Lebensweltkonzept nach Hans Thiersch
Das Lebensweltkonzept nach Hans Thiersch ist ein grundlegendes Konzept in der Sozialpädagogik, das die Lebenswelt von Heranwachsenden in ihren vielfältigen Zusammenhängen betrachtet. Es geht davon aus, dass jeder Mensch ein Experte in seinen eigenen Lebenswelten und seiner individuellen Lebenssituation ist.
Definition: Die Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch ist ein Ansatz, der die Lebenswelt von Menschen in den Mittelpunkt stellt und dabei historische, kulturelle und soziale Zusammenhänge berücksichtigt.
Das Konzept unterscheidet zwischen normativen und nicht-normativen Entwicklungsaufgaben:
Beispiel: Eine normative Entwicklungsaufgabe könnte der Schuleintritt sein, während eine nicht-normative Aufgabe die Bewältigung einer Elterntrennung sein könnte.
Die Lebensweltorientierung umfasst verschiedene Dimensionen:
- Dimension Raum: Betrachtet konkrete Lebensräume und räumliche Lebensbedingungen.
- Dimension Alltag: Fokussiert auf die Bewältigung komplexer Alltagsaufgaben.
- Dimension Gegenwart: Betont die Bedeutung des Hier und Jetzt.
- Dimension soziale Bezüge: Berücksichtigt das soziale Geflecht von Familie und Freundschaften.
- Dimension gesellschaftliche Bedingungen: Beachtet den Einfluss gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.
Highlight: Ein zentrales Element der Lebensweltorientierung ist die Dimension "Hilfe zur Selbsthilfe", bei der Fachkräfte als Begleiter und Unterstützer agieren, nicht als Helfer.
Die Zielperspektiven und Handlungsgrundsätze der lebensweltorientierten Arbeit umfassen:
- Prävention: Vorbeugende Wirksamkeit der Sozialarbeit
- Integration/Inklusion: Respektvoller Umgang mit Vielfalt
- Partizipation: Ermöglichung von Mitbestimmung und Mitgestaltung
Vocabulary: Empowerment in der Sozialen Arbeit bedeutet, Menschen zu befähigen, ihre eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen.
Für eine erfolgreiche lebensweltorientierte Arbeit sind spezifische sozialpädagogische Handlungskompetenzen erforderlich:
- Wahrnehmung des Individuums in seiner Lebenswelt
- Analyse von Lebenslagen und Lebenssituationen
- Entwicklung eines inklusiven Verständnisses
- Erkennen von Unterstützungsbedarf
- Verfügbarmachen sozialer Ressourcen
Example: Ein Beispiel für Lebensweltorientierung könnte die Unterstützung eines Jugendlichen bei der Bewältigung schulischer Herausforderungen sein, wobei sein familiäres Umfeld, seine Freizeitaktivitäten und seine persönlichen Stärken berücksichtigt werden.
Die Methoden der Lebensweltorientierung zielen darauf ab, individuelle und soziale Ressourcen zu erkennen und nutzbar zu machen. Dies kann durch Case Management in der Sozialen Arbeit unterstützt werden, bei dem ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird, um die Lebenssituation des Klienten zu verbessern.
Quote: Hans Thiersch betont: "Die Lebensweltorientierung zielt darauf, Menschen in ihren Verhältnissen, in ihren Ressourcen, ihren vorenthaltenen Partizipationschancen und ihren Schwierigkeiten des Alltags zu sehen."
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch einen umfassenden Ansatz in der Sozialen Arbeit darstellt, der die individuellen Lebenswelten der Menschen in den Mittelpunkt stellt und dabei auf Empowerment und Selbsthilfe abzielt.