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NS-Erziehung und die Auswirkungen auf die Persönlichkeit

14.3.2021

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Die Erziehungsgrundsätze der
Nationalsozialisten und ihre Verwirklichung
Facharbeit
Welche Folgen hat dies auf die Persönlichkeitsentwicklun
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Die Erziehungsgrundsätze der Nationalsozialisten und ihre Verwirklichung Facharbeit Welche Folgen hat dies auf die Persönlichkeitsentwicklung in der Hitlerjugend? Verfasserin: Kurs: Betreuerin: Abgabetermin: Leistungskurs Pädagogik per 30.03.2020 Recklinghausen, im März 2020 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung..... 2. Erziehung.... 2.1 Allgemeine Erziehungsgrundsätze in der Zeit des Nationalsozialismus.. 2.2 Erziehung in Schulen.... 2.2.1 Schulfächer und Inhalte. 2.3 Erziehung im Elternhaus... 2.3.1 Erziehung in Erziehungsratgebern der NS-Zeit.. 2.4 Außerschulische Erziehung.. 3. Persönlichkeitsentwicklung in der Hitlerjugend.. 3.1 Erziehung aus den Augen einer Zeitzeugin..... 3.1.1 Auswertung.. 3.2 Folgen der NS- Erziehung... 3.3 Mead.... 4. Fazit... 5. Anhang......... 5.1 Interview.. 6. Literaturverzeichnis... 7. Selbstständigkeitserklärung. 5 .6 .6 .7 .8 .8 .9 .10 .11 .13 .15 15 18 ..21 1. Einleitung ,,In unseren Augen, da muß der deutsche Junge der Zukunft schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstrahl." (Adolf Hitler [14. September 1935], Rede an die Hitlerjugend) Dies ist ein wörtliches Hitlerzitat, mit dem ich meine fachliche Arbeit beginnen möchte. Das Thema beinhaltet die Erziehungsgrundsätze der Nationalsozialisten und deren Verwirklichung. Schon im Dritten Reich hatte die Erziehung einen sehr hohen Stellenwert. Die Jugend war die Zukunft und sollte richtig "geformt" werden. Die Erziehungsfrage stand im Mittelpunkt und das Heranziehen von einer kritiklosen und gehorsamen Jugend. Während der nationalsozialistischen Herrschaft spielten der ,,Bund Deutscher Mädchen" und die ,,Hitlerjugend" eine bedeutsame Rolle neben der schulischen Erziehung und der im Elternhaus. In der vorliegenden Arbeit möchte ich weiter darauf eingehen mit dem Schwerpunkt, welche Folgen die NS- Erziehung auf die Persönlichkeitsentwicklung hatte. Außerdem werde ich mich mit der Erziehung und dem daraus erkennbaren Erziehungsgrundsatz...

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auseinandersetzen. Dabei betrachte ich zuerst die Erziehung in Schulen und besonders den Wandel der Lehrpläne und Richtlinien, wie z. B. Schulfächer und deren Inhalte mit dem Wechsel der Epoche zum Nationalsozialismus. Darüber hinaus möchte ich mich auch mit der außerschulischen Entwicklung auseinandersetzen, besonders mit der Erziehung im Elternhaus. Darauf baut mein nächster Punkt auf, in dem die Erziehung in Elternratgebern aus der genannten Zeit dargestellt wird. Der Fokus liegt auf der Autorin Johanna Haarer. Sie selbst gab Ratschläge an Eltern, die heute wahrscheinlich eher für Kopfschütteln sorgen würden. ,,Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von Dritten, kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen." (Johanna Haarer [1934], Elternratgeber ,,Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind") Um einen direkten Bezug und eine Verknüpfung zwischen Theorie und Verwirklichung zu haben, wird ein Interview mit einer Zeitzeugin geführt. Sie selbst ist im Jahr 1924 geboren und somit eine Zeitzeugin der damaligen Jugend und der dort herrschenden Erziehungsgrundsätze. Dieser Hintergrund ist auch der Auslöser für mein gewähltes Thema. Danach werde ich auf die Folgen der NS- Erziehung eingehen, besonders aus den Augen von Mead. Der Nationalsozialismus rückt immer mehr in die Vergangenheit, doch die damalige Erziehung hatte und hat immer noch enorme Auswirkungen. - 3- Meine vorläufige These ist, dass die NS- Erziehung ein sehr autoritärer Erziehungsstil war und die Persönlichkeit der Kinder darunter gelitten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Erziehung wie diese eine Indentitätsdiffusion hervorruft und somit auch Spätfolgen. 2. Erziehung Im Folgenden setze ich mich mit der Erziehung im Nationalsozialismus auseinandersetzten. Dabei werde ich am Ende zwischen der Erziehung in der Hitlerjugend und dem Bund der deutschen Mädel differenzieren und der Schule und dem Elternhaus. 