Individualisierung und Identität in der modernen Gesellschaft
Hurrelmanns Theorie betont die zentrale Rolle der Individualisierung in der modernen Gesellschaft. Dieser Prozess bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich:
Highlight: Die Folgen der Individualisierung sind ambivalent: Sie bieten vermehrte Handlungsmöglichkeiten, aber auch wachsende Risiken; mehr Entscheidungsspielräume, aber auch mehr Entscheidungszwang; mehr Gleichheit, aber auch mehr Konkurrenzdruck; mehr Freiheiten, aber auch weniger gesicherte Lebensverläufe.
Identität wird in diesem Kontext als dynamisch und veränderbar verstanden:
Definition: Identität ist nicht statisch, sondern wird in jedem Interaktionsprozess neu definiert.
Krappmann identifiziert vier Grundqualifikationen für gelungenes Rollenhandeln:
- Role taking/making
- Empathie - Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und ihre Erwartungen zu antizipieren
Vocabulary: Balancierte Ich-Identität bezeichnet ein Gleichgewicht zwischen sozialer und personaler Identität.
Heitmeyer weist auf zunehmende Desintegrationspotenziale in der Gesellschaft hin:
- Verlust traditioneller Lebenszusammenhänge (z.B. mehr Scheidungsfamilien, weniger Vereine)
- Auflösung gesicherter Werte und Normen (Wertepluralismus)
- Abnahme gesellschaftlicher Teilhabe
Diese Faktoren können zu Verunsicherung führen, die sich unter anderem in verschiedenen Formen von Gewalt äußern kann:
- Instrumentelle Gewalt: Gewalt als Mittel zur Zielerreichung
- Expressive Gewalt: Gewalt als Ausdruck von Einzigartigkeit
- Regressive Gewalt: Kollektive, politisch motivierte Gewalt
Example: Ein Beispiel für erzieherisches Handeln im Sinne Hurrelmanns wäre, Kindern Freiräume zur persönlichen Ausgestaltung von Rollen zu geben, etwa bei der Kleiderwahl oder der Auswahl von Hobbys.
Die Hurrelmann Entwicklungsaufgaben bieten somit einen umfassenden Rahmen für das Verständnis und die Unterstützung jugendlicher Entwicklung in einer komplexen, individualisierten Gesellschaft.