Die Auseinandersetzung zwischen Haimon und Kreon spitzt sich zu, als Haimon beginnt, die Ansichten seines Vaters in Frage zu stellen. Er argumentiert, dass auch andere Menschen vernünftig sein können und möglicherweise Recht haben könnten.
Zitat: "Die Götter, Vater, pflanzen die Vernunft den Menschen ein, [...] Dass du Recht mit deinen Reden hast, ich könnt's nicht sagen, möcht es auch nicht sagen können. Doch auch ein anderer könnte etwas Wahres sagen." (Vers 683-678)
Haimon versucht, seinem Vater die Meinung des Volkes über Antigones Tat nahezubringen. Er erklärt, dass die Bürger Antigones Handeln als ruhmreich betrachten und Kreon der Einzige sei, der anderer Meinung ist.
Highlight: Haimons Argumentation zeigt seine diplomatischen Fähigkeiten und seinen Versuch, Kreon zum Umdenken zu bewegen.
Um seine Kritik an Kreons Denkweise schonend zu äußern, verwendet Haimon zahlreiche Metaphern. Diese bildhafte Sprache dient dazu, seine Botschaft auf eine indirekte, aber eindringliche Weise zu vermitteln.
Beispiel: "Du siehst, wie an zur Winterzeit geschwollen Bächen die Bäume, die sich biegen, sich ihr Astwerk retten, die aber sich entgegenstemme, reißt's samt Wurzeln fort." (Vers 712-714)
Diese Metaphern enthalten auch eine subtile Warnung an Kreon: Wenn er zu starr an seiner Meinung festhält, riskiert er, alles zu verlieren.
Interpretation: Haimons vorsichtige Kritik und die Verwendung von Metaphern zeigen seinen Versuch, einen Kompromiss zu finden und gleichzeitig die Autorität seines Vaters nicht direkt in Frage zu stellen.
Die Szene verdeutlicht den zentralen Konflikt in Antigone zwischen starrer Autorität und flexiblem Denken, der sich im Laufe des Stücks weiter zuspitzt.