2.1. Allgemeine Erziehungsgrundsätze in der Zeit des Nationalsozialismus ,,Der völkische Staat hat (...) seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten." (Adolf Hitler [1925-1927], Mein Kampf S. 450) Die nationalsozialistische Erziehung begann 1933 und endete 1945. Zu der Erziehung zählte die Vorschulerziehung, sowie die schulische und außerschulische Erziehung während des Nationalsozialismus. Kinder und Jugendliche sollten zu leidenschaftlichen Nationalsozialisten erzogen werden und aus der ,,arischen" Jugend sollte ein ,,rassenbewusstes" Jungvolk werden. Das Ziel war, Aufopferungsbereitschaft und Wehrhaftigkeit bei Kindern und Jugendlichen anzuerziehen, im Gegensatz zu Selbstständigkeit und zu kritischem Denken heute. Außerdem sollte diese Erziehung dem Festigen einer Volksgemeinschaft dienen. Später, besonders in der Schule, stand zusätzlich die körperliche Leistungsfähigkeit im Vordergrund, als die geistige Bildung. Um die Jugend auch außerschulisch für sich zu gewinnen wurde bereits 1926 von der NSDAP die Hitlerjugend (HJ) gegründet und nach vier Jahren dann der Bund der deutschen Mädel (BDM). Von zehn bis 14 Jahren dienten die Kinder außerdem im Deutschen Jungvolk oder beim Jungmädelbund. Als 1933 dann die Machtübernahme kam, wurden die nationalsozialistischen Parteien immer größer und eine Pflicht. Sie wurden nach den Hitlergesetzen von 1936 geleitet. Manche Kinder und Jugendliche wurden jedoch von den oben genannten Parteien ausgeschlossen. Darunter waren z. B. Kranke und Schwache. Denn ,,Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muss deshalb auf ihre Pflichten vorbereitet werden" (Gesetz über die Hitlerjugend, 1. Dezember 1936) und somit besonders qualifiziert für den Krieg sein. - 4- 2.2 Erziehung in Schulen Auch in den Schulen ging es nach der Machtübernahme vorrangig um politische Erziehung. Hitler sah nämlich in der Schule nur eine Vorstufe zur späteren Wehrmacht und legte somit den Fokus auf die Rassenideologie. Dies sorgte für eine Umstellung der Lehrpläne, eine Umschreibung vieler Schulbücher, sowie die Auswechslung vieler Lehrer. Kinder sollten nicht mehr lernen, sondern viel mehr beeinflusst werden, um treue und widerstandslose Anhänger zu werden. Außerdem wurden Jungen und Mädchen getrennt. Hitler war der Meinung, dass bei Mädchen der Fokus auf das zukünftige Muttersein gelegt werden sollte und nicht auf das Lernen. Juden wurden ebenfalls vom Unterricht ausgeschlossen. Sie waren oft besonders gut in der Schule und stellten eine Konkurrenz für den deutschen Staat dar. Sie wurden nur noch separat unterrichtet und ab 1938 vom NS-Staat gar nicht mehr. Am stärksten änderte sich der Schulalltag durch neue Rituale und Feiern. Ab dem Sommer im Jahr 1933 startete und endete jede Stunde mit "Deutschem Gruß". Außerdem gab es einen "Flaggenappell" zum Ferien Start und zum Wiederbeginn der Schule. 2.2.1 Schulfächer und Inhalte Ab 1936/37 gab es eine verschärfte Umstellung des Lehrplans. Der Sportunterricht wurde wichtiger und nun fünfmal die Woche unterrichtet, da das ,,Heranzüchten kerngesunder Körper" (Adolf Hitler, Mein Kampf, S.450) an erster Stelle stand. Der Sportunterricht beinhaltete das so genannte Wehrturnen. Religionsunterricht gab es immer weniger und wurde zum Schluss komplett eingestellt. Im Geschichtsunterricht wurde nun auch der völkische Gedanke vermittelt und große Führungskräfte gezeigt. Der Wandel der Inhalte des Lehrplans sind besonders im Fach Mathematik zu erkennen. Dort gab es viele Rechenaufgaben die unter die ,,wehrgeistige Erziehung" vielen und die Kinder sogar im Fach Mathematik auf den Krieg vorbereiteten. Ein Mathebuch enthielt z. B. die Aufgabe: ,,Wie viele Bomben von je 1.000 Kilogramm wären zur Verteidigung dieses Gebiets erforderlich, wenn eine solche Bombe alle Gebäude im Umkreis von 50 Metern zum Einsturz bringt?" (Tuckermann, S. 44) In Biologie traten besonders die Rassenkunde und die Vererbungslehre in den Vordergrund. Vorgelegt wurde die nicht wissenschaftliche und erfundene Menscheneinteilung der Nazis. Zur arischen Rasse gehörte demnach, wer nicht von Roma, Sinti oder Juden abstammte und weiße Haut hatte. -5- Genauer festgelegt wurde dies durch Vermessung von Nase, Stirn und dem Augenabstand. Bevölkerungspolitik und Familienkunde rückten ebenfalls neu in den Lehrplan. Bei der Familienkunde ging es insbesondere um die gewünschten arischen Stammbäume (vgl. Tuckermann, S.44-45). Die anderen Fächer wie Deutsch, Heimatkunde, Erdkunde, Musik und Kunst wurden ebenfalls stark von den NS- Inhalten geprägt. 