelischer Schmerz ist. [Straus, 2008, S. 195] Für den Angehörigen bedeuten solche Suizidversuche jedoch höchste Alarmbereitschaft. Vor allem für die Interviewpartnerin der Autorin erwiesen sich die Versuche ihrer Tochter als energieraubend. Durch die Distanz konnte Birgit weder persönlich eingreifen noch innerhalb von Minuten vor Ort sein. Aus diesem Grund war sie gezwungen die Freunde und Familie in Stacys Umgebung zu mobilisieren, sobald sie von den Suizidgedanken erfuhr. Durch den engen Kontakt zu ihrer Tochter erfuhr sie schnell davon, wenn es ihr schlechter ging oder wenn sie etwas überforderte. Die einzige Maßnahme, die sie ergreifen konnte, waren lange Telefonate in denen sie versuchte Stacy von ihren Mordgedanken abzubringen. [Stelzner, 2020, Frage 9] Über die Jahre hinweg wächst die Erfahrung in der Erziehung eines Borderlinekindes. Mit der Zeit lernen die Eltern ihr Kind neu kennen, sodass das Unberechenbare teils berechenbar wird. [Straus, 2008, S. 105] So zeigt sich das im Alltag von Birgit auch. Mit der Zeit erkennt sie die Stimmung ihrer Tochter, wenn sie beide über WhatsApp kommunizieren. Demnach kann sie sich bei Telefonaten darauf einstellen welche Stimmung zu erwarten ist. Die Laune ihrer Tochter lässt sich jedoch nicht stark beeinflussen. Wenn Birgit selbst einen schlechten oder anstrengenden Tag hatte und am Abend nochmals von ihrer Tochter beschuldigt wurde, so erzählte sie, sind das die schwierigsten Tage als Mutter eines Borderlinekindes. [Stelzner, 2020, Frage 23] Birgit erzählte zudem von einer Geschichte von vor zweieinhalb Jahren als ihr Vater verstarb. Sie berichtete, dass sie Sorgen hatte, Stacy könnte die Situation überfordern. Doch trotz der Umstände war zu erkennen wie ,,stark sie in dem Moment [war], wie unglaublich stark" wenn Stacy sich um ihren kranke Großvater kümmerte. Auf der anderen Seite merkt Birgit jedoch in der Gegenwart, wie ihr Kind die wiederholte Situation mit ihrer Großmutter überfordert. Das Wichtigste was Birgit nun tun kann, ist ihr einen Rückhalt zu geben, damit Stacy auf ihrem Weg der Besserung bleibt. [Stelzner, 2020, Frage 19] Indem Birgit einen Rückhalt für ihr Kind bietet, wird sie auch in dieser Situation seelisch belastet. Bis zu einem bestimmten Punkt kann jeder 22 | Seite Mensch Sorgen und Probleme auf sich nehmen, jedoch muss man als Mutter eines Borderlinekindes häufig mehr aufnehmen als andere, was zu psychischer Erschöpfung beiträgt. Diese Erschöpfung merkt Birgit auch nach Jahren der psychiatrischen Behandlung ihres Kindes und ihrer selbst. Ihr wurden die Schuldgefühle genommen, was aber nicht heißt, dass sie die Gespräche mit ihrer Tochter nicht mehr belastend wirken. Mittlerweile ist Stacy 25 Jahre alt. Die Problematik der BPS hat sich bei ihr schon gemildert und sie ist auf einem guten Weg der Besserung. Dennoch hat sie gelegentlich das Bedürfnis sich selbst zu verletzen. In langen Gesprächen mit Birgit wird Stacy vom Verlangen abgeraten, was ein Erfolg ist, jedoch wird Birgit ein Ballast gegeben, der schwer zu verarbeiten ist. [Stelzner, 2020, Frage 32] 6.3 Folgen für Elternteile Der Autorin ist in der Literatur aufgefallen, dass keine Folgen für Elternteile angesprochen werden. Das kann einerseits daran liegen, dass jeder Angehörige eine eigene, individuelle Psyche hat, die sich nicht klassifizieren oder verallgemeinern lässt. Andererseits ist bekannt, dass einige Elternteile selbst psychische Erkrankungen haben, was die Rolle des Angehörigen stark verändert. Somit fasst die Autorin die Folgen der Interviewpartnerin zusammen. Das eine Beispiel der Familie ist auf keinen Fall eine Norm. Die Folgen, die die Eltern bei der Erziehung des Borderlinekindes ertragen, sind