Aufbau und Nomenklatur von Komplexverbindungen
Ein Komplexteilchen besteht aus einem Zentralion (z.B. Cu²⁺) und Liganden z.B.NH3, die das Zentralion umgeben. Komplexe können unterschiedliche räumliche Strukturen haben: linear, planar-quadratisch, tetraedrisch oder oktaedrisch – je nach Anzahl und Art der Liganden.
Bei der Nomenklatur von Komplexen gibt es klare Regeln. Um eine Formel zu benennen, nennst du zuerst das kationische Gegenion fallsvorhanden, dann die Liganden alphabetischsortiert und schließlich das Zentralion mit seiner Oxidationszahl. Bei anionischen Komplexen erhält das Zentralion die Endung "-at". Ein Beispiel ist Diamintetracyanochromat(III).
Komplexverbindungen Beispiele zeigen verschiedene Strukturen, darunter auch Chelatkomplexe. Diese enthalten mehrzähnige Liganden, die über mehrere Haftatome an das Zentralion binden. Ein bekannter Chelatkomplex ist Cu(en)2²⁺ mit zwei 2-zähnigen Ethylendiamin-Liganden oder Ca(edta)²⁻ mit einem 6-zähnigen EDTA-Liganden. Chelatverbindungen sind besonders stabil durch den sogenannten Chelateffekt.
💡 Merke: Die Stabilität von Chelatkomplexen hängt stark mit der Entropie zusammen. Nachdem ein mehrzähniger Ligand mit einer Bindungsstelle an das Zentralion gebunden hat, können weitere Bindungen leichter entstehen, da der Ligand bereits in der Nähe ist.
Bindungsmodelle und Reaktionen
Für die Erklärung der Komplexbindung gibt es zwei Modelle. Das elektrostatische Modell erklärt die Anziehung zwischen Zentralion und Liganden sowie die räumliche Struktur. Das Modell der koordinativen Bindung erklärt die hohen Bindungskräfte durch Elektronenpaarbindungen zwischen Ligand und Zentralion.
Bei Ligandenaustauschreaktionen werden Liganden schrittweise durch andere ersetzt. Diese Reaktionen sind Gleichgewichte und gehen mit charakteristischen Farbreaktionen einher. Beispiele sind:
- Fe(H2O)6³⁺ gelb + SCN⁻ ⇌ Fe(SCN)3(H2O)3 (rotbraun)
- Cu(H2O)6²⁺ blau + Cl⁻ ⇌ CuCl4²⁻ (grün)
Die Stabilität eines Komplexes wird durch die Komplexzerfallskonstante K_D beschrieben. Je kleiner dieser Wert, desto stabiler ist der Komplex. Die Komplexometrie nutzt Ligandenaustauschreaktionen zur Titration, z.B. um die Wasserhärte zu bestimmen. Dabei werden Mg²⁺-Ionen zunächst an einen farbigen Indikator gebunden und dann durch EDTA ausgetauscht, was einen Farbumschlag verursacht.