Leistungsmotivation nach Heckhausen: Ein umfassendes Modell
Das Prozessmodell der Leistungsmotivation nach Heckhausen bietet einen detaillierten Einblick in die psychologischen Mechanismen, die leistungsmotiviertes Handeln steuern. Es definiert fünf wesentliche Kriterien, die eine Handlung als leistungsmotiviert kennzeichnen:
- Die Handlung muss einen klaren Anfang und ein deutliches Ende haben, was zu einem bewertbaren Ergebnis führt.
- Das Ergebnis muss die Möglichkeit von Erfolg oder Misserfolg beinhalten.
- Das Ergebnis wird anhand eines Gütemaßstabs oder Kriteriums beurteilt.
- Diese Gütekriterien müssen vom Handelnden als verbindlicher Maßstab für Erfolg anerkannt werden.
- Der Handelnde muss das Ergebnis sich selbst zuschreiben können, was zufällige Ergebnisse ausschließt.
Definition: Leistungsmotivation bezeichnet nach Heckhausen den Antrieb, in Leistungssituationen zu handeln und das eigene Können an selbst gesetzten oder vorgegebenen Gütemaßstäben zu messen.
Das Modell unterscheidet zwischen zwei Typen von Personen:
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HE-Typ (Hoffnung auf Erfolg): Diese Personen attribuieren Erfolge internal und Misserfolge external. Sie haben eine positive Affektbilanz und sind eher intrinsisch motiviert.
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FM-Typ (Furcht vor Misserfolg): Diese Personen schreiben Erfolge external und Misserfolge internal zu. Sie haben eine negative Affektbilanz und sind eher extrinsisch motiviert.
Highlight: Die Kausalattribution nach Weiner spielt eine zentrale Rolle im Modell und erklärt, wie Menschen Erfolge und Misserfolge auf interne oder externe sowie stabile oder variable Faktoren zurückführen.
Das Risikowahlmodell nach Atkinson wird ebenfalls vorgestellt. Es zeigt, wie die Erfolgswahrscheinlichkeit und der Erfolgsanreiz mit der Aufgabenschwierigkeit zusammenhängen. Personen mit hoher Hoffnung auf Erfolg wählen tendenziell Aufgaben mittlerer Schwierigkeit, während Personen mit hoher Furcht vor Misserfolg sehr leichte oder sehr schwere Aufgaben bevorzugen.
Example: Im Sport können Gütemaßstäbe sachlich (z.B. Normtabellen), individuell (persönliche Ansprüche) oder sozial (Vergleiche mit anderen) sein.
Abschließend wird das Prozessmodell in fünf Schritten erläutert:
- Eine Situation wird als Handlungsaufforderung verstanden.
- Kognitive Prozesse wie Erfolgserwartung und Gütemaßstabsetzung werden ausgelöst (Motivation).
- Die Motivation führt zum Handeln.
- Das Handlungsergebnis wird selbst bewertet (Kausalattribution).
- Die Selbstbewertung hat Konsequenzen für zukünftiges Handeln (emotionale Reaktion).
Vocabulary: Affektbilanz bezeichnet die Summe der positiven und negativen Gefühle, die mit der Selbstbewertung nach einer Leistung einhergehen.
Dieses umfassende Modell der Leistungsmotivation bietet wertvolle Einblicke in die psychologischen Prozesse, die unser Handeln in Leistungssituationen beeinflussen, und kann in verschiedenen Bereichen, einschließlich des Sports, angewendet werden.