von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedlich. Die offensichtlichste Folge der Erziehung eines Borderliners ist der unerträgliche Alltag. Wenn der Betroffene durch eine schlechte Phase geht, so sind die markanten Wutausbrüche für das Elternteil ein riesiger Ballast, mit dem umgegangen werden muss und das Tag für Tag. Auch wenn die täglichen Wutausbrüche mit der Zeit wöchentlich werden, gibt es zahlreiche Sorgen, mit denen der Angehörige zu kämpfen hat. Birgit erzählte, dass sie sich auch noch nach allen Therapien Sorgen darum macht, was passiert wäre, wenn Stacy ihre Selbstmordversuche umgesetzt hätte. Sie merkte an, dass der Borderliner seinen Schmerz beendet, jedoch das Leben des Umfelds extrem belasten und erschweren würde. [Stelzner, 2020, Frage 29] Zudem hängen einige Sorgen mit der aktuellen Lage in der Familie zusammen. Durch das Erkranken von Birgits Mutter, die in Schleswig-Holstein in der Nähe von Stacy wohnt, begleitet sie die Angst, dass ihr Kind die Verantwortung überfordert. [Stelzner, 2020, Frage 19] 23 | Seite Diese Sorgen, die Birgit im Alltag mit sich trägt, sind hinderlich in vielen Lebensbereichen. Neben dem extremen Zeitaufwand, den sie für die psychiatrische Behandlung ihres Kindes hingibt kommt die nachdenkliche Zeit im Bett dazu. Wenn Birgit einen (mental) anstrengenden Tag hatte, so erzählte sie, litt sie an Schlafstörungen. [Stelzner, 2020, Frage 32] Der geringe Schlaf hat jedoch auch weitere Folgen. Möglicherweise beeinflusst sie der Schlafmangel bei der Arbeit. Zudem schweifen die Gedanken im Berufsleben zu ihrer Tochter ab, wenn Stacy gerade durch eine schwere Zeit geht. Das beeinflusst gegebener Maßen die Berufsqualität. Nach jahrelangem Umgang mit der BPS ist die Psyche erschöpft, weil Angehörige sich einerseits nicht ausreichend auf ihr Privatleben konzentrieren können und andererseits, weil die Probleme nicht von einem auf den anderen Tag geringer werden. Birgit teilte mit, dass sie nicht gleich schlafen kann, selbst wenn sie müde ist. Dazu hat sie zu viele Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen. [Stelzner, 2020, Frage 32] Die Heilung der Borderline-Störung ist ein jahrelanger Prozess, was jedoch auch bedeutet, dass die Probleme über Monate die gleichen sind. Birgit sind die Probleme nach einigen Jahren zu viel geworden, sodass sie selbst an einem Erschöpfungssyndrom erkrankte. [Stelzner, 2020, Frage 9/ 10] Schon zuvor hatte sie eigene Probleme, die sie zu verarbeiten zu versuchte. Dazu kamen die psychischen Belastungen, die ihr Kind ihr aufbürdete. Zudem vertritt Birgit die Meinung, dass das Zerbrechen einer Ehe oder Partnerschaft nicht ausgeschlossen werden sollte, bei der Erziehung eines Borderline- Betroffenen. Glücklicherweise hat ihr Ehemann Jens M. durch sein Berufsleben Erfahrung mit psychisch erkrankten Personen. Andernfalls könnte sich Birgit vorstellen, dass die damals frische Beziehung mit Jens nicht gehalten hätte. [Stelzner, 2020, Frage 17] Aus dieser Äußerung heraus zieht die Autorin die Folge, dass eine Partnerschaft merklich erschwert wird, sobald das Kind an BPS erkrankt. Ein Nebeneffekt, der sich im Alltag bemerkbar macht, ist der Umgang mit Todesfällen, die nicht die Familie betreffen. Birgit bemerkte, dass es ihr heute noch schwer fällt, wenn sie im Fernsehen Todesfälle sieht oder darüber in Zeitungen liest. Die Parallelen, die zu ihrem Kind führen belasten sie nach einer langen Zeit immer noch. Diese kleinen, aber markanten Situationen sind die Folgen der Erkrankung von Stacy. [Stelzner, 2020, Frage 29] 24 | Seite Einen kleinen Ausgleich für die zahlreichen Nachteile offenbart Birgit auch. Anstatt stundenlang über ihre Probleme zu grübeln, versucht sie das Leben zu nehmen wie es ist. Das ermöglicht ihr zusätzlich, mehr