Moralische Entwicklung nach Kohlberg: Die Orientierung an zwischenmenschlicher Harmonie
Die Moralentwicklung nach Kohlberg erreicht in der dritten Stufe eine bedeutende Wendung, die sich besonders durch die Orientierung an zwischenmenschlichen Beziehungen und gesellschaftlicher Harmonie auszeichnet. In dieser Phase entwickeln Heranwachsende ein tieferes Verständnis für moralische Entscheidungen, die über simple Regelbefolgung hinausgehen.
Definition: Die dritte Stufe des Kohlberg Stufenmodells kennzeichnet sich durch die "Good Boy/Nice Girl"-Orientierung, bei der das Individuum danach strebt, den Erwartungen nahestehender Personen und der Gesellschaft zu entsprechen.
Das berühmte Heinz-Dilemma eignet sich hervorragend, um diese Entwicklungsstufe zu veranschaulichen. In diesem moralischen Konflikt geht es um einen Mann namens Heinz, dessen Frau an einer schweren Krankheit leidet. Das lebensrettende Medikament ist jedoch unbezahlbar teuer, und der Apotheker weigert sich, es günstiger abzugeben. Die typische Reaktion eines Jugendlichen auf dieser Entwicklungsstufe zeigt sich im Beispiel von Robin 15: "Wäre ich Heinz, hätte ich das Medikament für meine Frau gestohlen."
Diese Antwort verdeutlicht die charakteristischen Merkmale der dritten Entwicklungsstufe: Die Entscheidung basiert nicht mehr auf der Angst vor Strafe oder dem eigenen Vorteil, sondern auf der emotionalen Bindung und der Verantwortung gegenüber einem geliebten Menschen. Die moralische Entwicklung bei Kindern zeigt hier einen wichtigen Reifungsprozess, bei dem zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Erwartungen in den Vordergrund rücken.
Beispiel: Ein weiteres typisches Beispiel für diese Entwicklungsstufe wäre ein Jugendlicher, der einem Mitschüler hilft, nicht weil er eine Belohnung erwartet, sondern weil er als hilfsbereiter Mensch wahrgenommen werden möchte und die soziale Anerkennung schätzt.