Charakterisierung Gretchen
Margarete, auch bekannt als "Gretchen", ist ein 14-jähriges Mädchen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Sie wird als schön, sitt- und tugendreich beschrieben. Bei ihrer ersten Begegnung mit Faust wirkt sie wohlerzogen, schüchtern und hübsch. Obwohl Faust ihr sagt, dass sie schön ist, wehrt sie seine Komplimente ab, was auf eine strenge Erziehung zurückzuführen sein könnte.
Gretchen als Idealbild einer Frau
Faust sieht in Gretchen das Idealbild einer Frau und begehrt sie vom ganzen Herzen. Anfangs ist es eine reine sexuelle Begierde, die später zur wahren, echten Liebe heranreift. Mephisto kann über Gretchen keine Macht ausüben, weil sie reinen Herzens und die personifizierte Unschuld ist. Außerdem ist sie stark gläubig und lebt streng nach den Regeln der Kirche. Deshalb weiß sie, dass Mephisto das Böse verkörpert und hat Angst vor ihm.
Gretchen als Gegenstück zu Faust und Mephisto
Durch diese Tatsachen ist Gretchens Charakter das Gegenstück zu den Charakteren von Faust und Mephisto. Sie lebt mit ihrer Mutter allein, da ihr Vater gestorben ist, ihr Bruder als Soldat in der Ferne lebt und ihre Schwester früh verstorben ist. Am Schluss des Dramas hat sie ihre Mutter und ihr ungeborenes Kind umgebracht und fühlt sich schuldig.
Gretchens innere Entwicklung
Margarete durchlebt parallel dazu auch eine innere Entwicklung. Sie erkennt und reflektiert ihre eigene Schuld und nimmt sie an. Mit diesem Schuldeingeständnis ist sie in ihrer charakterlichen Entwicklung Faust voraus. Margarete wird am Ende zwar nicht vor dem weltlichen Gericht, aber vor Gott gerettet und gelangt zu einem Zustand der sittlichen Freiheit. Ihre Entwicklung und Emanzipation zeigen sich auch in der Loslösung von den Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft. Margarete bricht bewusst aus der Enge ihrer kleinbürgerlichen Welt aus, und zwar um ihrer Liebe zu Faust willen. Tragischerweise führt sie gerade diese Überwindung in eine erneute 'Enge' - der Kerkerhaft und in ihren Tod.