an den glücklichen Momenten in ihrem Leben festzuhalten. ,,Ich lebe jetzt intensiver" [Stelzner, 2020, Frage 30f] Die Autorin möchte darüber hinaus anmerken, dass das Leben eines Angehörigen keine schwarze Welt ist, aus der man nicht raus kommt. Es gibt Lichtblicke, die auch Eltern bemerken und die auch von Experten versichert werden. Mehr als die Hälfte der Betroffenen erfreut sich einer vollständigen Genesung. [Straus, 2008, S. 46] Mit Eintritt in das Familienleben, lenkt sich der Fokus der Borderliner auf die eigenen Kinder, weg von ihren persönlichen Problemen. Somit schwächen sich die Probleme für die Angehörigen ebenfalls ab. [Stelzner, 2020, Frage 16] 7 Fazit Zu Beginn der Arbeit, dachte die Autorin, dass die Eltern lediglich mit den Konfrontationen der Betroffenen beeinflusst werden. Mit zunehmender Recherche ist ihr jedoch klar geworden, dass neben Traumata auch Eltern mit ihrer Erziehung Einfluss auf den Ausbruch oder die Ausprägung der Krankheit haben können. Durch Beeinflussung im frühkindlichen Entwicklungsstadium auf die normale Entfaltung, können erhebliche Schäden in der Zukunft gelegt werden. Schlussendlich bedeutet es, dass die Eltern nicht nur die Folgen der Erkrankung ertragen müssen, sondern auch verantwortlich für die Konfrontationen sein können. Letzteres ist jedoch nicht zwangsläufig. Zu diesem Thema hat sich jedoch eine Reihe von Fragen entwickelt, die medizinisch noch nicht beantwortet werden können. Warum leiden manche Menschen trotzdem unter der Borderline- Störung, wenn sie normal erzogen wurden? Wieso erkranken andere Menschen wiederum nicht an BPS, obwohl sie Traumata erlebten und Missbrauch in ihrer Entwicklung durchlebten? Zudem ist mit der Arbeit bekannt geworden, dass Eltern häufig selbst unter psychischen Erkrankungen leiden, schon bevor die BPS bei den Kindern bekannt wird. Auf der anderen Seite ist auch es möglich, dass die Eltern psychisch stabil sind. Beim Zusammenleben mit einem Betroffenen ist die Chance, einer psychischen Belastung ausgesetzt zu sein, jedoch deutlich höher. Das Selbstwertgefühl wird eventuell geringer, weil die Betroffenen die Elternteile mit allen 25 | Seite Mitteln versuchen bloßzustellen. Zudem werden Eltern darin beeinflusst, ihre Meinung ihrem Kind gegenüber zu äußern, wenn sie eine friedliche Konversation führen wollen. Durch die Konzentration auf das Borderlinekind werden die privaten Gefühle und Probleme häufig vernachlässigt, was einen erheblichen Einfluss auf die eigene Psyche haben kann. Die Sorgen, die die Borderliner durch ihre Suizidgedanken und -versuche verursachen sind eine enorme Belastung im Alltag, mit der die Eltern zusätzlich umgehen müssen. Oftmals beginnen die Hilferufe schon mit den sichtbaren Wunden, die durch Ritzen oder Ähnlichem entstehen. Dies ist ein Punkt, der vielen Eltern sichtbar macht, dass ihr Kind unter psychischen Problemen leidet. Im Verlaufe der Krankheit spitzt sich das selbstverletzende Verhalten zu, sodass die Betroffen nur noch Suizid als Lösung sehen. Sobald die Betroffenen von ihrem Vorhaben erzählen, muss das gesamte Umfeld mobilisiert werden. Eltern können keinen erheblichen Einfluss auf das Kind ausüben, jedoch können lange Gespräche zu einer Linderung des Verlangens nach Selbstverletzung führen. Die Bezugspersonen müssen demnach mit einem enormen Zeitaufwand rechnen sowie auch einer psychischen Instabilität. Diese sollte in individuellen Sitzungen mit Experten besprochen und behoben werden, sodass das eigene Leben der Eltern ein lebenswertes und auch glückliches Leben sein kann. 26 | Seite 8 Fachliteratur ● ● ● ● Bibliographie ● Bohus, Martin und Reicherzer, Markus: Ratgeber Borderline Störungen: Informationen für Betroffene und Angehörige, 