Seite 1: Analyse von Wilhelm Müllers "Der Lindenbaum"
Das Gedicht "Der Lindenbaum" von Wilhelm Müller, erstmals 1823 veröffentlicht, ist ein klassisches Beispiel für die Romantik. Es besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen und erzählt von einem Lindenbaum als Symbol für Heimat und Erinnerungen.
Das lyrische Ich beschreibt seine tiefe Verbundenheit zum Lindenbaum, der am Brunnen vor dem Tore steht. Dieser Baum wird als Ort süßer Träume und liebevoller Erinnerungen dargestellt. Die emotionale Bindung wird durch das Einritzen von Worten in die Rinde des Baumes verdeutlicht.
Highlight: Der Lindenbaum fungiert als Zufluchtsort in guten wie in schlechten Zeiten und nimmt damit eine zentrale Rolle im Leben des lyrischen Ichs ein.
Die dritte und vierte Strophe beschreiben eine nächtliche Begegnung mit dem Baum. Das lyrische Ich muss an ihm vorbeiwandern, schließt aber die Augen, als wolle es die Realität des Abschieds nicht wahrhaben. Die Personifikation des Baumes verstärkt die emotionale Wirkung:
Quote: "Und seine Zweige rauschten, / Als riefen sie mir zu: / Komm her zu mir, Geselle, / Hier find'st du deine Ruh'!"
In den letzten beiden Strophen wird deutlich, dass das lyrische Ich seine Heimat verlassen hat. Trotz der Entfernung hört es immer noch das Rauschen des Baumes, was die anhaltende Sehnsucht nach der Heimat symbolisiert.
Vocabulary: Volkslied - Das Gedicht "Der Lindenbaum" wurde später vertont und entwickelte sich zu einem beliebten Volkslied.
Seite 2: Vergleich mit Eichendorffs "Der verspätete Wanderer"
Joseph von Eichendorffs Gedicht "Der verspätete Wanderer" bietet einen interessanten Kontrast zu Müllers "Der Lindenbaum". Beide Gedichte behandeln das Thema der Heimat und des Wanderns, jedoch mit unterschiedlichen Perspektiven.
In Eichendorffs Gedicht fragt sich das lyrische Ich wiederholt: "Wo aber werd' ich sein im künft'gen Lenze?" Diese Frage verdeutlicht die Unsicherheit und Rastlosigkeit des Wanderers, der keine feste Heimat hat.
Example: Während das lyrische Ich in "Der Lindenbaum" sich nach einem konkreten Ort sehnt, sehnt sich der Wanderer in Eichendorffs Gedicht nach der Ferne und dem Unbekannten.
Der Vergleich zeigt, dass beide lyrischen Ich-Figuren von Sehnsucht geplagt sind, jedoch in entgegengesetzte Richtungen. Das lyrische Ich in "Der Lindenbaum" verspürt starkes Heimweh und kann den Gedanken an den Baum und die Heimat nicht loslassen. Der verspätete Wanderer hingegen leidet eher unter Fernweh und sieht die Ferne als seine eigentliche Heimat.
Definition: Gedichtvergleich - Eine literarische Methode, bei der zwei oder mehr Gedichte anhand bestimmter Aspekte wie Thema, Struktur oder Stilmittel gegenübergestellt und analysiert werden.
Abschließend lässt sich sagen, dass beide Gedichte zentrale Themen der Romantik wie Naturverbundenheit, Sehnsucht und die Suche nach Identität aufgreifen. Sie bieten damit einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt und Denkweise der romantischen Epoche.
Highlight: Die Gedichtanalyse und der Gedichtvergleich von "Der Lindenbaum" und "Der verspätete Wanderer" ermöglichen ein tieferes Verständnis für die vielfältigen Facetten der romantischen Lyrik und ihrer Auseinandersetzung mit den Themen Heimat und Wanderschaft.