2.3 Erziehung im Elternhaus Die Erziehung im Elternhaus sollte eng an die Grundsätze der Nationalsozialisten angrenzen. Die Kinder waren die Zukunft des Volkes und mussten somit auch außerhalb der Parteien von der Mutter richtig geformt werden. Um eine gehorsame Generation heranzuziehen forderte das NS-Regime, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu ignorieren. Zur Hilfe dienten oft Erziehungsratgeber, die teilweise an junge deutsche Mütter ausgeteilt wurden. 2.3.1 Erziehung in Erziehungsratgebern der NS-Zeit Im Jahr 1934 veröffentlichte die Ärztin Johanna Haarer ihren Ratgeber ,,Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind". Insgesamt wurde ihr Erziehungsratgeber 1,2 Millionen Mal verkauft und als Grundlage für Erziehung in Heimen, Kindergärten und Reichsmütterschulungen genutzt. Millionen von Kindern wurden mit der dort empfohlenen nationalsozialistischen Erziehung erzogen, wobei ihre eigenen Bedürfnisse oft in den Hintergrund rückten. Johanna Haarer sah Kinder als Quälgeister und wollte ihren Willen brechen. Das Kind sollte von Geburt an gehorsam und gefügig sein. Aspekte wie Sauberkeit, Pünktlichkeit und Genauigkeit standen im Vordergrund (vgl. Abels, S.40ff.). In einem Interview mit der jüngsten Tochter Gertrud wird klar, wie ihre Vorstellung von Erziehung in der NS-Zeit war. Sie berichtete, dass sie für ein Gespräch mit der Mutter zuerst einen Termin ausmachen musste. Außerdem konnte sie sich nicht daran erinnern, jemals bei ihrer Mutter auf dem Schoß gesessen zu haben. Dies passt zu Haarers Aussage, in der sie vor zu viel Zuneigung warnt: ,,Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von Dritten, kann verderblich sein und muss auf Dauer verweichlichen" (Johanna Haarer [1934], Elternratgeber ,,Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind"). Sie empfahl, das Kind an einen ruhigen Ort zu bringen, es nur zu den Mahlzeiten und zum Wickeln zu holen. Gleich nach Geburt sollte das Kind bereits für 24 Stunden isoliert werden. -6- Es sollte nur in vernünftigem Deutsch mit dem Kind gesprochen werden und nicht in einer versüßten Kindersprache. Auch wenn es schrie, wurde der Mutter empfohlen ihr Kind schreien zu lassen, da dies die Lunge kräftigen würde. Außerdem erklärt sie, das Kind würde sonst schnell realisieren, dass es nur zu Schreien brauche, um den eigenen Willen durchzusetzen. Danach würde es keine Ruhe mehr geben und man hätte einen ,,unerbittliche[n] Haustyrann" (Johanna Haarer [1934], Elternratgeber ,,Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind"). Um den Körperkontakt und die Zuneigung weiterhin auf Abstand zu halten, riet sie auch zu einer unnatürlichen Haltung. Dabei durfte die Mutter das Kind möglichst wenig berühren und es zwar ansehen, aber nie direkt in die Augen. Essen sah sie als Machtmittel an. Sie versprach der Mutter, die stillte, ein perfektes Kind und ,,Gesundheit und Gedeihen". Jedoch sollte es zum ersten Mal nach der 24- stündigen Isolation nach der Geburt gestillt werden. Für den Stillprozess wurden strenge Regeln festgelegt. Eine Mahlzeit durfte nicht länger als 20 Minuten dauern, weshalb man anfangs mit Uhr stillte. Die Mutter sollte ihr Baby außerdem jeden Tag zur gleichen Zeit stillen. Das Füttern selbst wurde auch als Schlacht angesehen, wobei nur die Mutter gewinnen durfte. Beim Stillen sollte das Baby ,,mit festem Griff bewegungslos gehalten werden, so daß es nur noch den Mund öffnen und schließen kann und schlucken muß" (Johanna Haarer [1934], Elternratgeber ,,Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind"). Außerdem riet sie zu Züchtigungsmitteln, wie z. B. die Kinder ohne Essen ins Bett zu schicken, sie stundenlang auf ungekochten Erbsen knien zu lassen oder sie in den Keller zu sperren. 2.4 Außerschulische Erziehung Wie bereits erwähnt, gab es für Jungs außerschulisch die Hitlerjugend und für die Mädchen den Bund der deutschen Mädel. Die eigentliche Hitlerjugend bestand aus Jungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Für die Jüngeren von 10- 14 Jahren gab es das Deutsche Jungvolk. Bei den Mädchen war es ähnlich. 10 bis 14-jährige Mädchen gehörten zu den Deutschen Jungmädeln und alle anderen bis zu einem Alter von 18 Jahren zu dem Bund der deutschen Mädel. Bei der Ausbildung der Jungen, um diese auf ihre Pflichten vorzubereiten, gab es Ordnungs- und Gehorsamkeitsübungen, sowie Sport und Geländespiele. Zur Kriegsvorbereitung wurden z. B. Handgranaten Attrappen an die Jungen verteilt, um das richtige Werfen zu erlernen. Zum Ausbildungsprogramm gehörten außerdem ,,Heimabende", an denen politische Schulungen stattfanden. Dort wurde die nationalsozialistische Denkweise anhand von Vorträgen und Liedern wie z. B. -7- ,,Deutschland, sieh uns wie wir weihen dir den Tod als kleinste Tat. Grüßt er einst unsre