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"Dantons Tod" / Büchner: Charakterisierung Dantons

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www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 1 von 62 Charakterisierung Dantons Danton - eine sehr gegensätzliche Person Dichter: Titel: Einige Bilder wurden aus urheberrechtlich Gründen entfernt! Verfasser der KV: Klasse: Schule: Fach: Fachlehrer: Abgabetermin: Georg Büchner ,,Dantons Tod" Sofie WG 12.1 Wirtschafts-Gymnasium an der Kaufmännischen Schule TBB Deutsch OSR. Schenck 6. November 2013 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 2 von 62 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Historischer und biographischer Hintergrund in Hinblick auf die Charakterisierung Dantons 2.1 Französische Revolution 2.1.1 Danton und die Französische Revolution 2.1.2 Gruppierungen in der Französischen Revolution 2.1.3 Die Französische Revolution in Büchners Werk 2.2 Büchner und Danton 2.2.1 Lebenslauf Georges Jaques Dantons - Eckdaten 2.2.2 Geschichtlicher Danton in Büchners Werk 2.2.3 Auszüge aus der Biographie von Georg Büchner 2.2.4 Literarische Epoche, der Büchner zugeordnet wird 2.2.5 Büchner und Danton im Vergleich 3. Charakterisierung Dantons 3.1 Dantons Eigenschaften von A - Z 3.2 Der Gegensatz in der Person Dantons 3.2.1 Revolution und Genuss 3.2.2 Lebensüberdruss und Todesangst 3.2.3 Menschenfreund und Menschenverachter 3.2.4 Beziehungsfähig und beziehungsunfähig 3.2.5 Aktiver Politiker und passiver Politiker 3.2.6 Willensstark und schwach 3.2.7 Atheist und Mensch, der nach einem Glauben sucht 3.2.8 Der Gegensatz in der Person Dantons im Überblick 3.3 Danton als Fatalist - überfordert von Verantwortung und Gewissen 3.4 Danton als Nihilist, der nur Sinnlosigkeit und eine chaotische Welt sieht 3.5 Danton als Epikureer, der die Philosophie des Genusses...

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lebt 3.6 Danton im Verlauf des Dramas 3.6.1 Entwicklung Dantons im Laufe der vier Akte 3.6.2 Überblick: Danton im Verlauf des Dramas 4. Danton in der Inszenierung der Badischen Landesbühne 5. Schluss 6. Anhang 6.1 Literaturverzeichnis 6.2 Selbständigkeitserklärung 3 5 55668048 10 14 16 18 21 21 23 24 27 29 31 33 35 36 38 40 42 44 46 46 49 50 54 56 56 62 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 3 von 62 1. Einleitung Das Thema dieser Arbeit ist die Charakterisierung der Titelfigur Danton aus Georg Büchners Werk „Dantons Tod". Der Charakter dieser Figur ist also der zentrale Ansatz dieser Hausarbeit. Dies ist jedoch nicht so einfach, wie man im ersten Moment meinen könnte. Danton ist ein Mensch mit vielen Facetten, die in meiner Ausarbeitung ausführlich in den Focus rücken werden. Ein Aspekt kann jedoch schon erwähnt werden, seine Charaktereigenschaften stehen sehr im Gegensatz zueinander. Danton hat einen zwiespältigen Charakter. Dieses Grundmerkmal wurde schon beim ersten Lesen deutlich. Nach dem ausführlichen Studium der Sekundärliteratur wurde es möglich, an die Ausarbeitung in ihrer Komplexität heranzugehen. Um wissenschaftlich korrekt vorgehen zu können, habe ich mich intensiv mit den geschichtlichen Hintergründen befasst. Das Drama spielt zur Zeit der Französischen Revolution, einer Zeitspanne, die uns durch den letztjährigen Geschichtsunterricht sehr bekannt ist. Danton und die Französische Revolution sind nicht zu trennen, deswegen befinden sich auch einige Aspekte in Bezug auf die Hauptperson in meiner Ausarbeitung. Durch das Drama konnte der sachliche Geschichtsstoff eine nachvollziehbarere Gestalt annehmen. Als Leser konnte ich mich mit Emotion und Verstand in die Personen hineinversetzen und dadurch ein Stück mehr Französische Revolution verstehen. Auch ein Blick auf Büchner und die literarische Epoche ist mir dabei wichtig. So kann man erkennen, weshalb Büchner gerade den Charakter von Danton in den Mittelpunkt stellte. Er war jung, als das Werk entstand, in einer revolutionären Phase, in der er die Welt verändern wollte, genau wie Danton und die Französische Revolution. Auch wir sind jung und wollen etwas an der Welt beitragen, irgendetwas schaffen, das positive Auswirkungen hat. Gerade junge Menschen haben den Wunsch nach Veränderung und wollen nicht alles so hinnehmen, wie es ist. Das war ein zentrales Thema, das mich immer wieder beschäftigte. Sich in das Drama und die einzelnen Personen hineinzuversetzen fällt dennoch schwer. Wir leben in einer ganz anderen Zeit und haben noch nie wirkliche Unruhen erlebt oder existenzielle Probleme wie in der damaligen Zeit gehabt. Umso mehr wird einem durch die Auseinandersetzung mit diesem Werk klar, welche wichtigen Grundlagen Menschen in der Geschichte für uns geschaffen haben. Wir, die Freiheit, www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 4 von 62 Gleichheit und Brüderlichkeit als selbstverständlich sehen und denen diese Werte sogar im Grundgesetz zugesichert werden, bekommen hier einen anderen Blickwinkel. 1 1) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 5 von 62 2. Historischer und biographischer Hintergrund in Hinblick auf die Charakterisierung Dantons 2.1 Französische Revolution 2.1.1 Danton und die Französische Revolution So wie bei einem Bild nicht nur die Abbildung im Vordergrund, im Focus wesentlich ist, so ist stets der Kontext, der Hintergrund entscheidend. Die Figur Danton ist ohne den Hintergrund der Französischen Revolution nicht wirklich zu verstehen und zu interpretieren und nicht zuletzt zu charakterisieren. Den Jahren 1789 1799 wird die Französische Revolution zugeordnet. „Zwischen 1789 und 1799 entsteht in Frankreich erstmals eine demokratische politische Kultur" (Schröer 2006: 172). Menschenrechte und Demokratie waren die Ziele, für die gekämpft wurde. Eine ,,revolutionäre Umgestaltung der französischen Gesellschaft"2 war das Ergebnis. Diese Revolution betraf jedoch nicht nur Frankreich, sondern war „mitursächlich für tiefgreifende macht- und gesellschaftspolitische Veränderungen in ganz Europa"³. Die Monarchie wurde weitgehend geschwächt oder ganz abgeschafft. Es wurde das moderne Demokratieverständnis entscheidend mit beeinflusst."4 „FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT" (Bernhardt 2008: 4) waren die Schlagworte der Revolution. 5 6 2 http://www.wasistwas.de/geschichte/die-themen/spezial-neuzeit/artikel/link//b07b0e4337/article/die- franzoesische-revolution.html (11.08.13) 3 http://1809.tessmann.it/portal1809/ld/View PrintDetail/sid-1247735084-cid-105.html (11.08.13) 4 http://1809.tessmann.it/portal 1809/ld/View PrintDetail/sid-1247735084-cid-105.html (11.08.13) 5 Vgl. http://1809.tessmann.it/portal 1809/ld/View PrintDetail/sid-1247735084-cid-105.html (11.08.13) 6http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Euq%25C3%25A8ne Delacroix - Le 28 Juillet. La Libert%25C3%25A9 quidant le peuple.jpg (17.04.15) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 6 von 62 2.1.2 Gruppierungen in der Französischen Revolution Drei Gruppen verfolgen in dieser Zeit in Frankreich unterschiedliche Interessen: Royalisten Girondisten Jakobiner "stehen für eine Rückkehr zur konstitutionellen Monarchie" (Schröer 2006: 176) "stehen für eine repräsentative Demokratie" (dies. 2006: 174) wollten Demokratie (vertraten das einfache Volk - Ziel: radikale Veränderungen) rechts 2.1.3 Die Französische Revolution in Büchners Werk Mitte links Danton gehörte zur Gruppe der Jakobiner, Gesellschaft der Freunde der Verfassung" (dies. 2006: 172). 8 http://www.dantons-tod.blogspot.de/ (11.08.13) 7 Die Zeit, in der Büchners Drama spielt, ist eine recht kurze Zeit, denn „der Handlungszeitraum beträgt jedoch nur eine kurze Zeitspanne vom 24. März bis zum 5. April 1794"8. Dies ist nicht der Beginn der Französischen Revolution, nicht die Zeit, in der Euphorie und Zuversicht an vorderster Stelle standen. Es handelt sich vielmehr um die Zeit, in der die Revolution wütete, die auch „Schreckensherrschaft" (Neubauer 2006: Info-Klappe) genannt wurde. Eine Zeit, die breite Blutspuren hinter sich ließ und in der das Volk von den Versprechungen der Revolution noch nichts spürte. Dazu kam die Hungersnot im Winter 1793/1794. Das Volk Frankreichs hatte für 7 Grafik wurde vollkommen eigenständig erstellt, Inhalt: vgl. http://suite101.de/article/politische- stroemungen-wahrend-der-grossen-franzoesischen-revolution-a128078 (11.08.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 7 von 62 revolutionäre Gedanken keinen Raum, da das tägliche Brot fehlte (vgl. Herold 2006: 28ff). ,,Spitzel, Denunzianten und Eiferer überwachen jeden Bürger. Überall Misstrauen und Angst" (Albig 2006: 138). In dieser Zeit, so ist aus dem Geschichtsunterricht bekannt, wurde beim Volk gar der Wunsch nach einer starken Hand wieder publik, es sehnte sich nach jemanden, der es aus dem Jammertal befreit. Die Monarchie, gegen die man den Kampf angetreten hatte, wurde wieder attraktiver in den Köpfen des Volkes. In dieser Zeit waren wenigstens Grundbedürfnisse wie Essen und ein Dach über dem Kopf gesichert (vgl. ders. 2006: 136ff). Frankreich war quasi unregierbar. Die Menschen hungerten und verhungerten: DIE REVOLUTION - „FRISST IHRE EIGENEN KINDER" (S. 23, 22). Frankreich musste nach außen hin verteidigt werden, denn selbst die Nachbarn mit ihren Monarchien erklärten dem Land den Kampf und auch so verloren viele Soldaten ihr Leben: DIE REVOLUTION - FRISST IHRE EIGENEN KINDER" (S. 23, 22). Nicht zuletzt Danton lässt sein Leben für die Revolution. ,,Offen wendet er sich gegen Robespierre" (Albig 2006: 145). Gegen seinen ehemaligen Freund tritt er für weniger Terror ein und will mit weniger Radikalität für die Ziele kämpfen. Er „setzt damit sein Leben aufs Spiel" (ders. 2006: 145): DIE REVOLUTION - „FRISST IHRE EIGENEN KINDER" (S. 23, 22). Die Revolution hat also auch Georges Danton aufgefressen: Danton, der ,,am Ende jedoch selbst zum Opfer wird".⁹ 10 ⁹ http://www.inhaltsangabe.de/buechner/dantons-tod/ (15.08.13) 10 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c6/Danton 001.jpg (17.04.15) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 8 von 62 2.2 Büchner und Danton 2.2.1 Lebenslauf Georges Jacques Dantons - Eckdaten Georges Jacques Danton lebte vom 28.10.1759 bis zum 05.04.1794. Er war einer der Anführer in der Französischen Revolution. Er trat vor allem für die unteren Volksschichten ein."11 Danton stammte jedoch nicht aus dem Adel, sondern aus dem Kleinbürgertum. "12 Nach seinem Studium bei einer römisch - katholischen Kongregation wurde er Schreiber beim Prokurator (Prokurist / Geschäftsführer) von Paris. Dann ging sein beruflicher und politischer Werdegang wie folgt weiter: 1787 wurde er Rechtsanwalt. 