Piagets Stufen der kognitiven Entwicklung
Jean Piaget, ein Schweizer Entwicklungspsychologe, entwickelte eine einflussreiche Theorie zur kognitiven Entwicklung bei Kindern. Seine Arbeit bildet die Grundlage für viele spätere Theorien, einschließlich der moralischen Entwicklung nach Kohlberg.
Sensomotorische Stufe (ca. 0-2 Jahre)
In dieser ersten Stufe lernen Säuglinge und Kleinkinder durch sensorische Erfahrungen und motorische Aktivitäten ihre Umwelt kennen.
Definition: Die sensomotorische Stufe ist gekennzeichnet durch die Entwicklung der Objektpermanenz und die Koordination von Sinneswahrnehmungen und motorischen Handlungen.
Präoperationale Stufe (ca. 3-5 Jahre)
Kinder in dieser Phase entwickeln die Fähigkeit zur symbolischen Darstellung, zeigen aber noch einige charakteristische Einschränkungen in ihrem Denken.
Highlight: Der physikalische und geistige Egozentrismus ist ein Hauptmerkmal dieser Stufe. Kinder haben Schwierigkeiten, die Perspektive anderer einzunehmen.
Weitere Merkmale dieser Stufe sind:
- Zentrierung auf ein Merkmal oder eine Dimension
- Fehlendes In-Beziehung-Setzen und Vergleichen
- Keine Mengenerhaltung (z.B. beim Umschüttversuch)
Example: Ein Kind in dieser Phase könnte denken, dass eine hohe, schmale Vase mehr Wasser enthält als eine niedrige, breite Schüssel, auch wenn beide die gleiche Menge Wasser enthalten.
Intuitiv präoperationale Stufe (ca. 5-8 Jahre)
In dieser Übergangsphase beginnen Kinder, logischer zu denken, sind aber noch stark an anschauliche Inhalte gebunden.
Fortschritte in dieser Phase umfassen:
- Klassifikationen nach zwei Merkmalen werden möglich
- Entwicklung des Zahlenbegriffs
- Verständnis für das Prinzip der Erhaltung (Mengeninvarianz)
- Fähigkeit zur hierarchischen Klasseninklusion
Vocabulary: Klasseninklusion bezieht sich auf das Verständnis, dass eine übergeordnete Kategorie (z.B. Tiere) untergeordnete Kategorien (z.B. Vögel) einschließt.