Reihen, werden wir die große Saat" (Liedausschnitt der HJ) vermittelt. Oft wiederholten sich Themen wie Treue, Fahne, Tod und Krieg in den Liedtexten. Ihnen wurden beigebracht, Hass zu zeigen gegenüber Juden, Andersdenkenden, Kranken und allen, die sich nicht der Gruppe unterordneten. Zwei Hauptthemen waren Geschichte und Rassenkunde. Die Jungen sollten auf den Wehrdienst und den Krieg vorbereitet werden. Dafür mussten sie ,,hart, schweigsam, tapfer und treu" (Tuckermann, Seite 96) sein. Mitgefühl wurde als Schwäche angesehen und Schmerz als Zimperlichkeit, denn ,,Jeder Deutsche hat die Pflicht, so zu leben, dass er gesund und arbeitsfähig bleibt. Krankheit ist ein Versagen." (Chamberlain, Seite 113). In der Hitlerjugend zählte nicht die Freundschaft unter Einzelnen, sondern die Kinder sollten sich in eine Kameradschaft einordnen. Der Kamerad stand nämlich über jeder Freundschaft. Freundschaften wurden sogar oft bewusst zerstört, indem ,,die beiden vortreten und einander wechselseitig ohrfeigen [mussten], bis einer der beiden zu weinen begann... dann war wenigstens ein Ende, oft auch ein Ende der Freundschaft" (Chamberlain, Seite 83). Ein Kamerad ist ersetzbar, wenn er im Krieg stirbt, ein Freund jedoch nicht. Mädchen sollten zwar auch die politische Erziehung genießen, jedoch lag hier der Schwerpunkt auf der Erziehung für das spätere Leben als Hausfrau und Mutter. Es gab erschreckende Erziehungsmaßnahmen, die Kinder gefühlskalt und hart für den Krieg machen sollten. Ein Beispiel dafür ist, dass Kinder in der Hitlerjugend ein Angorakaninchen geschenkt bekamen. Erst sollten sie sich um die Tiere kümmern und sie pflegen, so oft sie konnten. Am Sommerende mussten sie ihr geliebtes Kaninchen selbst schlachten und ihnen die Kehle durchschneiden. Dabei fielen viele in Ohnmacht oder ihnen wurde übel. Der Lagerführer schrie darauf hin: ,,Ihr wollt die ganze Welt erobern und traut euch nicht mal, eine dumme Kreatur abzustechen, die zu unserer Ernährung geschaffen ist?" (Chamberlain, Seite 160) 3. Persönlichkeitsentwicklung in der Hitlerjugend 3.1 Erziehung aus den Augen einer Zeitzeugin Um eine Verbindung zwischen der herausgearbeiteten Theorie und der Praxis herzustellen, habe ich ein Interview mit einer Zeitzeugin der NS- Zeit geführt (siehe Anhang). -8- 3.1.1 Auswertung Durch das Interview haben sich viele Rechercheergebnisse nochmals verfestigt. Zuerst fällt auf, dass es fünf Kinder der Familie gab. Dies war erwünscht, um dem Führer und dem Volk möglichst viele Kinder zu "schenken", die später einmal im Krieg oder zu Hause dienen können. Schlimm finde ich die Gewalt, die den Kindern gegenüber gezeigt wurde. Im Interview merkte man, wie schwer es meiner Zeitzeugin fiel, darüber zu reden. Gewalt war also eine Methode gehorsame Kinder heranzuziehen. Widerworte wurden in der Schule und im Elternhaus nicht geduldet. Johanna Haarer riet in ihrem Erziehungsratgeber (vgl. Gebert), Kinder ohne Essen ins Bett zuschicken, wenn diese nicht gehorsam waren. Von solchen Erziehungsmaßnahmen berichtet auch meine Zeitzeugin, sowie von Stubenarrest bei Verstößen. Essen wurde als Druckmittel eingesetzt. Oft durfte sie nicht am Tisch reden, besonders dann nicht, wenn ihre Eltern sprachen. Eine Jugendfreundin meiner Zeitzeugin musste ihre Eltern sogar siezen. Dadurch wird ebenfalls nochmal die Distanz klar, die zwischen vielen Eltern und ihren Kindern herrschte. Schulisch lassen sich auch viele Parallelen feststellen. Der Fahnenappell und der deutsche Gruß sind nur ein Beispiel dafür, wie die politischen Ansichten mit der Erziehung vermischt wurden. Den Kindern sollte beigebracht werden, dass das Volk an erster Stelle steht und das Mädchen vor allem die Rolle der Hausfrau übernehmen sollte. Die Mädchen mussten viel zu Hause helfen und haben die grundlegenden Fähigkeiten wie z. B. Nähen, Schneidern und Kochen gelernt. Die Jungs und somit die Brüder meiner Zeugin machten dafür mehr Sport und legten den Fokus auf ihre Kraft. Dies war alles zur Kriegsvorbereitung gedacht. Ihre Brüder kämpften zu Hause vorerst aus Spaß und sollten später für das ganze deutsche Volk kämpfen. Handwerklich mussten Jungs jedoch auch öfter aushelfen. Es ist erstaunlich, dass die Zeit in den Jugendparteien zu der damaligen Zeit nicht als schlimm empfunden wurde. Sie, als Mädchen, empfand es schöner dort zu sein als im strengen Elternhaus. Wie es ihre Brüder fanden, konnte sie nicht genau sagen. Aber dass sie es hassten, denkt sie eher nicht. Die Ansichten von Johanna Haarer spiegeln sich im Interview wider. Dort sagt sie, dass sie großen Respekt vor