1790 mitbegründete er den radikalen Club der Cordeliers (Gesellschaft der Menschenrechte und der Bürger), welcher insbesondere das Motto Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit vertrat. Der Club der Cordeliers setzte sich aktiv gegen die damals herrschende Monarchie ein. Danton war ein „Motor der Revolution"13. Zugleich war er Mitglied bei den Jakobinern. 1791 wurde er ,,stellvertretender Staatsanwalt"14. 1792 „Danton übernimmt das Amt des Justizministers" (Funk 2009: 127) am 11. August, nachdem die königliche Familie am 10. August verhaftet worden war. Man nimmt an, dass Danton mit seiner Propaganda hier eine maßgebliche Rolle gespielt und so zur Inhaftierung beigetragen hat. Unter ihm als Justizminister geschah die „Ermordung von etwa 1.300 Insassen der Pariser Gefängnisse" (ders. 2009: 128). Diese wurden auch Septembermorde genannt. 11 http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/wer-war-das-von- revolutionaeren-und-aufstaendischen/frage/danton.html?no_cache=1&ht=6&ut1=119 12 http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/wer-war-das-von- (17.08.13) revolutionaeren-und-aufstaendischen/frage/danton.html?no cache=1&ht=6&ut1=119 (17.08.13) 13 http://www.historicum.net/themen/franzoesische- revolution/biographien/art/Danton G J/html/artikel/523/ca/c30fd0edcbd11be62553fccab7879c08/ (17.08.13) 14 http://www.historicum.net/themen/franzoesische- revolution/biographien/art/Danton G J/html/artikel/523/ca/c30fd0edcbd11be62553fccab7879c08/ (17.08.13) www.KlausSchenck.de/ Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 9 von 62 1793 Danton war eine der führenden Persönlichkeiten und Machtinhaber im Hinblick auf das politische Geschehen in Frankreich. Robespierre und Danton waren zunächst Verbündete, gemeinsam verantwortlich für den Sturz der Monarchie und der Girondisten. Seine politische Einstellung mäßigte sich jedoch im Laufe der Zeit, er verließ den Club der Cordeliers und mit Freunden bildeten sie „die Indulgenten oder Dantonisten"15, wörtlich die „Nachsichtigen" (Albig 2006: 149). Sie hatten sich als Ziel das Bemühen um Frieden gesetzt. Zunehmend gerieten sie in die Gegnerschaft von Robespierre. 1794 Danton setzte sich für ein Ende des Terrors ein. Robespierre und Danton wurden zu Feinden. Zunächst versuchte Robespierre Danton noch zu warnen und ihn auf seine Seite zu ziehen. ,,Er erinnert sich an seine alte Freundschaft mit Danton und ermahnt ihn" (ders. 2006: 149). Danton verblieb aber in seiner Position. Es wäre ihm möglich gewesen aus Paris zu fliehen, dies lehnte er ab. ,Offen wendet er sich gegen Robespierre" (ders. 2006: 145). Danton und seine Freunde wurden verhaftet am 30. März 1794. Am 4. April 1794 sprach er in seiner Verteidigungsrede: „Wir haben erklärt, dass der einfachste Mann gleich ist mit dem Größten im Land. Wir haben uns die Freiheit genommen, und gaben sie unseren Sklaven. Wir überlassen es der Welt, aufzubauen auf der Hoffnung, die wir geboren haben. Das zählt mehr als der Sieg in einer Schlacht, mehr als alle Schwerter und Kanonen all dieser glänzenden Kavallerien Europas. Es ist eine Inspiration für die Visionen aller Menschen überall; ein Lufthauch von Freiheit, der sich nicht mehr verleugnen lässt."16 15 http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/wer-war-das-von- revolutionaeren-und-aufstaendischen/frage/danton.html?no cache=1&ht=6&ut1=119 (18.08.13) 16 http://lts.epoche-napoleon.net/bio/d/danton.html (18.08.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 10 von 62 Danton verurteilte man nach einem „aufsehenerregenden Prozess [zum] Tod auf der Guillotine" (Schröer 2006: 176) und am 5. April 1794 wurde er mit 13 seiner Anhänger hingerichtet.¹7 2.2.2 Geschichtlicher Danton in Büchners Werk In der Sekundärliteratur wird mehrfach über die Rolle des geschichtlichen Danton in Büchners Werk gesprochen, insbesondere Popp schreibt in seinen Lektürehilfen ansprechend darüber: „Der historische Danton, ein hervorragender populärer Agitator, war ein wesentlicher Motor der Revolution." (Popp 2012: 63). Popp ist der Auffassung, dass der historische Danton in weiten Bereichen dem Danton, welchen Büchner geschaffen hat, entspricht. Jedoch zeigt er auch Unterschiedlichkeiten auf, meint beispielsweise, dass der literarische Danton im Wesentlichen positiver geschildert werde als Danton in seiner ersten Biografie (vgl. ders. 2012: 63). 18 17 Vgl. http://www.historicum.net/themen/franzoesische- revolution/biographien/art/Danton G J/html/artikel/523/ca/c30fd0edcbd11be62553fccab7879c08/ (18.08.13) 18 ) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 11 von 62 An anderer Stelle in der Sekundärliteratur ist zu lesen: „Der Gegensatz dieser geschichtlichen Persönlichkeit zu Büchners Danton-Gestalt ist evident. Georges Danton in seiner geschichtlichen Rolle verkannte den Ablauf des geschichtlichen Prozesses, in dem er stand; das vereinsamte ihn nicht durch Erkenntnis, sondern durch verfehlte politische Anschauungen. Büchners Danton vereinsamt ... gerade dank vertiefter, durchdringender Einsicht in den objektiven Sinn des Vorgangs, in dem mitzuspielen er gezwungen ist" (Schlegel 2013: 31). Poppe vertritt die Meinung: „Büchners Danton weist mit dem historischen Vorbild kaum Ähnlichkeiten auf" (Poppe 2007: 39). Gegensätzlicher können Meinungen nicht sein. Die geschichtlichen Daten sind nur ein Hintergrund von Büchners Danton, dennoch wichtig, um in Kürze einschätzen zu können, welche Position Georges Danton in der Französischen Revolution eingenommen hat. „Büchner stellt Danton als eine Person dar, die sowohl Politiker, als auch Privatmensch ist." (Kraus 2004: 4). Durch den geschichtlichen Kontext lässt sich auch in Grundzügen der Charakter von Georges Danton leichter verstehen. „Leidenschaftlich, vital, derb" (Albig 2006: 145) wird er beschrieben, ebenso wie man ihn als „größten Redner der Revolution" (ders. 2006: 145) bezeichnet. Er selbst kam dabei auch nicht zu kurz, denn „[d]er Lohn der siegreichen Revolutionäre, findet er, müsse das Luxusleben sein." (ders. 2006: 148). egozentrisch fanatisch und extrem liebte sein Vaterland - revolutionäre Ziele DANTON emotional und genusshaft mutig intelligent und redegewandt 19 Grafik wurde vollkommen eigenständig erstellt, Inhalt: vgl. Albig 2006 19 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: ,,Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 12 von 62 Dieser Georges Danton, dessen Tod auch die Rebellion des Volkes verstärkte, führte mit zur Beendigung der Schreckensherrschaft von Robespierre. Über seinen Tod hinaus wirkte er so und lebt bis heute nicht nur in den Geschichtsbüchern. Auch in der Literatur lebt Danton noch weiter, insbesondere durch das Drama „Dantons Tod" von Georg Büchner. Schon früh wurde Büchner mit der Französischen Revolution konfrontiert: „Georg Büchner, nur 19 Jahre nach dem Ende der Schreckensherrschaft geboren, beschäftigte sich schon während seiner Schulzeit am Gymnasium in Darmstadt mit der Französischen Revolution. Bereits in diesen jungen Jahren lässt er ... Interesse an Themen wie Heldentum und Tod erkennen. Diese Themen spielen in abgewandelter und reiferer Form auch in „Dantons Tod" eine zentrale Rolle. Büchners Vater, ein Zeitgenosse der Französischen Revolution, hatte ... über seine Erlebnisse geschrieben und las aus dem Werk im Kreis der Familie vor. Büchner verfügte daher schon früh über zahlreiche Detailkenntnisse zur Revolution." (Schlegel 2013: 22). Büchner orientiert sich stark an historischen Quellen. ,,Etwa ein Sechstel des Dramentextes besteht aus wörtlich übernommenen oder leicht abgeänderten Zitaten, entweder aus Originaldokumenten oder späterer Geschichtsschreibung." (ders. 2013: 56). Der Dichter hat sich mit der Französischen Revolution intensiv befasst und auch mit der Person Danton. ,,Büchner hat ein umfassendes Quellenstudium betrieben und sehr genau auf Authentizität und historische Richtigkeit in der Darstellung geachtet" (Schlegel 2008: 41). Vergleicht man die Zeitungsnotiz vom 9. April des Jahres 1794, die über die Hinrichtung Dantons berichtet, so bestätigt sich dies. Unter anderem ist hier zu lesen: „Danton behielt bis auf den letzten Augenblick seine freche Standhaftigkeit, die er bei mehreren Gelegenheiten gezeigt hat. ... Danton wurde, als der Strafbarste, zuletzt hingerichtet." (Schlegel 2013: 11). In Schlegels Unterrichtshilfen aus dem Klett Verlag wird aber auf Büchners Veränderungen hingewiesen: „Das in der Zeitungsmeldung beschriebene Geschehen greift Büchner in IV, 7 seines Stücks auf [zeigt jedoch,]... wie Büchner diese Szene verändert." (ders. 2013: 60). Er selbst schreibt zu diesem Thema in einem Brief an seine Familie: „Ich kann doch aus einem Danton und den Banditen der Revolution nicht Tugendhelden machen!" www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 13 von 62 (Büchner 1980: 226). „Im Gegensatz zum historischen Danton aber lässt Büchner seine Figur zu keiner Zeit ein politisches Programm formulieren." (Kraus 2004: 5). Dichtung bedeutet jedoch auch, dass nicht alles dem wirklichen Geschehen entsprach. In dem Brief vom 28.07.1835 an seine Familie schreibt er: „Der dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts als ein Geschichtsschreiber, steht aber über letzterem dadurch, daß er uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft und uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hineinversetzt" (Büchner 1980: 226). Von „künstlerischem Hinzufügen und Verändern der Begebenheiten" (Kraus 2004: 3) wird in diesem Zusammenhang gesprochen. Nur um ein Beispiel zu nennen: „Die reale Gattin Dantons (Sebastienne- Louise Gely) beging keinen Selbstmord, sondern überlebte ihren Mann um Jahrzehnte "20. „Er selbst sagte: ,Ich betrachte mein Drama wie ein geschichtliches Gemälde, das seinem Original gleichen muss" (Hausschild 1992: 68). So schrieb er auch an seine Braut: ,,Ich studiere die Geschichte der Revolution"" (Barke 2007: 67). ,,Büchner wurde zu dem Drama durch ein intensives Studium der Geschichte der Französischen Revolution angeregt. Es entstand, während er wegen der Gründung einer politischen Studentengruppe, der >>Gesellschaft der Menschenrechte<<, und der Veröffentlichung einer radikalen sozialistischen Flugschrift, des >Hessischen Landboten<, der politischen Verfolgung ausgesetzt war. Unmittelbar nach Abschluß des Manuskripts konnte er nur durch schnelle Flucht der Verhaftung entgehen. Dantons Tod ist seine erste Dichtung und die einzige, die zu seinen Lebzeiten gedruckt wurde." (Henschen 1974: 316f). Allerdings bemerkt Büchner über sein Drama, dass die Erlaubnis, eine Änderungen machen zu dürfen, allzusehr benutzt worden ist" (Büchner 1980: 225). 