1. Auflage, Göttingen, Hogrefe Verlag, 2012 Dr. Kreismann, Jerold J. und Strauß, Hal: Zerrissen zwischen Extremen: Leben mit einer Borderlinestörung Hilfe für Betroffene und Angehörige, 3. Auflage, München, Wilhelm Goldmann Verlag, Mai 2008 Dr. Kreismann, Jerold J. und Strauß: Ich hasse dich verlaß' mich nicht: Die schwarzweiße Welt der Borderline-Persönlichkeit, 10. Auflage, München, Kösel- Verlag GmbH & Co., 2000 Dr. med. Pfeifer, Samuel: Borderline emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Diagnose- herapie Seelsorge, 1. Auflage, Marburger Institut für Religion und Psychotherapie, Verlag unbekannt, 2009 Schweiger, Ulrich: Borderline Persönlichkeitsstörung, Psychologisches Informationsheft, Lübeck: Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Wolf, Doris und Dr. Merkle, Rolf: Gefühle verstehen und Probleme bewältigen: eine Gebrauchsanleitung für Gefühle 27. Auflage, Mannheim, PAL Verlagsgesellschaft, 2012 Dr. Wolf, Doris: Ängste verstehen und überwinden: Wie sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien, 26. Auflage, Mannheim, PAL Verlagsgesellschaften, 2011 Internet Recherche Förderkreis Borderline-Trialog e.V. (2009): Borderline verstehen, Nürnberg, abgerufen am 02.11.2020, 14.41 Uhr, von http://www.borderlinetrialog.de/borderline-verstehen Hammer, Matthias u. Plößl, Irmgard (2015): Irre verständlich Menschen mit psychischer Erkrankung wirksam unterstützen, abgerufen am 05.12.2020, 16.23 Uhr, von https://www.psychiatrie.de/psychische-erkrankungen/borderline- persoenlichkeitsstoerung.html 27 | Seite ● ● 9 Niedermayr, Markus (2019): Borderline Persönlichkeitsstörung, München, abgerufen am https://www.youtube.com/watch?v=43ygCHnrogE 02.11. 2020, 10.36 Uhr von Schneider, Dulz (1999): Borderline Störungen, abgerufen am 06.12.2020, 17.47 Uhr, von http://www.borderline-plattform.de/index.php/statistik Anhang Interview Stelzner, Leonie: Interview mit der Familie einer Betroffenen, Rostock, 14.12.2020 Interviewpartner : Birgit M. Borderline Betroffene ist ihre Tochter Stacy F. (mittlerweile 25 J.) 1. Ehe geschieden (gemeinsame Tochter) Geschieden als Stacy 15 Jahre alt war jetziger Ehepartner Jens M. (1) Mit wie viel Jahren begann die Problematik der Borderline Störung bei deinem Kind? Wie wir es gemerkt haben, ungefähr war sie 16. Also zwischen 15 und 16 würde ich sagen. (2) Hat oder hatte deine Tochter Borderline als Begleitstörung? Begleitstörung, wollen wir so sagen, das ist ja eine Erkrankung, die man nicht sofort erkennt, wo man erst denkt es ist die Pubertät. Dann ging das los, dass sie ihren Freund zu dem Zeitpunkt sehr tyrannisiert hat. Also der hat tatsächlich nur noch auf den Boden geguckt, konnte niemanden mehr angucken, weil er dann sofort eben von ihr eingeschüchtert wurde. So ging das los, das waren die ersten Symptome. Dass sie so eifersüchtig war hing wiederum mit ihren Verlustängsten zusammen, weil sie Angst hatte ihn zu verlieren. Sie hat ihn aber auch natürlich am Ende verloren, was für ihn im Grunde genommen die Rettung war. Denn so wie er sich verändert hätte, das wäre wirklich sehr schade gewesen, wenn das weiter gegangen wäre. 28 | Seite (3) Gab es auch noch andere Sachen, wo du gemerkt hast, dass etwas nicht stimmt? Ja, sie hat mich immer schlechter behandelt. Also sie wurde mir gegenüber aggressiv, hat mich beschimpft und zwar aufs Übelste. Also was ich mir als Mutter gar nicht hätte erträumen lassen, dass meine Tochter das mal zu mir sagt. Da hat sie mich richtig angegriffen, persönlich eben auch. Sie hat eigentlich immer die Scheidung vorgezogen. Aber was wir halt später festgestellt haben ist, dass ein Missbrauch übers Internet stattgefunden hat; ein sexueller Missbrauch. (4) Also könnte das ein traumatischer Punkt gewesen