ihren Eltern hatte und teilweise sogar Angst. Dieses liebevolle Verhältnis zwischen Kind und Eltern von heute ist nicht zu erkennen oder nicht im Gedächtnis geblieben. Dies empfahl Haarer auch nicht. Sie wollte, dass Eltern als Respektsperson angesehen werden und Kinder nicht mit Zärtlichkeiten überschüttet werden. Nur so konnte ein gehorsames und aufopferungsbereites Kind herangezogen werden, angepasst an die politischen Ziele. -9- 3.2 Folgen der NS- Erziehung Wie bereits erwähnt forderte der NS- Staat von den Müttern, ihre Kinder gezielt zu ignorieren und so ihre Bedürfnisse zu missachten. Dies hat bis heute Folgen für die Erziehung der heutigen Generation und im Leben vieler betroffener der damaligen Erziehung. Wissenschaftler befürchten, dass bei den betroffenen Kindern eine Art Bindungsstörung vorliegt. Diese Störungen könnten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ein Sprichwort, welches aus der NS- Zeit abgeleitet werden kann, ist ,,Ein Indianer kennt keinen Schmerz". Johanna Haarer war damals schon der Meinung, dass das Kind nicht zu sehr verwöhnt werden sollte und auch der NS- Staat sah Schmerz als Zimperlichkeit an. Viele Forscher spekulieren, ob die antrainierte Bindungs- und Gefühllosigkeit in unserer heutigen Generation auch mit einer Reihe von Fakten in Verbindunggesetzt werden kann. Genannte Fakten wären z. B. die geringe Geburtenrate, Burnout und Depressionen. Dies sind jedoch nur Spekulationen und vielfältig zu begründen. Andere Forschungen ergeben auch, dass viele über 70-Jährige bei Kriegserinnerungen plötzliche Angstanfälle und Ruhelosigkeit verspüren. Menschen, die im Krieg liebevoll von der Familie gepflegt wurden, haben mit Kriegserinnerungen deutlich weniger Probleme. Dies macht wiederum klar wie die im Nationalsozialismus empfohlene Erziehung, noch heute Auswirkungen auf unser Leben haben kann. Trauma Forscher sprechen sogar von rund fünf Prozent traumatisierten Betroffenen. Sigrid Chamberlain hat ein Buch über zwei NS- Erziehungsratgeber geschrieben. Sie beschreibt darin ihre Erfahrungen mit Kindern aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie berichtet z. B., dass viele dieser Kinder später im Erwachsenenalter häufig ihre Beziehungen und Wohnorte wechseln, weil sie sich nicht binden konnten. Oder im Gegenteil gaben diese Menschen, aus Angst verlassen zu werden, beständige Bindungen von selber auf. Die Sicherheit, die ein Kind eigentlich von Geburt an von der Mutter erfährt, ist nicht vorhanden. Körperliche Nähe zulassen zu können ist ebenfalls eine Schwierigkeit, die Chamberlain feststellen konnte. Fast alle können ihre Mutter nicht anfassen. Sie haben fast einen Ekel bzw. eine panische Angst vor Zuneigung. Auf der anderen Seite zeigt sich für viele dieser Kinder auch die Zuneigung seitens der Mutter als schwierig. Beides kann später zu Problemen führen, wenn z. B. die Mutter pflegebedürftig wird. Vielen Kindern fällt es schwer, oder es ist ihnen sogar unmöglich, ihre Mutter zu pflegen. - 10- Hier könnte man von einem Fehler beim Prozess der Sozialisation bzw. der Soziabilisierung sprechen. Normalerweise erfolgt bei Säuglingen und Kindern die Soziabilisierung durch ausreichende und fördernde Zuneigung. Bei zu großem Zuwendungsentzug kann es später zu Kontaktschwierigkeiten und Persönlichkeitsschwierigkeiten kommen. Was Chamberlain auch auffiel war, dass manche krank waren und es überhaupt nicht an sich selbst bemerkten. Sie stellten wie bei der damaligen Erziehung ihre eigenen Bedürfnisse zurück und verloren dabei komplett eigene Gefühle und Empfindungen. Auch im Umgang mit den eigenen Kindern fiel es ihnen schwer, mit Gefühlen richtig umzugehen. Chamberlain konnte bei ihnen Schlaflosigkeit, Alpträume oder nächtliches Aufwachen mit Gefühlen von Panik beobachten. Sie sind immer auf der Hut, hören jedes Geräusch und sind sofort hellwach. Offensichtlich haben sie Probleme sich entspannen zu können. Eine Auswirkung bei manchen ist ebenfalls, dass sie sich nicht durchsetzen können und nur schwer Nein sagen können. Dies kannten sie wahrscheinlich aus ihrer eigenen Kindheit nicht anders, da sie sich immer unterordnen mussten. Dadurch war es ihnen oft nicht möglich ihren Kindern Grenzen zu setzen, worunter diese litten. Eigene Wünsche äußern sie nur schweren Herzens. Viele von ihnen könnten deshalb heute an Depressionen und Burnout leiden und dauerhaft unfähig sein ihren Beruf auszuüben (vgl. Chamberlain, S. 173-176). 