Rudimente und Atavismen: Zeugen der Evolution
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Konzepten der Rudimente und Atavismen als wichtige Belege für die Evolution.
Rudimentäre Organe sind im Laufe der Evolution zurückgebildete Strukturen, die oft keine Funktion mehr erfüllen. Sie dienen als stumme Zeugen der Abstammung von Organismen, bei denen diese Organe einst funktionierten.
Definition: Rudimente sind zurückgebildete Organe oder Strukturen, die im Laufe der Evolution ihre ursprüngliche Funktion verloren haben.
Bei Pflanzen finden sich Rudimente beispielsweise bei parasitischen Arten, die keine Photosynthese mehr betreiben und nur noch Reste von Laubblättern in Form kleiner Schuppen aufweisen.
Beispiel: Parasitische Pflanzen haben oft eine gelblich-bräunliche Färbung aufgrund des Fehlens von Chlorophyll.
Bei Tieren gibt es zahlreiche Beispiele für rudimentäre Organe:
- Die Griffelbeine des Pferdefußes sind zurückgebildete Mittelhand- bzw. Mittelfußknochen.
- Wale besitzen Reste des Beckengürtels, was auf ihre Abstammung von landlebenden Säugetieren hinweist.
Highlight: Die rudimentären Organe beim Wal sind ein besonders eindrucksvolles Beispiel für evolutionäre Anpassung.
Auch der Mensch weist verschiedene Rudimente auf:
- Eckzähne und Weisheitszähne
- Verkümmerte Ohrmuskeln
- Restkörperbehaarung
- Wurmfortsatz des Blinddarms
- Zum Steißbein verwachsene Steißwirbel als Überbleibsel der verlängerten Wirbelsäule
Vocabulary: Atavismen sind Merkmale, die bei einzelnen Individuen wieder auftreten, obwohl sie im Laufe der Evolution reduziert oder ganz abgebaut wurden.
Atavismen stellen einen Rückgang in der phylogenetischen Entwicklung dar. Bei Pflanzen können sie sich zum Beispiel in Form von grünen, chlorophyllhaltigen Blütenblättern bei der Pfingstrose zeigen. Bei Tieren können verlängerte Griffelbeine mit Zehenknochen beim Pferd oder vollständig ausgebildete hintere Flügelpaare bei Fliegen auftreten.
Beim Menschen können Atavismen in Form von überzähligen Brustwarzen entlang der Milchleiste bei Frauen, einem schwanzartig verlängerten Steißbein oder extrem starker Körperbehaarung auch schon bei Kindern und Säuglingen auftreten.
Example: Extreme Körperbehaarung bei Säuglingen kann als Rückschlag zur Fellbildung interpretiert werden.
Für die Entstehung von Atavismen gibt es verschiedene Theorien:
- Entwicklungsstörungen in der Embryonalentwicklung
- Realisierung genetischer Information, die normalerweise unterdrückt wird
- Ursprüngliche Separation und erneute Kombination von Genen, wodurch ein Merkmal wieder auftaucht
Highlight: Die Frage "Was ist der Unterschied zwischen Rudiment und Atavismus?" lässt sich so beantworten: Rudimente sind dauerhaft zurückgebildete Strukturen, während Atavismen das vorübergehende Wiederauftreten von evolutionär "verlorenen" Merkmalen darstellen.
Diese Phänomene sind wichtige Belege für die Evolution, da sie zeigen, wie sich Organismen im Laufe der Zeit angepasst haben und welche Strukturen dabei zurückgebildet oder in seltenen Fällen reaktiviert wurden.