21 20 http://www.bz-duisburg.de/Kulturweb/buchbespr%20klassiker.htm (22.08.13) 21 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/AduC 061 Danton (G.J., 1759-1794).JPG (29.01.14) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 14 von 62 2.2.3 Auszüge aus der Biographie von Georg Büchner KARL GEORG BÜCHNER wurde am 17. Oktober 1813 geboren. Nach ihm wurden noch „sieben weitere Kinder geboren" (Hausschild 1992: 10). Er genoss bereits eine sehr gute Schulbildung. Im Alter von 18 Jahren studierte er Medizin, sein Vater war zudem Arzt. 1831-1833 studierte Büchner in Straßburg, wohnte dort bei einem Pfarrer und lernte dessen Tochter Wilhelmine kennen, mit der er sich später heimlich verlobte. Schon in dieser Zeit trat er vermehrt für politische Freiheiten ein. 1833 wechselte er an die Universität Gießen. Er begründete „die „Gesellschaft für Menschenrechte" mit, eine Geheimorganisation nach französischem Vorbild"22, die politisch verändern wollte mit revolutionären Ideen. Büchner setzte sich gegen die materielle Ungleichheit ein und wollte liberale Politik (Freiheit und Gleichheit). 1834 Büchner setzte sich immer offener für seine politischen Ziele ein. 1835 Der Dichter verfasste „in höchstens fünf Wochen" (Büchner 1980: 216) „Dantons Tod". Er wollte das Werk schnell verkaufen und damit seine Flucht finanzieren, da er verstärkt unter Druck geriet. Am 9. März 1835 floh er nach Straßburg, seine Mutter aber finanzierte die Flucht. Dort nahm er „Anteil an der Oppositionsbewegung gegen das Bürgerkönigtum" (Poschmann 1980: 11). „11. Juli: Danton's Tod erscheint" (Hausschild 1992: 142). Er beschäftigte sich weiter mit der Medizin und schrieb zudem literarische Werke. 1836 zog er nach Zürich, es folgte die „Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich" (ders. 1992: 142), auch gab er einen Kurs an der Universität. 1837 erkrankte er an Typhus und starb am 19. Februar (vgl. Hausschild 1992: 128f): „Nachmittags ,um halb 4' stirbt Georg Büchner." (ders. 1992: 142). 22 http://buechnerbuehne.de/georgbuchner.html (28.08.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 15 von 62 23 Büchner engagierte sich stark für politische Ziele in Hinblick auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Er wurde wegen seiner politischen Auffassung verfolgt. „Für ihn wurde die Beseitigung der gesellschaftlichen Ungleichheit zum praktischen revolutionären Programm. Er bekannte sich zum revolutionären Umsturz" (Poschmann 1980: 12). Da er nicht aktiv politisch handeln konnte, ging er den Weg in die innere Emigration" (Poppe 2007: 33). Büchner zeigte sich als einen „politischen Agitator" (Barke 2007: 2) und erteilte eine ,,Absage an ein fatalistisches (schicksalsgläubiges) Erdulden der Zustände zugunsten eines Handelns, das den Gang der Geschichte ändern kann, ohne Rücksicht auf eine persönliche Gefährdung" (ders. 2007: 3). Diese Einstellung hatte Büchner bereits als Gymnasiast. Sie wurde auch in seinen Briefen an die Eltern deutlich. Hier schrieb er einmal, dass sich bestehende politische Verhältnisse wohl nur mit Gewalt ändern ließen (vgl. ders. 2007: 4). Ein anderes Mal betonte er, dass die politischen Verhältnisse ihn „rasend machen" (Büchner 1980: 201). Er wurde als ,,radikaler Revolutionär" (Popp 2012: 104) bezeichnet. 23http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Portrait of a man wrongly considered as Georg B%C3% BCchner.jpg (29.01.14) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 16 von 62 2.2.4 Literarische Epoche, der Büchner zugeordnet wird In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, einen Blick auf die literarische Epoche zu werfen, in welcher das Drama „Dantons Tod" entstand. In der Literatur ordnet man Büchner epochal gesehen dem „Vormärz" zu. Er wird bezeichnet als „einer der bedeutenden Literaten des Vormärz".24 Definition Vormärz (1825-1845) Der Vormärz lässt sich als Sammelbegriff für die mit deutlich politischer Intention schreibenden Literaten etwa zwischen 1830 und 1850 in Analogie zum historischen Terminus plausibel legitimieren".25 Die Epoche wurde auch als „Junges Deutschland" bezeichnet. Selbst hat sich Büchner anders gesehen: „Übrigens gehöre ich für meine Person keineswegs zu dem sogenannten Jungen Deutschland" (Funk 2009: 179). „Gemeinsam war den jungen Dichtern des Jungen Deutschland, dass sie sich gegen die restaurative und reaktionäre Politik Metternichs und der Fürsten des Deutschen Bundes wandten. Sie traten für demokratische Freiheitsrechte, soziale Gerechtigkeit sowie für die Überwindung überkommener religiöser und moralischer Vorstellungen ein. Den Idealismus der Klassik und Romantik lehnten sie als apolitisch und rückständisch ab. Beide literarischen Richtungen waren ihnen zu realitäts- und lebensfern. Für die Jungdeutschen durfte Literatur nicht elitär sein, sie sollte vielmehr auf gesellschaftliche und politische Missstände aufmerksam machen. Sie sahen sich selbst als Erben und Fortführer der Aufklärung und wurden zu literarischen Wegbegleitern der bürgerlich - liberalen Märzrevolution von 1948 / 49."26 Dichter des Vormärz wollten aufrütteln, es handelt sich um revolutionäre Literatur, „linksradikale bis revolutionäre politische Literatur" (von Wilpert 1979: 898). Viele Jahre später urteilt Franz Mehring über ihn, dass er ,,so klar in politischen Dingen wie keiner sonst von allen, die im damaligen Deutschland politisch hervorgetreten sind" (Poschmann 1980: 5f), war. 24 http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_B%C3%BCchner (01.09.13) 25 http://www.xlibris.de/Epochen/Vormaerz (01.09.13) 26 http://de.wikipedia.org/wiki/Junges Deutschland (Literatur) (01.09.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: ,,Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 17 von 62 Georg Büchner wollte mit seinem Drama „Dantons Tod" sicher aufrütteln. Er sah wohl in Danton einen der Männer, der in der Französischen Revolution dazu beitrug, dass Revolution zu Veränderung führte. Er war für ihn sicher eine Persönlichkeit, mit der er durch seine Dichtung auch seine eigene politische Auffassung widerspiegeln konnte. Die Probleme der damaligen Zeit, das Grundziel der Demokratie waren nicht so sehr unterschiedlich, wenngleich auch Danton für Georg Büchner eine Geschichtsfigur war. Das wird deutlich aus dem Brief vom 28.07.1835 an seine Familie, wo er schreibt: „Der Dichter ist kein Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder aufleben" (Büchner 1980: 226). In dem Brief an die Familie wird deutlich, wie er an sein Werk heranging: „Der dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts als ein Geschichtsschreiber, steht aber über letzterem dadurch, daß er uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft und uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hineinversetzt, uns statt Charakteristiken Charaktere und statt Beschreibungen Gestalten gibt. Seine höchste Aufgabe ist, der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen." (ders. 1980: 226). Danton war für Büchner sicher eine besondere Geschichtsfigur, die sich durch ihr Handeln und durch ihren Charakter abhob. „Die Neigung Büchners gehörte Danton" (Bernhardt 2008: 42), einer Person, die herausragend genug war, dass die Tage vor seinem Tod im Focus von Georg Büchner zu einem literarischen Meisterwerk wurden, zu einem Drama, das die Welt bis heute nicht vergessen hat. „Sein Werk ist verbrieftes Bildungsgut" (Poppe 2007: 7). www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: ,,Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 18 von 62 2.2.5 Büchner und Danton im Vergleich revolutionäre Ziele extrem mutig Büchner verfolgt wegen seiner politischen Gesinnung intelligent schreibgewandt/ redegewandt 27 Vielleicht hat Georg Büchner sogar Verbindungen, Ähnlichkeiten seiner Person mit der des geschichtlichen Danton gesehen. „Die Neigung Büchners gehörte Danton, der sogar wie Büchner sprechen durfte." (Bernhardt 2008: 42), so begründet Bernhardt seine Ansicht. 27 Grafik wurde vollkommen eigenständig erstellt Sicher belegt ist, dass er ein ,,Vergötterer der Französischen Revolution' war" (Hauschild 1992: 22). Aus seinem Geschichtsunterricht im Gymnasium stammen die Motive zu seinem Werk (vgl. ders. 1992: 21f). Auch weitere, von ihm als Gymnasiasten verfasste Texte zeigen, dass er Menschen bewunderte, die aktiv gegen Ungerechtigkeit vorgingen. So schrieb er: „Aber noch erhabener ist es, den Menschen zu sehen im Kampf mit seinem Schicksale, wenn er es wagt, mit kühner Hand in die Speichen des Zeitrades zu greifen."" (Barke 2007: 2). Büchner war in seinem Wirkungsbereich solch ein Mensch, denn er war ein politisch agierender Schriftsteller, er gehörte Oppositionsbewegungen an. Neben seiner als revolutionär eingestuften Flugschrift „Der Hessische Landbote" gründete er die sowohl illegale als auch geheime „Gesellschaft der Menschenrechte", alles in der damaligen Zeit politisch unerwünschte Aktivitäten. „Büchner engagierte sich stark für www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 19 von 62 politische Ziele seiner Zeit"28. Beständig war der junge Dichter diesbezüglich in Gefahr, die ihn jedoch nicht vor weiteren Tätigkeiten zurückschrecken ließ (vgl. Popp 2012: 120ff). „Für ihn wurde die Beseitigung der gesellschaftlichen Ungleichheit zum praktischen revolutionären Programm. Er bekannte sich zum revolutionären Umsturz" (Poschmann 1980: 12). So kann man schon mit Fug und Recht behaupten, dass hier eine Parallele zu sehen ist, denn dieses vehemente Arbeiten für die politische Überzeugung zeigt auch die Figur des Danton. Jeder ist auf seine Weise und in seinem Umfeld als mutig und Kämpfer für politisch revolutionäre Ziele zu bezeichnen. Auch in Bezug auf die Verwendung von Gewalt zur Umsetzung politischer Ziele finden sich Vergleiche. Danton bezeichnet beispielsweise die Septembermorde als Notwehr und somit zu rechtfertigen. Büchner sieht, so schreibt er an seine Eltern, ,,,dass nur mit Gewalt die bestehenden Verhältnisse geändert werden könnten" (Barke 2007: 4). Auch er befürwortet den Einsatz derselben und sieht sie gerechtfertigt: „Meine Meinung ist die: Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt." (Büchner 1980: 194) Diesen Gewalteinsatz begründet er: „Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand? Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. ... und ich werde mit Mund und Hand dagegen kämpfen, wo ich kann." (Büchner 1980: 195) Zudem sind beide redegewandt. „Aufgrund seiner bemerkenswerten rhetorischen Leistungen ist Büchner gleich zweimal zu solchem Anlass als Redner aufgetreten." (Hausschild 1992: 23) Generell darf man bei Büchner hier vielleicht eher von einer Schreibgewandtheit sprechen. Büchner hat sogar eigene Aussagen in seinem Drama Danton in den Mund gelegt und so fast wörtlich in sein Werk eingearbeitet. Trotzdem warnt Barke davor, Büchner die hier geäußerten Einstellungen zuzuschreiben (vgl. Barke 2007: 6). Werner schreibt hierzu: „Über die Figur des Danton vermittle sich die Gemeinsamkeit zwischen dem politischen Schicksal Robespierres und der politischen Erfahrung Büchners." (Werner 1988: 83). 28 http://www.inhaltsangabe.de/buechner/dantons-tod/ (04.09.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 20 von 62 Abschließend hierzu komme ich aber zu dem Schluss, dass gewisse Züge doch in die Figur des Danton eingeflossen sind, manche vielleicht bewusst, andere unbewusst. Aus dem Lebenslauf von Georg Büchner ist schließlich auch zu entnehmen, dass dieser, ebenso wie Danton, ein, wie man umgangssprachlich sagt, Revoluzzer war. 30 29 29http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c6/Danton_001.jpg (17.04.15) 30http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Portrait of a man wrongly considered as Georg B%C3% BCchner.jpg (29.01.14) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 21 von 62 3. Charakterisierung Dantons ... von A - Z 3.1 DANTONS Aarglos, apathisch, ausschweifend B beziehungsfähig, beruhigend C charakterstark D➡ dekadent, dickköpfig E emotional, erotisch, ermattet F fatalistisch (2 G genusshaft, gemäßigt H➡ heiter, handlungsunfähig I➡ intelligent, ironisch J➡ juristisch K➡ kritisch, kämpferisch EIGENSCHAFTEN www.KlausSchenck.de/ Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 22 von 62 L➡ lustvoll, lasterhaft, liebend M➡ mutig, melancholisch, menschlich, müde N nihilistisch O offen P➡ philosophierend, passiv Q➡ quellend rednerisch R➡ revolutionär, resignierend S spontan, schicksalsergeben, selbstzweifelnd, stolz T triebhaft U➡ unbeständig V vaterlandstreu, verunsichert, verdrängend W weich, widersprüchlich X x-fach egozentrisch Y Y-förmig auffällige Gestalt Z zweifelnd, zynisch (vgl. Poppe 2007, Barke 2007) DANTONS EIGENSCHAFTEN www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 23 von 62 3.2 Der Gegensatz in der Person Dantons So unterschiedlich wie diese Charaktermerkmale im ersten Moment erscheinen, so spiegelt der Charakter Dantons doch alle diese Eigenschaften wider. „Danton ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung, obwohl er nicht als mitreißender und gefährlicher Revolutionär der ersten Stunde dargestellt wird, der sich im Vollbesitz seiner Kräfte befindet. Büchners Stück zeigt Danton nicht auf dem Höhepunkt seiner Wirkung, sondern ermattet und müde geworden in den letzten neun Tagen seines Lebens." (Schlegel 2008: 34) Im Folgenden wird anhand der Textstellen belegt, welchen Charakter Büchners Danton ausmacht. Zunächst fällt Danton durch viele Gegensätze auf. Auch beim Lesen des Werkes fällt die Widersprüchlichkeit im Charakter Dantons auf. Er ist keine Figur, die so handelt, denkt, spricht, wie man in mancher Situation erwarten würde. Nicht immer ist er einschätzbar. Manchmal ist man als Leser sehr über Dantons Äußerungen und Reaktionen erstaunt und verwundert. Dieser Gedanke nimmt auch in der Sekundärliteratur einen großen Raum ein. So schreibt Barke von den Widersprüchlichkeiten in der Person Dantons" (Barke 2007: 38), Schlegel beschreibt Danton als „eine ambivalente Figur" (Schlegel 2008: 34), die „äußerst facettenreich und widersprüchlich angelegt ist", Sanna spricht von ,,asymmetrischen Welten" (Sanna 2010: 48) und Frizen sogar von einer „Spaltung von Dantons Ich" (Frizen 2009: 63). Ganz bewusst ist diese Figur von Büchner so angelegt, so erschaffen" (Barke 2007: 69f), denn ,,[w]enn die historische Beschreibung Danton als einen widersprüchlichen Menschen charakterisiert, schwankend zwischen Revolution und Genuss, zwischen Lebensüberdruss und Todesangst, dann muss die Bühnengestalt ,Danton' eben diesen Charakter zeigen." (ders. 2007: 69f). Somit sind schon zwei dieser Widersprüche genannt. Nun zum ersten Gegensatzpaar Revolution und Genuss: www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 24 von 62 REVOLUTION 3.2.1 Revolution und Genuss GENUSS Die erste Situation, in der Danton dargestellt wird, zeigt bereits seinen Lebensstil, der doch eher einem Adeligen entspricht. Der Revolutionär nimmt eine passive, beobachtend kommentierende Rolle" (Barke 2007: 23) ein. „Seine Gedanken kreisen um existentielle Fragen" (Neubauer 2006: 6). Er und seine Frau befinden sich in einem Spielsalon und vertreiben sich so zusammen mit anderen ihre Zeit, statt einer Arbeit nachzugehen. Sie scheinen ihr Leben zu genießen (vgl. S. 5). Dieser erste Akt zeigt Danton im Gespräch mit seiner Frau Julie, während sich seine Freunde über Politik unterhalten. Unter anderem macht er ihr Komplimente: „Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieb Georg." (S. 5, 17-19). Er sitzt Julie zu Füßen und hält sich aus diesem Männergespräch völlig heraus. Erst als er von Camille persönlich angesprochen wird: „Danton du wirst den Angriff im Konvent machen." (S. 8, 10), reagiert er sehr ungehalten und unsachlich: ,,Ich werde, du wirst, er wird." (S. 8, 11) und entschuldigt sich später bei Julie: „Ich muss fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf." (S. 8, 32-33) ,,Er bleibt lange passiv" (Kraus 2004: 5), aber zudem auch arglos , und ignoriert die Warnungen seiner Anhänger." (dies. 2004: 5) Aber nicht nur er, auch seine Mitstreiter verhalten sich passiv als Vertreter einer Bürgerlichkeit mit stark hervortretenden aristokratisch - dekadenten Zügen" (Poppe 2007: 50). Dantons Lebensgenuss wird zudem darin deutlich, dass er neben dem Verhältnis zu seiner Frau Julie, die er scheinbar sehr liebt, noch Beziehungen zu anderen Frauen pflegt. Noch im selben Akt ist er in einem sehr intimen Gespräch mit Marion, einer Grisette, dargestellt. Sehr bildhaft umschreibt er seine Gefühle für sie: „Ich möchte ein Teil des Äthers sein, um dich in meiner Flut zu baden, um mich auf jeder Welle deines schönen Leibes zu brechen." (S. 21, 1-3) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 25 von 62 Doch damit noch nicht genug. Geht es um Frauen, so scheint er schier unersättlich. Lacroix beschreibt, dass Danton „bei allen Grisetten des Palais-Royal zusammen" (S. 18, 31-32) seinen Genuss in der Liebe und im sexuellen Kontakt findet, „er macht Mosaik, wie er sagt" (S. 18, 33) und ist wohl keiner dieser Frauen abgeneigt. Im dritten Akt fallen die Vorwürfe ,Danton hat schöne Kleider, Danton hat ein schönes Haus, Danton hat eine schöne Frau, er badet sich im Burgunder, isst das Wildpret von silbernen Tellern und schläft bei euern Weibern und Töchtern, wenn er betrunken ist" (S. 70, 22-26), von einem Bürger. So spricht man über Danton im einfachen Volk. Sein Hang zum Genuss scheint auch hier hinreichend bekannt. Obwohl es dem einfachen Volk, aus dem er ja sogar stammt, schlecht geht, da diese Menschen hungern, sogar mit dem Überleben kämpfen, gönnt er sich jeden Luxus und Genuss. „Danton hat sich von den Nöten der Masse dadurch entfernt, indem er sich - verglichen mit der Not des Volkes - in ein Leben voller Luxus zurückgezogen hat" (Neubauer 2006: 46). Das stellt auch Frizen heraus, der vergleicht, dass das Volk,,,hurt und bettelt' (73/10), während Danton hurt und genießt" (Frizen 2009: 59). Er spricht gar von einer „Genussreligion" (ders. 2009: 63). Und man darf sich mit Neubauer zurecht die Frage stellen: ,,Ist Dantons Lebenswandel nichts anderes als die Lasterhaftigkeit der alten Aristokratie in neuem Gewand" (Neubauer 2006: 46)? So wird er auch als der „Lasterhafte" (Sieß 1975: 42) bezeichnet. Klar wird, dass „Sinnengenuss ein Privileg ist" (Sanna 2010: 53). Danton hat keine Skrupel, dieses Privileg zu nutzen. Sehr scharf ist das in der Sekundärliteratur bei Werner formuliert: „Denn wer wie die Dantonisten das Recht auf Lebensgenuß - ein allgemeines Menschenrecht für sich in Anspruch nimmt, ohne daß die Allgemeinheit das Gleiche zu tun in der Lage ist, gerät unaufhaltsam in die Rolle des sozialen Parasiten." (Werner 1988: 33) Dem ist zuzustimmen, denn ein Leben, das so sehr den Genuss in den Mittelpunkt stellt, steht ja auch extrem im Widerspruch zu Dantons politischen Zielen, es ist eher eine „Entartung der Sitten und der Menschlichkeit" (ders. 2006: 46). Dieser betont vor dem Revolutionstribunal sein Hauptziel Freiheit „Wie lange sollen die Fußstapfen der Freiheit Gräber sein? Ihr wollt Brot und sie werfen euch Köpfe hin. Ihr durstet und sie machen euch das Blut von den Stufen der Guillotine lecken." (S. 69, 25-29) Für seine politischen Ideen gibt er aber andererseits alles, so rechtfertigt er die Septembermorde, bezeichnet sie sogar als „Notwehr" (S. 42, 34). Er sagt: „Von www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 26 von 62 einem Revolutionär, wie ich darf man keine kalte Verteidigung erwarten." (S. 57, 33- 34) und bezeichnet sich als „Genie der Freiheit" (S. 57, 36). Nur an wenigen Stellen kann man im Werk von einem Danton als Revolutionär sprechen. Eine dieser Stellen, in denen „Danton wieder als Revolutionär auftritt" (Werner 1988: 38), ist im 3. Akt an der Stelle, als er „in die Rolle des Volkstribunen zurückgedrängt [wird], weil er seine Mitgefangenen und sich vor der Guillotine retten will" (Werner 1988: 38). Nun muss er nicht mehr befürchten, dass die Dantonisten ihn zu Handlungen drängen, die er nicht mit seiner Denkweise vereinbaren kann. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 27 von 62 LEBENSÜBERDRUSS TODESANGST 3.2.2 Lebensüberdruss und Todesangst „Bereits von Beginn an ist Danton dem Gedanken an den Tod verschrieben." (Neubauer 2006: 52) Er spricht von einer „Allgegenwart des Todes" (ders. 2006: 52). Er ist ein Mensch, der sich nüchtern und ungeschminkt, ohne feierliches Pathos auf seinen Tod zubewegt, ihn herbeisehnt" (ders. 2006: 52). Danton ist das Leben leid, er hat keine Kraft mehr, ihm sind alle Mühen zu viel. Auch Schläbitz bezeichnet ihn als „des Lebens müde" (Schläbitz 2012: 53). Sehr schnell gibt er auf, nämlich schon als er von seiner beschlossenen Verhaftung hört (vgl. S. 38 / 39). „Hin und her gerissen zwischen Genusssucht und Verzweiflung sucht er Hoffnung im Tode, der ihm Ruhe und Genesung verschaffen soll. Das bringt er auf verschiedene Weise zum Ausdruck. Mal ernsthaft und aufrichtig mal gewitzt und scharfsinnig" (Schlegel 2008: 34). Ihm wird die Möglichkeit eröffnet zu fliehen, er aber sagt: „Sie wollen meinen Kopf, meinetwegen. Ich bin der Hudeleien überdrüssig. Mögen sie ihn nehmen. ... Ich bin nicht träg, aber müde" (S. 39, 1-8). Sehr gleichgültig nimmt er hier einen möglichen Tod in Kauf, scheinbar angstfrei. Popp spricht sogar von einer „Todessehnsucht" (Popp 2012: 5). „Es liegt ihm gar nichts am Leben, in Wirklichkeit sehnt er sein Ende herbei." (Neubauer 2006: 5). Das Blatt wendet sich aber schnell. Als er merkt, dass es ernst wird, als die Verurteilung zum Tode kurz bevor steht oder auch auf seinem Weg zur Guillotine ist vom Lebensüberdruss nichts mehr zu spüren. Nun tritt die Todesangst hervor. Vor dem Revolutionstribunal redet er sich um Kopf und Kragen, er verteidigt sich so gut er kann, will seine Ehre wieder herstellen. Er wagt es sogar, Robespierre des Hochverrats anzuklagen (vgl. S. 69, 19-20). Danton bleibt auch nicht ruhig, sondern äußert sich lautstark „Die Stimme eines Menschen, welcher seine Ehre und sein Leben verteidigt, muss deine Schelle überschreien." (S. 58, 33-35) .... www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 28 von 62 Kurz vor seinem Tod wird die Todesangst dann ganz existenziell, er ist ganz unruhig und hat offensichtlich Angst: „Ja wohl ist's so elend sterben müssen." (S. 73, 32-33). Auch verwendet er ein sehr starkes Bild, das seine Unruhe und Angst deutlich zum Ausdruck bringt: ,,Will denn die Uhr nicht ruhen? Mit jedem Picken schiebt sie die Wände enger um mich, bis sie so eng sind wie ein Sarg." (S. 73, 12-14) Das Ticken der Uhr zeigt, dass die Zeit unaufhaltsam voranschreitet, dass seine Lebenszeit verrinnt und der Tod immer näher rückt. Ihn macht das nervös. Er würde die Zeit lieber anhalten und somit die zukünftigen Geschehnisse auch. Das Bild der Wände, die ihn so bedrohen, wie die Wände eines Sarges, spricht für sich. Er ,will sich nicht mit dem Tod abfinden." (Kraus 2004: 4) Die Einstellung Dantons war stets von der Zuversicht „sie werden's nicht wagen" (S. 23, 23) geprägt. Somit hat er seine Angst vor dem Tod heruntergespielt. Diese Aussage kommt mehrmals vor und verändert sich schließlich. Die Sekundärliteratur spricht hier davon, dass dieser Satz „leitmotivartig seine Argumentation" (Werner 1988: 30) durchzieht: 1. AKT 2.AKT 3.AKT 2. AKT Ähnlich verändert sich seine Aussage über den Tod: 3. AKT 4.AKT ● "Doch, sie werden`s nicht wagen" (S. 23, 22-23) "Das ist leerer Lärm, man will mich schrecken, sie werden's nicht wagen" (S. 40, 32-33) ● "Und - ich dachte nicht, dass sie es wagen würden." (S. 53, 27-28) "Ich werde mit Mut zu sterben wissen, das ist leichter, als zu leben." (S. 39, 3-4) "Ich kann nicht sterben, nein, ich kann nicht sterben." (S. 67, 35) "Ja wohl ist's so elend sterben müssen." (S. 73, 32-33) 31 Die Grafik wurde vollkommen eigenständig erstellt 31 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 29 von 62 MENSCHENFREUND 3.2.3 Menschenfreund und Menschenverachter MENSCHENVERACHTER Danton setzt sich für die Menschen ein. Er wird bezeichnet als ein „Mensch, der liebt und geliebt wird" (Neubauer 2006: 58). Er will eine bessere Zukunft durch die Revolution erkämpfen. Eine „menschliche Einstellung" (ders. 2006: 58) wird ihm zugeschrieben, „Blutopfer der Revolution müssen aufhören" (ders. 2006: 58). So weiß er sehr wohl, dass die Menschen hungern und ihre Grundbedürfnisse gestillt werden müssen. ,,Ihr wollt Brot ... Ihr durstet" (S. 69, 27-28) zeigt das. Er steigert sich aber in seiner Aussage, indem er an anderer Stelle äußert: ,,Und wenn es ginge - ich will lieber guillotiniert werden, als guillotinieren lassen. Ich hab es satt, wozu sollten wir Menschen miteinander kämpfen? Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben." (S. 32, 23-26) Mit dem Ausdruck ,,nebeneinander setzen" stellt er sich auf die gleiche Ebene wie das Volk. Zudem will er nicht weiter die Gewalt über das Volk akzeptieren, lieber möchte er sich selbst opfern, als weiterhin tatenlos dem Elend zuzusehen. Diese mitmenschliche und somit menschenfreundliche Meinung vertritt Danton seinem Freund gegenüber massiv. Sie geht aber noch weiter und tiefer. So ist bei Frizen zu lesen, dass er sich im Gegensatz zu Christus und seiner heilsgeschichtlich wirksamen Passivität zu dem erklärt, der das Ärgernis auf sich nimmt, weil er sich seiner Fehler bewußt ist" (Frizen 2009: 63), wobei diese Äußerung sich bezieht auf die Aussage Dantons „Der Mann am Kreuze hat sich`s bequem gemacht: es muss ja Ärgernis kommen, doch wehe dem, durch welchen Ärgernis kommt" (S. 42, 35-37). Denn ...dann akzeptiert Danton trotzig die Rolle des Judas und seine heilsgeschichtlich notwendige Funktion. Ohne ihn, so die Logik des Wortes, wäre keine Erlösung, ohne Danton keine Republik" (Frizen 2009: 63). Auch diese Ansicht zeigt Danton in der Rolle des Menschenfreundes. Deutet man diese Stelle, so zeigt sich, dass Danton bewusst Ärger auf sich nimmt und nicht einmal einen Vergleich mit Jesus scheut, diesen www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 30 von 62 sogar als passiv und somit längst nicht so wirkungsvoll wie sich selbst betrachtet. Er sieht sich als Opfer, das die Situation erfordert, also als Menschenfreund. Dennoch wenige Sätze danach fallen Aussagen, die diesen menschenfreundlichen Ansatz ins Gegenteil kehren. Vom Menschenfreund Danton ist nichts mehr zu bemerken, wenn er sagt „Ob sie nun an der Guillotine oder am Fieber oder am Alter sterben?" (S. 33, 12-13). Böse und zynisch meint er „Es ist recht gut, dass die Lebenszeit ein wenig reduziert wird, ... das Leben ist nicht die Arbeit wert, die man sich macht, es zu erhalten." (S. 33, 19-30). Von einer „lebensverachtenden Skepsis" (Popp 2012: 62) spricht Popp in diesem Zusammenhang. Zudem zeigt sich eine Verachtung der Menschheit auch in seinem Lebensstil darin, dass er sich von den Nöten der Masse dadurch entfernt, indem er sich verglichen mit der Not des Volkes - in ein Leben voller Luxus zurückgezogen hat" (Neubauer 2006: 46). Aber sein Tod zeigt schließlich, „[m]it Danton stirbt ein Mensch der Moderne, dessen Maß der Mensch allein ist" (Frizen 2009: 67). www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 31 von 62 BEZIEHUNGS- FÄHIG € BEZIEHUNGS- UNFÄHIG 3.2.4 Beziehungsfähig und beziehungsunfähig Danton ist im Hinblick auf wahre soziale Beziehungen sehr ambivalent. Er liebt die ,,Geselligkeit" (Schlegel 2008: 36), pflegt Freundschaften und Beziehungen. Er ist verheiratet, seine Frau Julie ist ihm aus ihrer Sicht untrennbar verbunden. Mit dem Satz: ,,Du kennst mich Danton" (S. 5, 16) drückt sich das „Vertrauensverhältnis zu Julie" (Schlegel 2008: 8) aus, nicht zuletzt auch dadurch, dass sie mit ihm in den Tod geht. „Julie teilt das Schicksal ihres Gatten und bringt sich mit Gift um" (Neubauer 2006: 18). Ihm ist die Nähe seiner Frau Julie jedoch nicht tiefgründig genug. „Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam" (S. 5, 12-15). Damit drückt er aus, dass er selbst den Menschen, der ihm am nächsten ist, nicht wirklich kennt oder versteht. Er fixiert sich nicht auf diese Beziehung, sondern pflegt Verbindungen zu „Grisetten". „Julie steht für die geistige Verbundenheit, die Grisette Marion für die körperliche" (Schläbitz 2012: 98). Die Beziehungsfähigkeit stellt er somit in Frage, reduziert sie auch auf sexuelle Aspekte. Sexualität alleine reicht ihm aber nicht, auch hier wird ein Mangel beklagt" (ders. 2012: 98). Aber mit der Aussage, die Hände nacheinander auszustrecken, drückt er auch seinen Wunsch nach Nähe aus. Dennoch ist Julie ihm eine wahre Vertraute, er öffnet sich in den Gesprächen ihr gegenüber offensichtlich gänzlich. Sie erfährt von ihm all seine Sorgen und Nöte (vgl. S. 41ff), als er sogar über seine Morde und seine Verantwortlichkeit dafür spricht. In den Gesprächen meint man, dass das Ehepaar intensiv harmonisch und vertraut lebt: „Jetzt bin ich ruhig" (S. 43, 9). Der Leser sieht ihn in einer starken Beziehung, die er selbst jedoch nicht so interpretiert. In jedem Fall ist Julie die Konstante in seinem Leben. Danton scheint immer wieder auch ihr gegenüber verunsichert. Er verallgemeinert sogar seine Einstellung, indem er stets von „wir“ spricht und damit ja quasi unterstellt, dass www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 32 von 62 dies jedermann oder mindestens seine Frau ebenso empfindet. „Wir müssten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren." (S. 5, 21-23) Barke spricht von der Unfähigkeit, zum anderen vorzudringen ... (einer) wesensmäßige(n) Unzulänglichkeit des Menschen" (Barke 2007: 30). Dies ist eine „Vorstellung vom Menschen als prinzipiell zur Kommunikation unfähiges und daher einsames Wesen" (ders. 2007: 38). Allerdings erfüllt sich Dantons „Verlangen nach dem Glück, das die Frau verspricht (Sieß 1975: 43). So sieht es zumindest sein Gegner, denn „ihn klagt Robespierre in der Konventsrede an, er sei,dem Glück ... in die Arme [gelaufen]" (Sieß 1975: 43). Wirkliche Nähe, beziehungsfähige Nähe, diesen Charakterzug zeigt er erst ganz am Ende seines Lebens. Werner spricht diesbezüglich von Freundschaft und Menschlichkeit" (Werner 1988: 39), die von innen her" (Werner 1988: 38) kommen. Im Angesicht des Todes wird er sensibel und zeigt sich besorgt seinen Kameraden gegenüber in der Haft, so beruhigt er Camille (vgl. S. 72ff). Er sagt z.B. „Sei ruhig, mein Junge" (S. 72, 26) oder „Schlafe, mein Junge, schlafe" (S. 73, 8). Frizen schreibt über diese Szene, dass für Danton das „Maß der Mensch allein ist" (Frizen 2009: 67), da er seinen Freunden Beistand und Trost spendet, die Gruppe zusammenhält und sich erst zuletzt guillotinieren lässt; „es scheint, als bewahre er sich einen Rest Souveränität, die es ihm erlaubt gleichzeitig einen Freund zu trösten, während ihm selbst das gleiche Schicksal auferlegt wurde" (Kraus 2004: 5). Auch Julie wird sein großer Halt, er fühlt sich getröstet, dass sie ihn nicht alleine in den Tod gehen lässt: „Ich werde nicht allein gehen, ich danke dir Julie" (S. 74, 4-5) zeigt dies (vgl. Barke 2007: 38). „Sie ist für Danton emotionaler Ruhepol" (Neubauer 2006. 