3.3 Mead Mead ist Sozialpsychologe und stellt die Identität, also das ,,self", in Verbindung mit der Gesellschaft. Mead unterscheidet zwischen dem ,,I" (Ich), dem ,,Me“ und dem „self“. Das I stellt das spontane oder impulsive Ich dar, welches nach inneren Trieben handelt. Diese inneren Triebe wurden jedoch bei der NS-Erziehungsideologie gezielt unterdrückt. Die Kinder konnten nicht ihre eigenen Interessen verfolgen und nicht spontan handeln. Individualität und die eigene Meinungsbildung waren nicht erwünscht. Das Me stellt die soziale Identität dar. Es beschreibt den Einklang mit sozialen Normen und Werten und soll die zugewiesene Identität der Gesellschaft zeigen. Vergleichbar ist dies mit dem Über-Ich von Freud. Das Me ist in der NS-Zeit stark ausgeprägt. Die Kinder wurden durch die politischen Ziele beeinflusst und nach den Vorstellungen des arischen Volkes erzogen. Normen waren z. B. Wehrhaftigkeit und das Unterstützen der Volksgemeinschaft. Alles verlief im Sinne der Gesellschaft und die Kinder selbst mussten sich für diese aufopfern. Das self bzw. die Identität musste darunter leiden. Die Identität kann nur agieren, wenn das Spannungsverhältnis von I und Me im Gleichgewicht ist. - 11- Dies ist jedoch ganz offensichtlich nicht der Fall, da die gesellschaftliche Identität zu stark hervorgerufen wird und die persönliche Identität nicht. Das self kann somit nicht vernünftig gebildet werden, ähnlich wie bei Eriksons Theorie. Mead unterscheidet in seiner Theorie außerdem zwischen dem Play und dem Game. Das Play bezeichnet das Rollenspiel, wobei einzelne Rollen einer Bezugsperson übernommen werden. Dieses freie Spiel war jedoch in der NS-Zeit nicht möglich, da dem Kind gar nicht die Möglichkeit gegeben wurde, Rollenspiele zu spielen. Außerdem orientiert sich das Kind an signifikanten Anderen. Diese sollten gesellschaftliche Normen und Werte vermitteln. Durch den geringen und lieblosen Kontakt kann sich das jedoch als schwierig herausstellen. Das Kind muss sich nämlich auf die anderen Identitäten einlassen und die Gefühle der Anderen und seine eigenen erkennen. Dadurch, dass aber Gefühle nicht erwünscht waren, ist sich das Hineinversetzen für das Kind noch schwerer. Vielmehr wurden die Ziele des Games und des generalisierten Anderen verfolgt. Beim Game handelt es sich um ein organisiertes Gruppenspiel. Es muss die Konsequenzen und die Folgen für die gesamte Gruppe erkennen. Das Kind unterliegt allgemeinen abgemachten Regeln, die es befolgen muss. Ähnlich ist dies in der Hitlerjugend, wo es sich an Vorschriften zu halten galt. Außerdem sollen sich alle mit dem Gruppenziel identifizieren. Bei der HJ wäre das der Fall, wenn alle die Meinung des Führers vertreten und sich niemand eine kritische Meinung bildet. Diese gemeinschaftliche Gruppe nennt Mead generalisierte Andere. In der NS-Zeit war es die HJ oder der BDM. Die Endstufe wird erreicht, wenn sich das Kind in einer Gemeinschaft befindet und diese einnehmen kann. Laut Mead wird somit wieder nur eine soziale Phase der Entwicklung gefördert und zwar die Gesellschaftliche. Das Play fällt komplett weg, wodurch die Identitätsfindung gefährdet wird und das Hineinversetzen in die anderen Identitäten (vgl. Mead, S. 5193 f. & S. 196 f.). 4. Fazit In Bezug auf meine These lässt sich zusammenfassend sagen, dass die damalige Erziehung schwerwiegende Folgen hatte. Es gibt nicht nur Spätfolgen. Auch in der Hitlerjugend direkt gab es Auswirkungen, die die Persönlichkeit und Mündigkeit der Kinder stark beeinflusst haben. Die Hitlerjugend musste eine Balance zwischen der Individuation, also dem Bewusstsein der eigenen Individualität und der Integration finden. Dies kann laut Erikson zu einer Identitätsdiffusion führen und somit zu einer Krise. Dies entsteht indem sich die eigene Identität aus der Gesellschaft und dem Individuum zusammensetzt. - 12- Wenn die Gesellschaft zu viele und zu hohe Ansprüche hat, kann das Individuum seine Interessen nicht durchsetzen und wird vielmehr fremdbestimmt. Die Integration der Kinder wurde sehr gefordert, da die Gemeinschaft über jedem einzelnen stand. Die Individualität war nicht erwünscht, da keine kritische Meinung gebildet werden durfte. Es entsteht also immer wieder ein innerer Konflikt und somit eine Krise. Es wurde schnell beigebracht, dass die Kinder für das System leben und sich nicht entziehen dürfen. Außerdem gab es vorgeschriebene Rollen wie z. B. die Mutterrolle oder die Rolle als Soldat. Auch dort gab es keine Individualität. Es war nicht erwünscht, Emotionen zu zeigen, da dies ein Symbol für Schwäche war. Bestimmte Emotionen wurden jedoch gefördert wie z. B. der Stolz auf das Vaterland, Freude bei der Hitlerjugend oder dem Bund der