Entwicklungsaufgaben und Risikowege nach Hurrelmann
Hurrelmann identifiziert vier zentrale Entwicklungsaufgaben im Jugendalter, die für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung bewältigt werden müssen. Diese Aufgaben sind eng mit den gesellschaftlichen Rollen verknüpft, die Jugendliche im Laufe ihrer Entwicklung einnehmen sollen.
Die erste Entwicklungsaufgabe ist das Qualifizieren. Hierbei geht es um die Entwicklung intellektueller und sozialer Kompetenzen zum Zweck der Bildung und Qualifizierung. Das Ziel ist es, die gesellschaftliche Rolle des Berufsträgers einnehmen zu können.
Example: Ein Jugendlicher, der sich auf seinen Schulabschluss vorbereitet und gleichzeitig Praktika absolviert, um seine beruflichen Interessen zu erkunden, arbeitet aktiv an der Entwicklungsaufgabe des Qualifizierens.
Die zweite Aufgabe, das Binden, bezieht sich auf die Entwicklung der Körper- und Geschlechtsidentität sowie die emotionale Ablösung von den Eltern. Dies ist wichtig, um später die Rolle des Familiengründers einnehmen zu können.
Die dritte Aufgabe, das Konsumieren, umfasst die Entwicklung sozialer Kontakte, Entlastungsstrategien und den Umgang mit Wirtschafts-, Freizeit- und Medienangeboten. Ziel ist es, die Rolle des Konsumenten in der Gesellschaft kompetent ausfüllen zu können.
Die vierte Aufgabe, das Partizipieren, beinhaltet die Entwicklung eines individuellen Werte- und Normensystems sowie die Fähigkeit zur politischen Partizipation. Dies bereitet auf die Rolle des Bürgers in der Gesellschaft vor.
Highlight: Die Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann sind nicht isoliert zu betrachten, sondern stehen in enger Wechselwirkung zueinander. Die erfolgreiche Bewältigung einer Aufgabe kann positive Auswirkungen auf die anderen haben.
Wenn diese Entwicklungsaufgaben nicht gelöst werden können, kann sich ein zu hoher Entwicklungsdruck aufbauen. Hurrelmann beschreibt drei mögliche Risikowege bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben:
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Der externalisierende Risikoweg: Hierbei richtet sich das Problemverhalten nach außen. Es kann zu Aggressionen gegen andere kommen, um das Gefühl zu erwerben, eine Herausforderung bewältigt zu haben.
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Der evadierende Risikoweg: Jugendliche zeigen fluchtförmige Verhaltensweisen, wechselhafte Beziehungsmuster und suchtgefährdetes Verhalten, um schwierigen Lebenssituationen auszuweichen.
Vocabulary: Evadierend bedeutet ausweichend oder vermeidend. In diesem Kontext beschreibt es ein Verhaltensmuster, bei dem Jugendliche versuchen, sich Herausforderungen zu entziehen.
- Der internalisierende Risikoweg: Hier wird der Entwicklungsstau auf die eigenen Schwächen zurückgeführt. Dies kann zu Rückzug, Desinteresse, psychosomatischen Störungen, Depressionen und sogar Selbstaggressionen führen.
Quote: "Der schnelle soziale Wandel und die große soziale und ethnische Vielfalt würde zu einer Spaltung jugendlicher Lebenswelten führen."
Diese Aussage von Hurrelmann unterstreicht die Komplexität der Herausforderungen, denen sich Jugendliche in der modernen Gesellschaft gegenübersehen. Die Hurrelmann Theorie bietet somit einen umfassenden Rahmen für das Verständnis der Jugendentwicklung in einem sich schnell verändernden sozialen Kontext.