Analyse von Günter Grass' "Katz und Maus"
Die Szene spielt sich in der Aula eines Gymnasiums in Danzig im Jahr 1942 ab. Ein Kapitänleutnant hält eine Rede vor den Schülern, in der er seine Erfahrungen auf einem U-Boot im 2. Weltkrieg schildert. Der Ich-Erzähler, selbst Schüler, verfolgt die Rede aufmerksam und liefert eine detaillierte Beschreibung des Redners sowie dessen Ausführungen über die U-Boot-Flotte und den Krieg.
Highlight: Die Rede des Kapitäns wird als Beispiel für Kriegsverherrlichung präsentiert, wobei die Opfer des Krieges ausgeblendet werden.
Der Erzähler analysiert kritisch die Darstellung des Redners, der mit Hilfe von Metaphern, Vergleichen und Aufzählungen ein Einheitsgefühl unter den Zuhörern zu erzeugen versucht. Dabei wird deutlich, wie der Günter Grass Schreibstil subtil die Propaganda der Zeit entlarvt.
Beispiel: Der Redner verwendet Ausdrücke wie "kriegsgestählt" und schafft ein Bild von Heldentum und Abenteuer, das der Realität des Krieges nicht entspricht.
Die Haltung des Ich-Erzählers wandelt sich im Laufe der Rede von anfänglicher Anerkennung zu einer zunehmend abwertenden und gelangweilten Einstellung. Er präsentiert sich selbst als gebildet und aufgeklärt, als eine Art "Fachmann" in Bezug auf die U-Boot-Waffe und Kriegserzählungen.
Vocabulary: "Kriegsgestählt" - Ein Begriff, der die angebliche Abhärtung und Stärkung durch Kriegserfahrungen beschreibt.
Die Sprache des Erzählers ist geprägt von Wiederholungen und einer Tendenz, den Redner lächerlich zu machen. Ausdrücke wie "Wir wussten alles" und die Beschreibung der Rede als "peinlich auszupinseln" verdeutlichen die negative Haltung des Erzählers gegenüber der Propaganda.
Zitat: "Ding am Hals" - Eine umgangssprachliche Wendung, die der Erzähler benutzt, um seine Abneigung gegen die Rede auszudrücken.
Grass' Novelle bietet somit einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt eines kritischen jungen Menschen während der NS-Zeit und zeigt, wie die Novelle Günter Grass 2002 auch Jahrzehnte nach ihrer Erstveröffentlichung noch relevante Fragen zur Kriegspropaganda und deren Wirkung auf die Jugend aufwirft.