Die Geschichte der Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse zwischen verschiedenen Kulturen zeigt sich besonders deutlich am Beispiel Chinas im 19. Jahrhundert.
Der Kulturkontakt zwischen China und den westlichen Mächten war von großer Bedeutung für die historische Entwicklung beider Seiten. Nach der Theorie von Urs Bitterli können wir drei verschiedene Arten des Kulturkontakts unterscheiden: Die Kulturberührung, bei der erste, meist friedliche Begegnungen stattfinden, die Kulturverflechtung, bei der sich die Kulturen gegenseitig beeinflussen und vermischen, und den Kulturzusammenstoß, der oft von Konflikten und Gewalt geprägt ist. Im Fall von China und den imperialistischen Mächten kam es zunächst zu einer Kulturberührung durch Handel, die sich jedoch schnell zu einem Kulturzusammenstoß entwickelte, besonders deutlich zu sehen im Opiumkrieg.
Die Zeit der Krisen, Umbrüche und Revolutionen in China war geprägt von verschiedenen Anpassungsprozessen. Das chinesische Kaiserreich musste sich mit der technologischen und militärischen Überlegenheit der westlichen Mächte auseinandersetzen. Dies führte zu tiefgreifenden Reformen und Modernisierungsversuchen, die in der Geschichte als "Selbststärkungsbewegung" bekannt wurden. Die Kulturverflechtung zeigte sich beispielsweise in der Übernahme westlicher Technologien und Bildungskonzepte, während gleichzeitig versucht wurde, traditionelle chinesische Werte zu bewahren. Diese komplexen Prozesse der Anpassung und des Widerstands führten schließlich zum Ende der Qing-Dynastie und zur Entstehung des modernen China. Die verschiedenen Phasen dieser Entwicklung lassen sich auf einem Zeitstrahl nachverfolgen, der von den ersten Handelskontakten über die ungleichen Verträge bis hin zur chinesischen Revolution reicht.