Die Vielschichtigkeit der Charaktere in "Maria Stuart"
Schillers Drama "Maria Stuart" zeichnet sich durch die tiefgründige Darstellung seiner Hauptfiguren aus. Maria Stuart wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, was ein facettenreiches Bild der ehemaligen schottischen Königin ergibt.
Für den Zuschauer (Rezipient) erscheint Maria ruhig, stoisch und kontrolliert. Sie wirkt intelligent und hält standhaft an ihrem katholischen Glauben fest. Ihre königliche Abstammung von Jakob V. und Maria von Guise sowie ihre Erziehung in Frankreich prägten ihre Persönlichkeit und ihren unerschütterlichen Glauben.
Maria Stuarts Aussehen und Auftreten unterstreichen ihren königlichen Status. Mit aufrechter Haltung, direktem Blickkontakt und selbstbewusstem Auftreten strahlt sie auch in der Gefangenschaft Autorität aus. Ihre Gestik und Körpersprache verraten ihre edle Herkunft und Erziehung.
Perspektivenwechsel: Die Wahrnehmung Maria Stuarts variiert stark zwischen ihren Gegnern und Anhängern. Für Elizabeth, Burleigh und Paulet ist sie eine hinterhältige Mörderin, eine "schwarze Witwe". Für Mortimer, Leicester, Hannah und die katholische Kirche hingegen ist sie die rechtmäßige Königin mit einem weichen Herzen, die für ihre Fehler gebüßt hat.
Der Graf von Shrewsbury (in den Notizen nicht explizit erwähnt, aber eine wichtige Figur im Drama) nimmt oft eine vermittelnde Position ein und plädiert für Milde gegenüber Maria. Seine Stimme der Vernunft und Menschlichkeit steht im Kontrast zu Burleighs politischem Kalkül.
Marias Leben war geprägt von tragischen Ereignissen und kontroversen Entscheidungen. Nach dem Tod ihres französischen Ehemanns heiratete sie den schottischen König Lord Darnley, der ebenfalls nach kurzer Zeit unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Der Verdacht, dass Maria in die Mordpläne eingeweiht war, beschädigte ihren Ruf nachhaltig und trug zu ihrer späteren Verurteilung bei.
Die Frage, warum Maria Stuart hingerichtet wurde, lässt sich nicht einfach beantworten – politische Machtinteressen, religiöse Konflikte und persönliche Rivalitäten vermischen sich zu einem komplexen Geflecht von Motiven, das Schiller in seinem Drama meisterhaft entfaltet.