sein, der Borderline ausgelöst hat? Ja. Also es waren wahrscheinlich tippe ich verschiedenen Punkte einmal die Trennung. Dann dieser Missbrauch im Internet. Also dann haben wir da die Polizei eingeschaltet. Sie wurde erpresst, also das mir etwas angetan wird, wenn sie sich vor der Kamera nicht auszieht. Sie hatte die Kamera auch oft laufen und dadurch hat er natürlich sehr viel von dem anderen Ende, viele Eindrücke von uns, mitbekommen. Er konnte ihr immer Sachen sagen, die bei uns passiert sind, die er wusste, wo sie gar nicht wusste, woher er das wusste. Aber das war eben, weil sie die Kamera nicht aus hatte. (5) Also war das ein verstörendes Erlebnis, was Borderline vielleicht ausgelöst haben könnte? Ja (6) Für Borderline Betroffene die Wut von 0 auf 100 charakteristisch. Gab es im Gegensatz dazu auch Glücksmomente? Von der schwarzen in die weiße Welt... Nein, also in der ersten Phase, in der akuten Phase ist nichts positiv. Also da ist sie zwar hin und wieder mal runter gekommen wieder auf ein normales Niveau. Aber es war eigentlich nur Beschimpfung und Erpressung. Da kann ich nicht sagen, dass sie Glücksmomente hatte. Das ist jetzt eigentlich erst mit den Jahren und durch die Therapien gekommen. 29 | Seite (7) Wann kam der Punkt, wo du entschieden hast, dass sie jetzt zum Psychologen gehen sollte? Das musste sie selber für sich entscheiden. Ich hatte mit der Klinik in Gehlsdorf gesprochen und die hatten gesagt, wenn Stacy nicht dazu bereit ist, dann würden sie auch nichts machen. Ich musste warten, bis sie selbst dazu bereit war in die Klinik zu gehen. (8) Selbstständig? Oder hast du ihr das auch angeboten? Ich hatte ihr angeboten, sie dorthin zu bringen. Wir haben es dann auch gemacht, aber die Entscheidung musste dann von ihr kommen. (9) Mit welchen Sorgen gingst du durch den Alltag, bevor es diagnostiziert wurde? Es war so, dass ich zu dem Zeitpunkt im OP gearbeitet habe, auf der Insel Rügen in Bergen. Sie hat mich dann zwischendurch angerufen und hat gesagt, dass sie jetzt zum Bahnhof geht und sich vor den Zug schmeißt. Das war natürlich eine unwahrscheinlich große Sorge, dass sie es dann auch wirklich macht. Ich habe dann alles mobilisiert in ihrem Umfeld. Dadurch, dass ich dort schon in Rostock gelebt habe und sie in Schleswig Holstein, war das natürlich schwer für mich spontan eingreifen zu können. Ich habe versucht ihr das im Grunde genommen auszureden oder ihre Freunde zu kontaktieren. Letztlich war das von ihr immer nur angedeutet, aber es war tatsächlich zum wiederholten Mal so, dass ich dann eben fast daran kaputt gegangen bin. Ich hatte nach solch einer Zeit auch ein Erschöpfungssyndrom mit einer depressiven Phase, sodass ich dann in die Klinik musste. (10) Also könnte man als Folge sehen, dass du dadurch selbst an einer psychischen Erkrankung gelitten hast. Ja 30 | Seite (11) Haben sich die Verlustängste nur bei Ihrem Freund breit gemacht, oder auch bei dir? Warst du auch eine Bezugsperson? Also ich glaube schon, dass der Umzug hier nach Rostock ein Verlust für sie gewesen ist. Also sie hatte die Möglichkeit mit nach Rostock zu kommen, das wollte sie jedoch nicht. Sie wollte mit ihrer Freundin zusammenziehen. In solch einen Verlust steigern sich Betroffene rein, was auch bei Stacy der Fall war. Dann war es tatsächlich so, dass alles negativ ausgerichtet wurde, sei es der Partner oder der Bruder gewesen, der sich einen Moment nicht so sehr gekümmert hat. (12) Hast du dich in deinem Denken beschränkt gefühlt? Wenn du eine Sache jetzt sagst, dann wird sie ganz genau so reagieren. Oder sollte ich es doch besser für mich behalten? Ja, also ich habe sehr viel in mich rein gefressen, weil man denkt, was ist da verkehrt gelaufen? Wo habe ich einen Fehler