Grundlagen der kognitiven Entwicklung nach Piaget
Jean Piagets Theorie basiert auf dem Kerngedanken, dass Wissen aktiv konstruiert wird. Kinder entwickeln über ihr Leben bestimmte Denkmuster (Schemata), die sich durch Erfahrungen mit der Umwelt verändern.
Wenn neue Erfahrungen nicht zu bestehenden Denkmustern passen, entsteht ein kognitiver Konflikt. Diesen löst das Kind durch Adaption - einen Anpassungsprozess mit zwei Mechanismen: Assimilation (Einordnung neuer Erfahrungen in bestehende Schemata) und Akkommodation (Umstrukturierung oder Neubildung von Schemata).
Ein Beispiel für Assimilation: Ein Kind, das bereits weiß, wie man einen Fußball schießt, wendet dieses Schema auf einen Medizinball an. Bei der Akkommodation hingegen muss ein Kind sein Schema anpassen – wie wenn es lernt, dass verschiedene Hunderassen trotz unterschiedlicher Größen und Farben alle Hunde sind.
💡 Äquilibration bezeichnet das Streben nach innerem Gleichgewicht zwischen vorhandenem Denkmuster und neuem Wissen – dieser Prozess treibt die kognitive Entwicklung voran!
Die vier Entwicklungsstufen nach Piaget
Die sensomotorische Stufe (0-2 Jahre) ist geprägt vom Nachahmungsverhalten und der Entwicklung der Objektpermanenz - dem Verständnis, dass Gegenstände auch existieren, wenn man sie nicht sieht.
In der präoperationalen Stufe (2-7 Jahre) entwickelt das Kind Symbolhandlungen. Typisch sind Egozentrismus ("Ich bin das Zentrum"), Animismus ("Der Bleistift ist lebendig, weil er schreibt") und Artifizialismus (die Annahme, alles sei von Menschen oder Gott erschaffen).
Die konkret-operationale Stufe (7-11 Jahre) bringt wichtige Fortschritte: Dezentrierung (Verständnis für andere Perspektiven), Erhaltung/Invarianz (Menge bleibt gleich trotz Formveränderung), Seriation (Sortieren nach Größe) und Klasseninklusion (Verständnis von Ober- und Unterkategorien).
In der formal-operationalen Stufe (ab 11 Jahren) entwickeln Jugendliche abstraktes und hypothetisches Denken. Sie können kombinatorische Systeme aufbauen und müssen nicht mehr alles konkret ausprobieren, um Schlussfolgerungen zu ziehen.