deutschen Mädel und das Zugehörigkeitsgefühl. Erikson sagt auch, dass Kinder sich besonders in den ersten Phasen stark an der Bezugsperson orientieren und auf diese angewiesen sind. Extremes Verhalten bringt extreme Folgen mit sich. Ebenso bei extremen Erziehungsmaßnahmen von Eltern und Leitern in der NS-Zeit. Durch die eben genannten Aspekte konnte sich also in den meisten Fällen die Ich- Identität nicht ausreichend entwickeln. Dies kann zur Folge haben, dass die betroffenen Personen z. B. nicht Nein sagen können. Meine Zeitzeugin beschreibt die Zeit auch als sehr streng. Die Aufgaben für jeden Einzelnen waren vorgeschrieben, wie für sie, als zukünftige Hausfrau. Es gab keine Individualität und wie sie selbst angibt, wurden ihre eigenen Interessen oft in den Hintergrund gerückt. Der Erziehungsstil war somit sehr autoritär. Der Großteil der Aktivitäten wurde vom Erziehungsbeauftragten oder den Eltern bestimmt. Das Kind wird in seinem Handeln gelenkt, wie z. B. durch Befehle und Anordnungen. Ein Beispiel dafür wäre das Vorgehen in der Hitlerjugend, wobei es nur um ein gehorsames Jugendvolk ging. Bei meiner Zeugin ist außerdem eine klare Hierarchie zu erkennen. Sie wird als Kind ihren Eltern untergeordnet. Es werden hohe Anforderungen gestellt, jedoch ohne emotionale Unterstützung. Durch diese Einengung können Kinder sich nicht frei entfalten und ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln. Außerdem werden dadurch Kreativität und Spontanität eingeschränkt. Ein weiteres Merkmal für den autoritären Erziehungsstil ist, dass wie von meiner Zeitzeugin geschildert, viel mit Drohungen gearbeitet wurde. Mead bestätigt dies auch durch seine Theorie. Der Schwerpunkt liegt zu sehr auf den Interessen der Gesellschaft und den politischen Zielen. Die Persönlichkeit der Kinder geht dabei total unter. Die Phase die Mead als Play bezeichnet fällt weg, wodurch die Individualität und das Entdecken der eigenen Identität wegfallen. Die Möglichkeit, die Identität anderer kennenzulernen, gibt es ebenfalls nicht durch den wenigen und lieblosen Kontakt. - 13- Die am Anfang gestellte Frage, welche Auswirkungen die NS- Erziehung hatte und immer noch hat, kann sich nun wie folgt beantworten lassen: Dadurch, dass bei dem autoritären Erziehungsstil kein Gleichgewicht zwischen der Gesellschaft und dem Individuum stattfindet, konnte es zu schwerwiegenden Störungen bei der Persönlichkeitsentwicklung kommen. Die Ich-Identität ist nicht richtig entwickelt und es gibt keine Individualität. Auch Spätfolgen wie Kontaktschwierigkeiten sind durch die fehlende Sozialisation zu begründen. Besonders durch die nicht vorhanden Soziabilisierung. Die NS-Kinder wurden also nicht nur durch den Krieg traumatisiert, sondern auch durch gnadenlose Erziehungsmaßnahmen. Abschließend lässt sich sagen, dass die damalige Zeit immer mehr in den Hintergrund rückt. Uns allen sollte aber weiterhin bewusst bleiben, was diese Erziehungsideologie für drastische Auswirkungen hatte und heute noch hat. - 14- 5. Anhang 5.1 Interview Wie alt sind Sie und wie viele Kinder gab es in ihrer Familie? - Ich bin im Jahr 1924 geboren und somit 96 Jahre alt. Insgesamt waren wir fünf Kinder. Ich war das mittlere Kind und ich hatte zwei ältere Brüder und zwei jüngere Schwestern. Haben Sie eine Umstellung ihrer Tagesstruktur bzw. die Machtübernahme von Adolf Hitler mitbekommen? - Genau weiß ich das nicht mehr. Was ich noch weiß ist, dass meine Eltern mich und meine Schwestern nach der Schule immer in den Bund der deutschen Mädel geschickt haben. Dies war schon eine Umstellung. Ich musste sonst immer viel zu Hause helfen. Meine Oma brachte mir z. B. nähen und schneidern bei und auch das Einkochen von Obst. Ähnliche Dinge lernte ich auch im BDM. Wenn ich zurückdenke, wurden mir dort schon früh die Fähigkeiten einer Hausfrau beigebracht. Ich lernte zwar auch andere Dinge, wie z. B. die deutsche Geschichte, aber im Gegensatz zu meinen Brüdern in der Hitlerjugend war es nochmal was anderes. Ihre Brüder waren also beide auch in der Hitlerjugend. Was genau mussten sie dort machen? - Besonders viel haben sie darüber nicht mit mir geredet. Ich erinnere mich aber, dass sie immer müde waren, wenn sie nach Hause kamen. Sie mussten lange wandern und auch viel Sport treiben. Sie machten in der HJ Kampfsport und kamen oft mit einem blauen Auge zurück. Ich lernte mit meiner Schwester eher Sachen wie Gymnastik und Tanzen. Meine Brüder haben auch immer untereinander ihre Muskeln verglichen und ihre Kraft gemessen. Selbst zu Hause haben sie aus Spaß gekämpft. Wie haben Sie den BDM