Meads Instanzen der Identitätsbildung: I, ME und Self
George Herbert Meads Theorie der Identität ist ein grundlegendes Konzept im symbolischen Interaktionismus. Das Schaubild veranschaulicht die drei Hauptinstanzen seiner Theorie: I, ME und Self, sowie deren Wechselwirkungen bei der Identitätsbildung.
Die Instanz "I" - Das impulsive Ich
Das "I" repräsentiert die persönliche Identität und wird als vorsoziale und unbewusste Seite des Individuums beschrieben.
Definition: Das "I" ist der Teil der Persönlichkeit, der spontane Impulse und körperliche Bedürfnisse zum Ausdruck bringt.
Es hat eine konstruktive Funktion, da es kreativ und schöpferisch ist und nicht vollständig sozialisierbar ist. Das "I" setzt sich gegen die Zumutungen anderer zur Wehr und interpretiert Situationen individuell.
Highlight: Die Kreativität und Individualität des "I" sind wesentlich für die Entwicklung einer einzigartigen Persönlichkeit.
Die Instanz "ME" - Das reflektierte Ich
Das "ME" verkörpert die soziale Identität und repräsentiert die internalisierten Vorstellungen davon, wie andere uns wahrnehmen.
Definition: Das "ME" enthält organisierte Werthaltungen, die während des Sozialisationsprozesses durch Rollenübernahme erworben werden.
Es ist geprägt von der Wahrnehmung der eigenen Person durch andere und beinhaltet die Erwartungen, die die Gesellschaft an das Individuum stellt.
Beispiel: Wenn ein Kind lernt, sich in der Schule angemessen zu verhalten, internalisiert es die Erwartungen der Lehrer und Mitschüler, was sein "ME" formt.
Die Instanz "Self" - Das Selbst
Das "Self" stellt die Identität als Ganzes dar und ist das Ergebnis des Zusammenspiels von "I" und "ME".
Definition: Das "Self" ist die Differenz zwischen "I" und "ME" und repräsentiert das reflektierte Bewusstsein des Individuums.
Es entsteht durch den ständigen Dialog zwischen den Instanzen und steht unter der sozialen Kontrolle des "ME", während es gleichzeitig die Kreativität des "I" einbezieht.
Highlight: Die Bildung des "Self" ist ein dynamischer Prozess, der zu ständiger Reflexivität und Anpassung führt.
Der Identitätsbildungsprozess
Meads Theorie betont, dass die Identitätsbildung ein komplexer Prozess ist, bei dem das Individuum eine Balance finden muss:
- Es muss auf die Repräsentation der Erwartungen anderer in sich selbst (ME) eingehen.
- Gleichzeitig muss es seine Besonderheiten und Persönlichkeit (I) darstellen.
Highlight: Die erfolgreiche Balance zwischen "I" und "ME" führt zur Bildung der Ich-Identität, dem "Self".
Dieser Prozess ist durch einen ständigen Dialog zwischen den Instanzen gekennzeichnet, was zu einer veränderlichen Gewichtung und kontinuierlichen Anpassung der Identität führt.
Vocabulary: Symbolischer Interaktionismus ist die soziologische Perspektive, die die Bedeutung von Symbolen und Interaktionen für die Bildung des Selbst und der Gesellschaft betont.
Meads Theorie bietet somit einen umfassenden Rahmen zum Verständnis der Identitätsentwicklung, der sowohl individuelle als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Sie ist besonders relevant für die Pädagogik und die Erforschung sozialer Interaktionen.