59). Dies bestätigt er schon zu Beginn, als er sagt „Ich liebe dich wie das Grab" (S. 5, 30). Er, der in seiner Todessehnsucht Ruhe als oberstes Ziel sieht, drückt seiner Frau so seine Liebe aus. Er liebt sie so sehr, wie er den Wunsch nach Ruhe hat. Somit zeigt sich eine „[e]chte Beziehung zu Camille und Julie" (Popp 2012: 62). www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 33 von 62 AKTIVER POLITIKER PASSIVER POLITIKER 3.2.5 Aktiver Politiker und passiver Politiker Danton weiß, wie wichtig er in der Revolution war: „Sie hatten nie Mut ohne mich, sie werden keinen gegen mich haben; die Revolution ist noch nicht fertig, sie könnten mich noch nötig haben." (S. 24, 19-21). „Doch diese Auftritte eines politischen Danton vor der Öffentlichkeit bleiben Ausnahmen" (Popp 2012: 61). Man sieht im Werk keinen wirklich aktiv tätigen Politiker. Seine aktive Tätigkeit geschah eher in der Vergangenheit und über sie wird berichtet. Sie ist Grundlage. Danton ,,selbst bekennt sich in den Verhören eindeutig zu seinen Taten als Vorkämpfer der Revolution" (ders. 2012: 45) und er geht sogar so weit, zu behaupten, „mit unseren fossilen Knochen wird man noch immer allen Königen die Schädel einschlagen können“ (S. 77, 35 - 78, 2). Auch wenn er selbst nicht mehr aktiv sein kann, also wenn er tot ist, spricht er seinen Knochen noch eine aktive Rolle zu, auch wenn diese Aussage sicher nicht wörtlich gemeint ist. Bei den Septembermorden, die er als „Notwehr" (S. 42, 34) bezeichnet, gibt er auch zu: „Wir schlugen sie, das war kein Mord" (S. 42, 31), denn der Stärkere stößt den Schwächeren hinunter", auch das weist auf sein aktives Handeln hin. In der Sekundärliteratur ist ausführlich dargelegt, dass „mit seiner Duldung weit über tausend Adlige, Königstreue und Geistliche in ihren Kerkern umgebracht" (Barke 2007: 28) wurden. Seine Verteidigungsrede vor dem Revolutionstribunal ist so mitreißend und überzeugend, dass sie Aufruhr im Volk verursacht und deswegen unterbrochen werden muss (vgl. S. 57ff). Ganz aktiv ohne Angst und voller Überzeugungskraft gibt er eine Art politisches Testament ...: ,Ich sehe großes Unglück über Frankreich hereinbrechen" (Popp 2012: 38) und schreckt als Angeklagter nicht einmal davor zurück andere des Hochverrats anzuklagen. Hier in der Rede ist er wie kaum in einer anderen Szene wirklich der aktive Revolutionär und Politiker. So zeigt sich auch im Gespräch mit Robespierre (vgl. S. 25ff) ein aktiver www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 34 von 62 Politiker. Allerdings lässt sich feststellen, „Danton selber aber setzt sich mit Robespierre nicht politisch auseinander; vielmehr wird das, was vorher Hérault als Programm der Dantonisten formuliert ..., in dem Gespräch mit Robespierre zu einem persönlichen Angriff" (Sieß 1975: 43). Meist ist er jedoch als passiver Politiker zu sehen. Sanna bezeichnet seine Darstellung als „regressive, statische"(Sanna 2010: 37), ,,denn seine Aufmerksamkeit gilt eher den schönen Dingen des Lebens als der politischen Aktion" (Neubauer 2006: 5). Zu Beginn des Stückes ist „Danton, der Revolutionär, aus dem Handlungszentrum an den Rand gerückt" (Barke 2007: 23) und nimmt eine eher passive, beobachtend - kommentierende Rolle" (ders. 2007: 23) ein. Später legt ihm Büchner die Worte: „Ich mag nicht weiter" (S. 40, 12) oder „das ist mir der Mühe zu viel, das Leben ist nicht die Arbeit wert, die man sich macht, es zu erhalten" (S. 33, 28-30), in den Mund. Auch Popp spricht von „Dantons Passivität aufgrund der Überzeugung von der Unvermeidbarkeit des Scheiterns" (Popp 2012: 48). Danton sieht sich als Werkzeug einer übergeordneten Macht" (Barke 2007: 40) und drückt es metaphorisch aus: „Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst! Die Schwerter, mit denen Geister kämpfen, man sieht nur die Hände nicht wie im Märchen." (S. 43, 5-8) Aus diesem Grund sieht Neubauer ihn als „Antihelden", denn er „verzichtet auf Gegenwehr und akzeptiert sein Schicksal" (Neubauer 2006: 53). Sieß sieht die Passivität Dantons begründet in seiner Lage, denn er hat seinen Platz in der geschichtlichen Bewegung verloren" (Sieß 1975: 40). ) 32 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 35 von 62 WILLENSSTARK 3.2.6 Willensstark und schwach SCHWACH Danton ist ein willensstarker Mensch. Er weiß um seine Kraft: „Sie hatten nie Mut ohne mich" (S. 24, 19). Er ist ein Held der Revolution, ein „Genie der Freiheit" (S. 57, 36). Ganz im Sinne dieser Überzeugung stellt Danton selbstbewusst seine Verdienste um die Republik heraus" (Barke 2007: 28). Man darf diesbezüglich auch nicht vergessen, dass Danton „ein kraftstrotzender Mann von 34 Jahren" (Frizen 2009: 61) war. Bei den Septembermorden musste er entscheiden, entweder die Morde zu begehen oder die Idee der Revolution zu verraten (vgl. S. 42). Beide Entscheidungen verstricken ihn in Schuld, er entscheidet sich klar für die Morde. Das drückt sein Ausspruch „wir wären Narren gewesen" (S. 42, 27) aus. Gerade diese Septembermorde aber quälen ihn später und nehmen ihm den Widerstandswillen, machen ihn schwach. Man kann ihn sogar als einen Menschen bezeichnen, der „mehr Fragen stellt, als er Antworten geben kann" (Schlegel 2008: 34). Wer mehr Fragen hat, als er Antworten weiß, der ist auch leicht zu verunsichern. Wer unsicher ist, ist schwach. Untätig sieht er seinem Tod entgegen. In den Szenen des Dramas erscheint Danton eher von seiner schwachen Seite, die Kraft, die Willensstärke bezieht sich meist auf die Dinge der Vergangenheit, von denen in Gesprächen rückblickend berichtet wird. Deutlich wird dies z.B. in der Aussage „Ich bin nicht träg, aber müde. Meine Sohlen brennen mich" (S. 39, 8-9). Frizen spricht sogar von einem „Selbstbetrug" (Frizen 2009: 64), wenn er behauptet, dass das Sterben für ihn leichter sei als zu leben (vgl. ders. 2009: 64). Er ist also so schwach, dass er sich selbst anlügt. Schließlich „läßt sich Danton kampflos auf den Tod ein" (ders. 2009: 67). www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: ,,Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 36 von 62 ATHEIST GLAUBE 3.2.7 Atheist und Mensch, der nach einem Glauben sucht Danton sagt selbst von sich, ich bin ein Atheist" (S. 67, 5), „ein Atheist, weil diese Welt ohne Sinn zwangsläufig auch eine Welt ohne Gott ist" (Neubauer 2006: 54). Schlegel findet, dass diese Einstellung „zu seinem Skeptizismus passt" (Schlegel 2008: 34). Den Glauben an eine höhere Macht lehnt er ab, für ihn ist über allem das „Nichts" (S. 67, 5), anders als beispielsweise ein Christ hat er keine Hoffnung über den Tod hinaus, was er auch deutlich ausspricht: „Da ist keine Hoffnung im Tod" (S. 67, 24). Danton ist ,,in Hinsicht auf das Jenseits ein Nihilist" (Schlegel 2008: 34). Auch Fritzen bezeichnet seine Haltung als „religiös - moralischen Skeptizismus" (Fritzen 2009: 63). Vielleicht kann er eher als Suchender, als religiöser Zweifler betrachtet werden, denn [s]o wie sein Autor, so wie viele Menschen stellt sich auch Danton die Frage nach Gott" (Neubauer 2006: 54), das schlussfolgert er aus ,,Büchners Kernfrage ... Wenn die Welt sinnlos ist, wie steht es um deren Schöpfer?" (ders. 2006: 54). Somit ist logisch und wieder typisch widersprüchlich, dass er ein zweifelnder, suchender Atheist ist. So beunruhigt ihn der Tod, also das Nichts. Das ist unlogisch, denn vor dem Nichts hat man logischerweise auch nichts zu befürchten oder zu erwarten! Anders aber Danton. Ihm gibt es Trost, dass Julie mit ihm in den Tod gehen will: ,,O Julie! Wenn ich allein ginge! Wenn sie mich einsam ließe!" (S. 67, 30-31) oder „Ich werde nicht allein gehen, ich danke dir Julie." (S. 74, 4-5). Wäre für Danton ganz sicher das Nichts der Tod, so wäre es doch auch ganz gleich, ob er nun allein oder zusammen mit seiner Frau in diesem Nichts wäre. Er zeigt somit eine Unsicherheit über diese Vorstellung des Todes und somit die Existenz Gottes. Dies zeigt auch eine weitere Aussage Dantons: „Man hat mir von einer Krankheit erzählt, die einem das Gedächtnis verlieren mache. Der Tod soll etwas davon haben. Dann kommt mir manchmal die Hoffnung, dass er vielleicht noch kräftiger wirke und einem alles www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 37 von 62 verlieren mache." (S. 40, 15-19). Auch dies widerspricht wieder der Vorstellung vom Nichts und beinhaltet mindestens ein kleines Körnchen Glauben oder wenigstens das Suchen danach. Außerdem sagt er einmal in Bezug auf die Septembermorde: ,,Ich bitte Gott und Menschen dafür um Verzeihung" (S. 56, 27-28). Weshalb sollte er einen Gott um Verzeihung bitten, wenn es für ihn ja keinen gibt. Das ist also ein weiteres Zeichen für die Widersprüchlichkeit hier. „Büchner sucht Gott nicht über den Glauben, sondern über den Verstand" (Neubauer 2006: 55), dies gilt auch für Danton. Er ,leugnet jede Art von Ideologie und höherer Moral" (Schlegel 2008: 34). on ala alalla Telaiolatala 33 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Execution robespierre, saint just....jpg (29.12.14) 33 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: ,,Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 38 von 62 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 39 von 62 3.2.8 Der Gegensatz in der Person Dantons im Überblick REVOLUTION ,,Von einem Revolutionär, wie ich darf man keine kalte Verteidigung erwarten." (S. 57, 33-34) LEBENSÜBERDRUSS ,,Sie wollen meinen Kopf, meinetwegen. Ich bin der Hudeleien überdrüssig. Mögen sie ihn nehmen. ... Ich bin nicht träg, aber müde." (S. 39, 1-8) ) GENUSS ,,Danton hat schöne Kleider, Danton hat ein schönes Haus, Danton hat eine schöne Frau, er badet sich im Burgunder, isst das Wildpret von silbernen Tellern und schläft bei euern Weibern und Töchtern, wenn er betrunken ist." (S. 70, 22-26) TODESANGST ,,Ja wohl ist's so elend sterben müssen." (S. 73, 32-33) 34 www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: ,,Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 40 von 62 MENSCHENFREUND ,,Und wenn es ginge - ich will lieber guillotiniert werden, als guillotinieren lassen. Ich hab es satt, wozu sollten wir Menschen miteinander kämpfen? Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben." (S. 32, 23-26) BEZIEHUNGSFÄHIG ,,Ich werde nicht allein gehen, ich danke dir Julie" (S. 74, 4-5) AKTIVER POLITIKER „Sie hatten nie Mut ohne mich, sie werden keinen gegen mich haben; die Revolution ist noch nicht fertig, sie könnten mich noch nötig haben." (S. 24, 19-21) WILLENSSTARK „Sie hatten nie Mut ohne mich" (S. 24, 19) ATHEIST ,,ich bin ein Atheist" (S. 67, 5) MENSCHENVERACHTER ,,Es ist recht gut, dass die Lebenszeit ein wenig reduziert wird, ... das Leben ist nicht die Arbeit wert, die man sich macht, es zu erhalten." (S. 33, 19-30) BEZIEHUNGSUNFÄHIG „Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam" (S. 5, 12-15) PASSIVER POLITIKER ,,Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst! Die Schwerter, mit denen Geister kämpfen, man sieht nur die Hände nicht wie im Märchen" (S. 43, 5-8) SCHWACH „Ich bin nicht träg, aber müde. Meine Sohlen brennen mich." (S. 39, 8-9) GLAUBE ,,Ich bitte Gott und Menschen dafür um Verzeihung" (S. 56, 27-28) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 41 von 62 3.3 Danton als Fatalist - überfordert von Verantwortung und Gewissen „Der Fatalismus ist eine Weltanschauung, der ein Glaube an eine unausweichliche und unabänderliche Vorbestimmung zugrunde liegt. "35 Danton zeigt immer wieder die fatalistische Prägung: „Es sind die Septembermorde, die ihn anklagen" (Barke 2007: 40), er rechtfertigt sie als „Notwehr" (S. 42, 34). Danton stellt sie als eine politische Notwendigkeit dar (vgl. S. 42). Allerdings lassen diese Taten ihn nicht ruhen, sogar seinen Schlaf stören sie durch Alpträume (vgl. S. 41f). Immer wieder kommen ihm diese Morde in den Sinn, „nur ganz leise heimliche Gedanken" (S. 41, 17), die aber mehr und mehr sein Leben bestimmen und schließlich übermächtig werden. Die Stimme des Gewissens lässt ihm keine Ruhe mehr. Später bittet er für diese Taten sogar um Vergebung: „Ich bitte Gott und die Menschen dafür um Verzeihung" (S. 56, 27-28), er zeigt also, dass er sehr wohl seine Schuld sieht und zwar vor den Menschen und einer höheren Gewalt, Gott. Definieren lässt sich das Gewissen für einen Christen als „die innere Stimme im Menschen, die ihn dazu bewegt, das Gute unbedingt zu tun, das Böse unbedingt zu lassen. Es ist zugleich die Fähigkeit, das eine vom anderen unterscheiden zu können. Im Gewissen spricht Gott zu den Menschen" (Youcat 2010: 171). Danton weiß nicht, was das Richtige ist. Ihm fehlt der Maßstab für sein Handeln. Er fragt sich: Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?" (S. 43, 3-4). Somit will er an dieser Stelle die Verantwortung für sein Verhalten abgeben. Was ist naheliegender, als das Schicksal verantwortlich zu machen. Nur so kann er selbst mit seiner Verantwortung leben, nachdem er sich als Werkzeug einer übergeordneten Macht begreifen kann" (Barke 2007: 40). Dies zeigt, dass Danton sich eher als Reagierender denn als Agierender sieht" (ders. 2007: 40). Danton gibt somit an, diese Entscheidung unter einem Zwang getroffen zu haben: „Puppen sind wir von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!" (S. 43, 5-6). Eine Marionette wird gesteuert, führt nur das aus, was der Puppenspieler im Sinn 35 http://www.fatalismus.com/ (25.09.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 42 von 62 hat, der ihr so gewissermaßen seinen Willen aufdrückt. Sie selbst ist zu keiner Handlung fähig. Logisch erscheint in diesem Zusammenhang auch der bedeutende Ausspruch: „Wir haben nicht die Revolution, sondern die Revolution hat uns gemacht." (S. 32, 21-22), auch hier kann die Verantwortung abgegeben werden. Laut van Rinsum ist Büchners Grundhaltung der Fatalismus, die Ergebenheit in ein unausweichliches Muss. Er gewinnt sie aus dem Studium der Geschichte" (van Rinsum 1963: 226). Zur Erklärung und Begründung dieser Sicht hilft ein Brief Büchners an seine Braut weiter. Er schrieb ihr 1834: ,,Ich fühle mich wie zernichtet unter dem gräßlichen Fatalismus der Geschichte. Ich finde in der Menschennatur eine entsetzliche Gleichheit, in den menschlichen Verhältnissen eine unabwendbare Gewalt, Allen und Keinem verliehen."(Holtz-Meynert 2008: 19). So also sieht der Autor Büchner keinen Sinn in der Geschichte. Vielmehr betrachtet er sie als „absolut zwangsläufigen Prozeß dessen Beeinflußbarkeit höchst zweifelhaft war" (Poschmann 1980: 14). Er spricht den Menschen also die Fähigkeit ab zu handeln, beispielsweise sich selbst zu befreien. Es handelt sich somit um die „Entmächtigung des Menschen durch die Geschichte" (van Rinsum 1978: 111). In der Figur des Danton ist dieser Fatalismus-Gedanke umgesetzt. Schon der erste Akt zeigt ihn als einen passiven Helden, der an dem politischen Geschehen kein Interesse zeigt, sich sogar überfordert fühlt von den Anliegen und Ideen seiner Mitstreiter. So äußert er: „sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf" (S. 8, 32-33). Dantons „Überzeugung von der Unvermeidbarkeit des Scheiterns" (Popp 2012: 48) ist Auslöser für dieses Verhalten. Der Fatalismus beinhaltet die „Vorstellung von einer Eigendynamik des geschichtlichen Prozesses" (ders. 2012: 49), das Individuum handelt nicht mehr frei, sein Handeln ist vorherbestimmt. Somit ist der Mensch seiner Umwelt ausgeliefert. Unausweichlich ist das, was dann kommen wird. Es ist ein Muss, dem Danton sich nicht verwehren kann. So sagt Danton auch ,[d]as Schicksal führte uns die Arme" (S. 58, 15-16). Das ist für einen Revolutionär, der aufbegehrt und sich wehrt, eigentlich widersprüchlich. Schließlich kann er nur noch aufgeben, so wie es Büchners Danton auch tut. Fatalistisch, ohne sich zu wehren, erwartet er das Todesurteil. Danton, der Schicksalsgläubige, ist somit ein passiv leidender Held. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 43 von 62 3.4 Danton als Nihilist, der nur Sinnlosigkeit und eine chaotische Welt sieht Nihilismus: „die absolute Verneinung aller Werte und Ordnungen und der Möglichkeiten wahrer Erkenntnis" (von Wilpert 1979: 552). Fritz Martini schreibt in seiner Literaturgeschichte: „In einer götterlosen Zeit näherte er sich dem ,Nihilismus'; es gab für ihn keinen Trost, keine Erlösung, und wie Marionetten spielte ein fernes, blindes Weltgesetz mit den Menschen und ihren Schicksalen." (Martini 1978: 391). Für Danton trifft diese Weltsicht zu. ,,Er ist ein Nihilist, weil er sich in einer Welt ohne Sinn leben sieht" (Neubauer 2006: 54). Danton sieht die Welt als ein „Chaos. Das Nichts ist der zu gebärende Weltgott" (S. 80, 5-6). Sie wird als ein sinnlos wucherndes Krebsgeschwür erfahren: „Die Schöpfung hat sich so breit gemacht, da ist nichts leer, alles voll Gewimmels." (S. 67, 8-9). Immer wieder spricht er von diesem Nichts. Dies wird in der Sekundärliteratur bei Popp so gedeutet, dass die Welt des Menschen also trostlos sei. Er sei dem Leiden hilflos ausgesetzt, könne sich an keiner sinngebenden Bestimmung orientieren, der Sinnlosigkeit des Seins aber auch nicht entkommen (vgl. Popp 2012: 52). Auch Büchner selbst teilte diese Weltsicht wohl, denn jeder religiöse Trost lag ihm fern" (Poschmann 1980: 15), schreibt Poschmann in seinem Vorwort zu Büchners Werken. Im Nichts sieht die Figur des Danton die Lösung. „Danton sucht seine Ruhe und das Nichts ist ihm die Verheißung" (Schläbitz 2012: 108). Er glaubt, das Nichts findet er im Tod. Dantons Tod und sein politisches Scheitern vorher sind somit eine logische Konsequenz seines Nihilismus. Sie sind Folge davon, dass Danton allem jeglichen Sinn abspricht. So ist auch zu erklären, dass er als Nihilist seinen Tod herbeisehnt. Danton gibt auch zu, „[i]ch kokettiere mit dem Tod" (S. 40, 27-28). Schon zu Beginn des Dramas, als er Julie seine Liebe gesteht, verwendet er das Bild des Todes, er sagt: [1]ch liebe dich wie das Grab" (S. 5, 30). Aus diesen Äußerungen lässt sich www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 44 von 62 anfangs noch nicht so klar die Todessehnsucht herauslesen, die später aber ganz deutlich wird: „Sie wollen meinen Kopf, meinetwegen." (S. 39, 1). Allerdings, so stellt Frizen hierzu fest, ,,Er kriecht nicht zu Kreuze, und ist doch nicht der Ausbund von Nihilist, als den man ihn sehen wollte." (Frizen 2009: 63). Popp sieht Fatalismus und Nihilismus, also Schicksalsgläubigkeit und Sinnlosigkeitsgefühl, nicht als „zwei verschiedene Ursachen, sondern eher verschiedene Aspekte derselben Grunderfahrung" (Popp 2012: 53). Nachvollziehbar ist, dass jener, der daran glaubt, dass das Schicksal alles bestimmt und zugleich die Welt in Sinnlosigkeit versinkt, keine wirkliche Perspektive für sein Leben hat. Wohin soll er sich dann ausrichten? Am ehesten an das, was persönlich Zufriedenheit, Glück oder Lust verschafft, selbst wenn es gegen Moral oder Werte verstößt. Die Philosophie eines Epikureers kommt hier gerade recht. Damit wäre der Bogen geschlossen und erklärbar, weshalb Danton alle diese drei doch so unterschiedlichen Ansätze vereinen kann. 36 ,,Die Schöpfung hat sich so breit gemacht, da ist nichts leer, alles voll Gewimmels." (S. 67, 8-9) 36) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 45 von 62 3.5 Danton als Epikureer, der die Philosophie des Genusses lebt Epikureismus: ,,Philosophie, die in der Lust das höchste Lebensziel sieht."37 Danton ist Fatalist, also er glaubt daran, dass er selbst sein Leben nicht bestimmen kann, sondern seinem Schicksal erlegen ist. Danton ist Nihilist, also er glaubt daran, dass er in einer Welt voller Chaos lebt, in einer Sinnlosigkeit. Damit sieht er somit auch keinen Gott, keinen Glauben, dem er sich verpflichtet fühlt. Danton ist wohl deshalb auch Epikureer, ein Mensch, der, wenn er sich schon seinem Schicksal ausgeliefert fühlt und das Chaos hinnehmen muss, wenigstens ein wenig persönliches Glück sucht. Dies wird auch in der Sekundärliteratur deutlich: So stellt man sich die Frage, weshalb dieses „Bekenntnis zu Sinnlichkeit und Lebensgenuss" (Popp 2012: 53) als das Ideal gesehen wurde. Die Antwort findet sich in der fatalistischen und nihilistischen Einstellung Dantons, denn „[w]enn es keine jenseitige Kompensation für entgangenes Lebensglück gibt, wird jeder die größtmögliche Erfüllung für sich in diesem Leben anstreben; wo kein allgemein gültiger Sinn mehr erkennbar ist, muss der Einzelne sich auf sich selbst zurückziehen" (ders. 2012: 53). „Den sittlichen Begriffen spricht Danton die Gültigkeit ab", folgert Sieß (Sieß 1975: 41) in diesem Zusammenhang. Denn schlecht ist es um den Lebensgenuss bestellt, wenn das Leben selbst sinnlos und chaotisch geworden ist" (ders. 2012: 55), schreibt Popp und sieht das „epikureische Ideal bedroht" (ders. 2012: 55), nach dem Danton lebt. Und dies kann der Leser feststellen, denn Danton wird eben dieser Lebensgenuss zum Verhängnis, als ein Bürger in der Menge vor dem Justizpalast, als er vor dem Revolutionstribunal für sich und seine Sache überzeugen wollte, ihm seinen Lebensstil vorwirft: „Danton hat schöne Kleider, Danton hat ein schönes Haus..." (S. 70, 22-26). Die Stimmung gegen ihn schwenkt um. Dieses lasterhafte Leben unterscheidet ihn vom Volk, das ums nackte Überleben kämpft. Beinahe höhnisch erscheint hierzu die Begründung Lacroixs im Gespräch mit Danton: „Und außerdem Danton, sind wir lasterhaft, wie Robespierre sagt d.h. wir genießen, und das Volk ist tugendhaft d.h. es genießt nicht, 37 http://www.philolex.de/stoiepik.htm (27.09.