gemacht, dass mein Kind jetzt so ist wie es ist? Aber es ist so gewesen, dass ich irgendwann durch psychologische Hilfe gesehen habe, auch wenn ich neben ihr wohnen würde, würde sie sich umbringen wenn sie wollte. Ich hatte den Psychologen auch gefragt, ob es besser sei, wenn sie nach Rostock zieht, was sie eine Zeit lang auch tat; sie lebte zeitweilig bei uns, was unerträglich war für Jens, sowie für mich. Er meinte, dass es nichts mit Nähe oder Entfernung zu tun hätte, sondern es wurde als Druckmittel uns gegenüber eingesetzt. (13) In wie fern haben dir die Psychologen weitergeholfen? Die haben mich im Grunde genommen gestärkt. Sie haben mir meine Schuldgefühle ausgeredet bzw. ich hatte dann auch aus meiner Vergangenheit einiges zu verarbeiten, was ich dort machen konnte und dadurch wurde ich stärker. Dazu habe ich mich auch belesen. Da habe ich auch gelesen, dass die engste Bezugsperson, das war ich, auch das Meiste abbekommt. Dann war für mich alles besser zu verstehen. Jens hatte mir Fachliteratur besorgt, habe darin gelesen und das ganze aus einer objektiven Sicht von außen gesehen. 31 | Seite (14) Also war es für dich kein Problem die Ratschläge der Psychologen anzunehmen? Nein, im Gegenteil, sie haben mir sehr viel geholfen. (15) Hattest du auch persönlich den Gedanken einfach aufgeben zu wollen? Ich war tatsächlich auch schon an dem Punkt, wo ich nicht mehr konnte. Da kam dann auch der Zusammenbruch (16) Jetzt würde ich dich bitten gleich deinen ersten Gedanken zu offenbaren zu den folgenden Begriffen gleich: Empathie: .. ist ganz wichtig, ja. Sie ist wichtig, aber die kam bei mir erst später. Das musste ich erst lernen. Therapie: Es ist definitiv sinnvoll, auch aus der Erfahrung die ich gemacht habe, dass es nicht reicht, wenn nur der Borderliner in Therapie geht, sondern es ist wichtig, dass auch die nächsten Angehörigen in Therapie gehen um zu lernen damit umzugehen. Erfolge: Die sind definitiv da, nachdem sie ihre 4. Ausbildung angefangen hat. Also die ersten Ausbildungen konnte sie nie durchziehen. Aber jetzt ist sie quasi im 3. Lehrjahr und hat im April ihre Prüfung. Erfolge sind da, man muss aber die Geduld haben auf diese Erfolge zu warten. Hoffnung und Besserung: Hoffnung definitiv, das habe ich auch gelesen, dass wenn ein Borderliner eine eigene Familie gründet, dass die Konzentration auf die Familie gelenkt wird und nicht mehr auf den Borderliner. Also man sagt so um das 30. Lebensjahr soll eine Wende sein; Stacy ist jetzt 25. Ich merke Schritt für Schritt, dass sie erwachsener wird, aber es ist ein langer Weg. Wunder: Wunder gibt es nicht Durchhaltevermögen: Ist ganz wichtig bei der Erkrankung 32 | Seite (17) Würdest du sagen, dass jedes Elternteil es schaffen würde ein Borderlinekind zu erziehen? Nein Warum nicht? Weil ich glaube ganz einfach, dass daran auch eine Ehe oder eine Partnerschaft zu Bruch gehen kann. Also das haben Jens und ich auch bemerkt, wir waren damals ja ziemlich frisch zusammen. Wenn Jens nicht diese Erfahrung gehabt hätte mit psychisch Kranken zu arbeiten, ich weiß nicht, ob das ein Partner durchgestanden hätte, der nicht die Erfahrung gehabt hätte. Der hätte gesagt: ,,komm geh mit deinem Kind und fertig" (18) Denkst du man kann es allein schaffen, ohne Partner? Es ist sicherlich zu schaffen, aber natürlich ist es in einer Beziehung einfacher, weil man zu zweit ist. Es gibt sicherlich auch ganz starke Frauen und Männer, die das schaffen können, aber ich glaube ich hätte es nicht geschafft. (19) Trifft die folgende Aussage auf dich zu? Ich lebe mittlerweile ohne Sorgen um mein Kind. Nein Warum nicht? Die Sorge ist immer da, dass irgendwelche Sachen in ihrem Leben passieren, die sie überfordern. Also es war zum Beispiel als mein Papa gestorben ist vor zweieinhalb Jahren. Da hatte ich Angst, dass sie das überfordert, aber sie war so stark in dem Moment, also sie war unwahrscheinlich stark. Sie hat sich bis zuletzt um meinen Papa gekümmert. Er hat auch nur noch von ihr Essen angenommen. Ich merke das auch jetzt wieder bei meiner Mutter, die momentan krank ist. Die Situation überfordert sie und ich merke, dass sie uns jetzt wieder braucht, als Rückhalt. 