erlebt? - Damals habe ich es gar nicht als schlimm empfunden, dort hinzugehen. Ich fand es eigentlich ganz schön, da ich so meiner Mutter nicht so viel helfen musste. Wir haben geturnt, gesungen und sogar Kartoffeln am Lagerfeuer gegessen. Heute weiß ich natürlich, welche politischen Ziele dahintersteckten. Darunter gelitten haben meine Schwestern und ich jedoch nie. - 15- Wie standen Freunde und Familie zu der HJ und dem BDM? - Fast alle meine Freunde waren da. Meine Eltern haben mich und meine Geschwister dort ebenfalls hingeschickt. Ich habe auch nicht mitbekommen, dass sie es hinterfragt haben. Früher war es für mich normal dort hinzugehen. Ich hatte nie die Wahl. Nur manche aus meiner Klasse sind dort nicht hingegangen, weil die Eltern das nicht wollten. Ich wusste nicht warum das so war. Die sind dann später auch weggezogen. Ich habe gehört, dass es eine jüdische Familie war. Also haben Sie die vorherrschende Judenfeindlichkeit mitbekommen? - Ja, aber so richtig bewusst wurde es mir erst später während meiner Ausbildung als Verkäuferin. An einem Tag machte das Lebensmittelgeschäft, in dem ich lernte, plötzlich zu. Die ganze Familie war über Nacht verschwunden und hatte alles zurückgelassen. Es war eine jüdische Familie. Wie haben Sie die NS- Erziehung erlebt? - Es war sehr streng, sowohl im Elternhaus als auch in der Schule. Bei mir zu Hause war Erziehung leider oft mit Gewalt verbunden. Wenn meine Geschwister und ich frech waren, durften wir bei Tisch während des Essens nicht reden. Wenn wir mal gelacht haben, weil einer eine Grimasse gezogen hat, gab es einen Schlag in den Nacken. Nicht selten musste einer von uns auch mal ohne Essen ins Bett. Stubenarrest gab es auch. Ohne irgendeinen Kompromiss musste ich oft den ganzen Tag im Zimmer bleiben. Vor meinem Vater hatte ich immer großen Respekt. Richtig spielen durfte ich auch nur selten, vielmehr sollte ich im Haushalt mithelfen. Ich empfand es oft als unfair, da meine Brüder dies öfters durften. Meine älteren Brüder mussten jedoch auch viel handwerklich mitarbeiten. Meine eigenen Bedürfnisse standen oft hinten an. Meine Mutter achtete darauf, dass wir Kinder sauber und ordentlich aussahen. Meine Jugendfreundin musste sogar ihre Eltern siezen. Und in der Schule? - Dort merkte ich von Tag zu Tag mehr welche Auswirkung der politische Machtwechsel für uns Kinder hatte. Mädchen und Jungen wurden getrennt unterrichtet und viele Kinder waren irgendwann gar nicht mehr bei mir in der Klasse. Eine Begründung dafür gab es jedoch nie. Die Bücher wurden ausgetauscht und teilweise auch die Lehrer. Besonders im Kopf geblieben ist mir mein neuer Biologielehrer, der damals mit uns die verschiedenen Rassen durchsprach. - 16- Deutlich wurde die Macht von Hitler durch den deutschen Gruß. Vor jeder Stunde oder wenn jemand neues hereinkam mussten wir aufstehen und denjenigen so begrüßen. Der Flaggenappell kam dann noch neu hinzu, an Feiertagen oder zu Beginn der Ferien. Dies wurde alles einfach so hingenommen, aber die Möglichkeit zu widersprechen gab es auch nicht. Bei Widerspruch kam es oft zu Gewalt. Meine Freundin bekam einmal Schläge mit dem Rohrstock. So bestraften uns die Lehrer. Es war immer schlimm sowas mit anzusehen. - 17- 6. Literaturverzeichnis Primärliteratur: Adolf Hitler: Mein Kampf. München 1925-1927, Seite 450-473 Anja Tuckermann: Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen. Würzburg 2013 Heinz Abels: Interaktion, Identität, Präsentation. Kleine Einführung in interpretative Theorien der Soziologie. 3. Auflage. Hagener Studientexte für Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden 2004 Hilde Kammer, Elisabet Bartsch: Jugendlexikon Nationalsozialismus. Berlin 2006 Mead: Geist, Identität und Gesellschaft. 1934. S. 80- 196f. & S. 5193 f. Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Gießen 6. Auflage 2016 Sekundärliteratur: Anne Kratzer: Erziehung für den Führer. (o. A., 03. April 2018). https://www.spektrum.de/news/paedagogik-die-folgen-der-ns-erziehung/1555862 (letzter Zugriff 29.02.2020) Anne Kratzer: Warum Hitler bis heute die Erziehung von Kindern beeinflusst. (o. A., 12. 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Selbständigkeitserklärung Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst, keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt habe und die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen sind, in jedem einzelnen Fall unter Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe. Das Gleiche gilt auch für beigegebene Zeichnungen, Kartenskizzen und Darstellungen. bin - 21-