33 | Seite (20) Nachdem Borderline bei ihr diagnostiziert wurde, wann hat sie sich dazu entschieden in Therapie zu gehen? Es wurde erst während der Therapie diagnostiziert. Also sie hatte ja auch angefangen sich zu ritzen etc. Also diese klassischen Eigenschaften, die Borderliner dann haben. Sie hat sich in die Arme geschnitten. Jetzt ist es so, dass sie hin und wieder mal das Bedürfnis danach hat, aber da versuchen wir dann in dem Moment, wo sie uns das sagt, sie auf einen anderen Weg zu bringen. (21) Wie kann man sich die Therapie aus Sicht der Elter vorstellen, wenn das Kind in Behandlung ist? Die Therapie ist sehr anstrengend für den Patienten selber. Die haben ganz feste Gewohnheiten dort; haben Einzel- und Gruppengespräche. Also sind sie auch mit andern Borderlinern und psychisch Kranken Personen zusammen. Natürlich haben sie auch Freizeit. Es kommt auch ganz darauf an in welche Richtung die Therapie geht. Meine Tochter Stacy war unter anderem in Gehlsdorf, wo sie dann Ergotherapie bekam, welche ihr sehr gut bekam. Sie bekam aber auch Ruhetherapie, welche ihr nicht ganz so half. Dann war sie noch in Hamburg. Das hat ihr am meisten gebracht. Das war eine Klinik, die sich auf Borderline spezialisiert hat. Man muss von vornherein aber auch wissen, dass es ein sehr langer Aufenthalt für sein Kind wird, da spricht man von Monaten. Es ist auch ganz wichtig zu akzeptieren, dass es nach einer Therapie kein Ende gibt. Es müssen immer wieder Therapien gemacht werden. (22) Also muss man als Elternteil auch viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn das Kind in der Psychiatrie ist? Ja, definitiv. Wir sind als Eltern auch gefordert gewesen. (23) Empfindest du immer noch negative Gefühle wenn sie anruft? Ja. Also nicht immer, aber es ist schon so, dass ich am Schreiben merke. Ich hatte letzte Woche erst wieder eine Situation, da bin ich auch wieder von ihr aufs Übelste beschimpft worden. Abends meldet sie sich jedoch wieder und sagt: ,,Och Gott es tut mir so leid". Also sie ist dann 34 | Seite auch wirklich traurig drüber. Aber das war dann auch wieder ein Tag, wo ich wieder nach Güstrow gefahren bin zu Jens ins Krankenhaus, wo er den Termin vergessen hat. Also er muss ja raus kommen aus dem Krankenhaus um mich zu sehen. Das heißt ich kam schon gefrustet nach Haus und wollte aber Stacy sprechen und kriege da auch noch zu tun. Also das sind dann schon so Tage, wo man dann auch wieder am Ende ist. (24) Welcher Ratschlag hat dir am meisten geholfen, als du selbst die Therapie gemacht hast? Der Ratschlag, das Leben einfach zu nehmen wie es ist. Also mit allem, was eben dazu gehört. Wenn einem Steine in den Weg gelegt werden, und da betrachte ich Stacy manchmal als Stein, mal ist es ein kleiner Stein und manchmal ein großer, dass man dann nicht drüber stolpert, sondern sie quasi zur Seite schafft. Und das hilft mir auch so bei Problemen, wenn ich mal gesundheitliche Probleme habe oder meine Mutti jetzt. Ich versuche einfach das alles positiv zu sehen, zu sagen das kriegen wir jetzt auch noch hin. (25) Gaben dir die Psycholog*innen auch Ratschläge wie die schon vorhandene SET- Methode um Empathie zu zeigen? Nein. (26) Bei deinen Sitzungen ging es also hauptsächlich um deine Gefühle und Gedanken? Ja, mir wurde im Grunde genommen mein Weg gezeigt, den ich selbst gehen muss. Zwar immer mit Stacy, aber sie war nie das Hauptthema, das war ich. (27) Sodass man mit sich selbst klarkommt? Genau, richtig. Dass man seinen Weg geht und ihn auch nicht verliert. 35 | Seite (28) Machst du dir immer noch Vorwürfe? Nein, ich habe es nie so als Vorwurf gesehen. Mich haben ihre Vorwürfe aber sehr getroffen, weil ich das nie so empfunden habe. Natürlich würde ich sie jetzt, mit meinem Wissen, was ich jetzt habe, mitgenommen. Also mit nach Rostock. Ich hätte sie damals mit 16 nicht gefragt, sondern ich hätte sie einfach mitgenommen. Ich hätte es entscheiden können. Ich hätte sagensollen: ,,So, bis du 18 bist wohnst du bei mir, danach kannst du selber entscheiden wo du hingehst" (29) Denkst du Hin und wieder darüber nach, was hätte passieren können? Wenn ja, was sind das für Gedanken? Ja, was wäre wenn sie es einmal umgesetzt hätte. Sich einmal umgebracht hätte. Sie hätte eine ganze Familie zerstört. Derjenige, der sich umbringt, kriegt ja das nicht mehr mit. Aber man zerstört ja ganz viele Leben dadurch. Aber wenn ich das irgendwo lese, dass sich jemand umbringt oder wenn ich es im Fernsehen sehe, dann fällt mir das noch unglaublich schwer. Weil einfach diese Parallelen da sind, diese Angst. Ihr kann natürlich auch ein Autounfall passieren, aber das ist eine Sache, das beeinflusst sie ja nicht selber. Alles andere hätte sie ja eventuell bewusst getan. Die Angst ist da. (30) In wie fern hat dich diese Reise jetzt geprägt? Ich lebe jetzt einfach intensiver. Ich versuche eigentlich mehr auf meine Kinder einzugehen. (31) Hältst du auch mehr an den glücklichen Momenten fest? Ja, definitiv. Ich war ja schon mal in einer Ehe und da wurde sie von ihrem Vater nicht gut behandelt. Wahrscheinlich ist es schon dort passiert, dass die Krankheit ausgebrochen ist. Da hätte ich viel mehr auf sie aufpassen müssen, was ich jetzt leider nicht mehr zurückdrehen kann. Ich kann nur jetzt auf sie aufpassen, jedoch auch nicht übermäßig. 3 [...] 36 | Seite (32) Welche Folgen hat es für dich und deine Psyche in den Jahren genommen? Ich bin erschöpfter. Also ich bin psychisch erschöpfter, das merke ich. Auch wenn ich die langen Gespräche mit ihr habe, wenn es ihr schlechter geht. In dem Moment ist sie wahrscheinlich erleichtert, aber ich merke, dass es schwieriger für mich wird. Ich muss das Ganze erstmal verarbeiten und zur Ruhe kommen. Wenn man dazu noch berufstätig ist, ist das Ganze nicht so einfach. Also ich kann mich dann nicht gleich hinlegen und schlafen. (33) War es anfangs schwieriger oder ist es das jetzt? Es ist jetzt anders schwierig. Am Anfang war es für mich Neuland. Jetzt ist es so, dass ich damit umgehen kann, aber ist immer noch nicht ganz so leicht. 37 | Seite 10 Eidesstattliche Erklärung ,,Hiermit versichere ich, dass diese Arbeit von mir persönlich verfasst ist und dass ich keinerlei fremde Hilfe in Anspruch genommen habe. Ebenso versichere ich, dass diese Arbeit oder Teile daraus weder von mir selbst noch von anderen als Leistungsnachweise anderenorts eingereicht wurden. Wörtliche oder sinngemäße Übernahmen aus anderen Schriften und Veröffentlichungen in gedruckter oder elektronischer Form sind gekennzeichnet. Sämtliche Sekundärliteratur und sonstige Quellen sind nachgewiesen und in der Bibliographie aufgeführt. Das Gleiche gilt für graphische Darstellungen und Bilder sowie alle Internet-Quellen. Ich bin ferner damit einverstanden, dass meine Arbeit zum Zwecke eines Plagiatsabgleichs in elektronischer Form anonymisiert versendet und gespeichert werden kann. Mir ist bekannt, dass von der Korrektur der Arbeit abgesehen werden kann, wenn die Erklärung nicht erteilt wird." Rostock, der 25.01.2021 *********** C. Stelzner 38 | Seite