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 46 von 62 weil ihm die Arbeit die Genussorgane stumpf macht" (S. 24, 4-7). Hier ist nicht viel vom Ideal der Gleichheit zu spüren, dieser Lebensstil erinnert doch sehr an den aristokratischen! Schließlich gibt er noch zu: „Man nennt uns Spitzbuben und .... Es ist, unter uns gesagt, so halbwegs was Wahres dran." (S. 24, 13-15). „Am vulgärsten und zynischsten erscheint die epikureische Sinnlichkeit" (Popp 2012: S. 54) in der Beschreibung als „das Schweifen durch die Spielsalons, Vergnügungsetablissements und Bordelle des Palais Royal" (ders. 2012: S. 55). Auch Werner betont eine „sozial- moralische Ambivalenz von Dantons Epikureismus" (Werner 1988: 33) und sieht ihn als „sozialen Parasiten" (Werner 1988: 33). Es stellt sich aber die Frage, weshalb Danton und seine Freunde nach diesem philosophischen Ideal lebten. Er behauptet sogar, ,[e]s gibt nur Epikureer und zwar grobe und feine" (S. 26, 13-14). Schließlich sagt er auch rückblickend vor seinem Tod: ,,Die einen waren so gut Epikureer wie die andern" (S. 79, 11), wobei hier schon eine Begründung folgt: „Sie machten sich ein ganz behagliches Selbstgefühl zurecht." (S. 79, 12-13) Somit gibt Danton offen zu, dass es bequem und angenehm war, so zu leben. Eine weitere Begründung führt er an: „Jeder handelt seiner Natur gemäß d.h. er tut, was ihm wohl tut" (S. 26, 16-17). Hier ist ein sehr großer Egoismus zu spüren! Und wenn ein jeder Bürger sein subjektives Wohlempfinden zum Maßstab seines Handelns erheben kann" (Barke 2007: 37), scheint das Ideal der Gleichheit logischerweise sehr gefährdet! Eine „Zurückstellung des eigenen, am Ganzen gemessen höchst irrelevanten Lebensglücks, das für die Epikureer richtungsweisend im Vordergrund steht" (Popp 2012: 54), bestätigt diesen Egoismus. Für einen Politiker wie Danton muss diese Einstellung fatale Auswirkungen haben, denn logischerweise tritt das Wohl des Volkes dann hinter diese egoistische Sicht vom eigenen Lebensglück! Auch ,[d]er Rückzug ins Private" (Weischedel 1982: 62) ist eine für einen Politiker unmögliche Vorgehensweise, denn „[u]m die großen Weltläufe kümmert er sich nicht. Den öffentlichen Pflichten geht er, soweit irgend kann, aus dem Wege" (ders. 1982: 62). Sein Leben als Epikureer wird ihm letztlich zum Verhängnis. Somit bestätigt sich, dass er „unaufhaltsam in die Rolle des sozialen Parasiten" (Werner 1988: 33) geraten ist. Eine Rolle, die für einen Menschen, der solche Ideale hat, nicht tragbar ist. ... www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 47 von 62 3.6 Danton im Verlauf des Dramas Die bislang geschilderten Charaktermerkmale sind bei Danton allesamt vorhanden, dennoch dominieren manche Merkmale im Verlauf des Dramas mehr oder weniger. In den verschiedenen Akten, so könnte man meinen, verändert sich der Schwerpunkt. Dies liegt natürlich auch in der Dramatik dieser Tage, „den letzten dreizehn Tagen von Dantons Leben" (Bernhardt 2008: 41), der Tage der Verhaftung, Verhandlung und schließlich der bevorstehenden Hinrichtung. Eine zunehmende Dramatik, „er ahnt, später weiß er um sein Ende" (ders. 2008: 4), verändert auch die Titelfigur im Laufe der vier Akte. Frizen schriebt hierzu: „Danton reift im Angesicht des Todes, indem er sich reflektierend seiner selbst versichert" (Fritzen 2009: 64). 3.6.1 Entwicklung Dantons im Laufe der vier Akte In der Figur des Danton zeigt sich im Verlauf dieser wenigen Tage, in denen er dargestellt wird, eine Veränderung. Akt I - Danton als Epikureer: Danton befindet sich in einer für ihn alltäglichen Situation, charakterlich entspricht er in dieser Szene wohl am ehesten dem Danton, wie ihn sein Umfeld kennt. Er wirkt offen, ist ein Genießer. Dies drückt schon alleine seine Umgebur aus, in der er sich befindet. Er vertreibt sich lasterhaft mit Kartenspiel und Frauen seine Zeit und lässt die Revolution dabei aus den Augen. Er geht sogar noch weiter und betont, der Revolution müde zu sein. Danton reagiert politisch zurückhaltend, als seine Freunde ihn konkret zum Handeln auffordern. Er entzieht sich dem Gespräch sogar, indem er den Raum verlässt (vgl. S. 8). Danton wirkt als der „vom politischen Leben zurückgezogene Revolutionär" (Kraus 2004: 5). Seinen lasterhaften Lebensstil verteidigt er; seinem Gegner Robespierre wirft er vor, selbst nur tugendhaft zu sein, um auf andere herabblicken zu können (vgl. S. 25). Die beiden ,,so unterschiedlichen Charaktere" (Kraus 2004: 3) stehen sich gegenüber. Im Gegensatz zu Robespierre erscheint Danton sympathischer, er will Unschuldige schützen und die Gewalt reduzieren. Sofern man als Leser eine Position einnehmen würde, so wäre ich versucht, mich auf die Seite der Dantonisten zu stellen. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 48 von 62 Der Epikureer Danton, der meint, jeder solle tun und lassen, was er will, der trotz Leid und Armut und Elend eigenen Wohlstand pflegt, ist in dieser Szene jedoch auch sehr markant vorhanden (vgl. S. 26). „Büchners Danton ist ganz und gar vom Epikureismus geprägt, was durch die Eröffnungsszene noch deutlicher hervor- gehoben werden soll." (Kraus 2004: 5) Akt II - Danton als Fatalist: Politisch gesehen ist Danton weiter passiv. Noch immer zeigt er eine zögerliche Haltung, als seine Freunde ihn zum Handeln drängen. Er begründet sie dadurch, dass er nicht zu neuem Blutvergießen bereit sei (vgl. S. 32) und das Leben es nicht wert sei, es unter Mühen zu erhalten (vgl. S. 33). Er gibt sich gelangweilt und interesselos. „Ich bin der Hudeleien überdrüssig" (S. 39, 1), sagt er selbst. Danton wirkt, als halte er seine Existenz für sinnlos. Er selbst gibt zu, mit dem Tod zu kokettieren (vgl. S. 40). Einerseits ist er des Lebens ,müde" (S. 39, 8), lügt sich selbst an mit dem Satz: „Ich werde mit Mut zu sterben wissen, das ist leichter, als zu leben" (S. 39, 3-4), gibt aber zu: „Es ist ein Gefühl des Bleibens in mir" (S. 40, 29-30). Als „Selbstbetrug" (Frizen 2009: 64) beschreibt Frizen dies. Danton ist überzeugt, „[d]as ist leerer Lärm, man will mich schrecken, sie werden's nicht wagen" (S. 40, 32-33). ,,Er denkt, seine Bekanntheit schütze ihn vor der Guillotine." (Kraus 2004: 5) Er gibt sich naiv, wiegt sich in Sicherheit, trotz der offensichtlichen Gefahr. „Es scheint, als wolle es Danton erst nicht glauben, was auf ihn zukommen wird." (dies. 2004: 5) In diesem zweiten Akt ist Danton als Fatalist eindeutig zu erkennen. Die „Puppen- Metapher" (Barke 2007: 40) befindet sich in diesem Akt. Sie belegt am eindeutigsten die fatalistische Haltung, welche ausdrückt, dass der Mensch sich nicht selbst steuert, sondern höheren Mächten unterliegt. Akt III - Danton als Nihilist und Atheist: Danton wird in diesem Akt klar, welcher Gefahr er gegenübersteht, „ich dachte nicht, dass sie es wagen würden" (S. 53, 27- 28). So wird ihm nun bewusst, auch wenn es ihn sehr überrascht, wie es um ihn steht. Er setzt sich nun mit dem Tod auseinander. „Seine Angst vor dem Tod und dem Fortgang der Geschichte erkennt man in den ständigen Anspielungen auf den Tod". (Kraus 2004: 5) Aber auch dies tut er zynisch, ironisch oder mit einem Witz in www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 49 von 62 den Worten, der der Situation völlig unangemessen ist (vgl. S. 53). Danton als Atheist (vgl. S. 67) und Nihilist (vgl. S. 66) ist in diesem Akt sehr deutlich zu sehen, ein Danton, der nur noch Sinnlosigkeit sieht. Der großartige Redner, der auch aus der Geschichte bekannt ist, den demonstriert er vor dem Revolutionstribunal, „seine aussagekräftigste Rede im gesamten Stück" (Kraus 2004: 4). Hier spricht Danton überzeugt und selbstbewusst; er konnte überzeugen, in keinem Moment bemerkt man Verzweiflung oder Aussichtslosigkeit, ebenso wenig wie Verdruss, hier „glänzt Danton nun mit Wortgewandtheiten und einer Rede, die Beifall unter den Zuschauern hervorruft" (dies. 2004: 4). Nun ist er der Redner, der Politiker, der Revolutionär, auch wenn er weiß, dass er einen aussichtslosen Kampf führt" (Barke 2007: 19). Akt IV - Danton: Zuletzt erscheint Danton sehr menschlich, auch mitfühlend. Seinen Freunden und Mitstreitern gegenüber verhält er sich sehr sensibel. „Das letzte Wort vor seiner Guillotinierung gilt seinen Freunden und nicht der Politik." (Kraus 2004: 4) Er sorgt sich um sie, beispielsweise ist er um den schlafenden Camille sehr besorgt. In den Gesprächen versucht er ihn zu beruhigen (vgl. S. 72ff). Ein ganz starkes Bild zeigt sich hier noch einmal am Schluss, als Danton seinem Henker die Stirn bietet: „Willst du grausamer sein als der Tod? Kannst du verhindern, dass unsere Köpfe sich auf dem Boden des Korbes küssen?" (S. 82, 20-23). Zugleich wirkt er sehr nachdenklich, so denkt er beispielsweise dankbar an Julie (vgl. 74) oder zieht bildliche Vergleiche, was der Tod mit seinem Körper anstellen wird (vgl. 73). Hier tritt der ängstliche Danton in den Vordergrund, „will die Uhr nicht ruhen" (S. 73, 12). „Auf diese Weise gewinnt die Figur des Danton am Ende eine politische Statur, die auch ihrer menschlichen Glaubwürdigkeit zugute kommt" (Werner 1988: 38), schreibt Werner in seinen Untersuchungen sehr treffend. Danton ist auch sarkastisch und zynisch, „mit unseren fossilen Knochen wird man noch immer allen Königen die Schädel einschlagen können“ (S. 77, 35- 78, 1-3). www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 50 von 62 3.6.2 Überblick: Danton im Verlauf des Dramas 1. Akt " 2 2. Akt 2 3. Akt 4. Akt ☺ DANTON ALS EPIKUREER ➜ein Genussmensch → politisch passiv ➜ eigene Interessen im Vordergrund DANTON ALS FATALIST ➜schicksalsergeben ➜interesselos → gelangweilt →naiv und arglos DANTON ALS NIHILIST UND ATHEIST → Sinnlosigkeit → Aussichtslosigkeit → überzeugender Redner → wortgewandt DANTON → mitfühlend nachdenklich → ängstlich ➜zynisch www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 51 von 62 4. Danton in der Inszenierung der Badischen Landesbühne Büchners ,,Dantons Tod" hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht. Nicht umsonst schreibt Bernhardt: „Das Stück ist mehr als dreihundert Mal gedeutet und von gegensätzlichsten Positionen in Anspruch genommen worden" (Bernhardt 2008: 102). Auch auf der Bühne ist „Dantons Tod" nicht mehr wegzudenken. Neben und nach der Uraufführung an den Berliner ,Freien Volksbühnen' (1902) und der legendären Inszenierung durch Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin (1916)" (Schäblitz 2012: 136) wurde das Stück noch sehr häufig aufgeführt. Auch die Badische Landesbühne hat das Stück im Büchner-Jahr 2013 im Spielprogramm. Unter dem veränderten Titel „Danton! Tod?", inszeniert von Mehdi Moinzadeh unter dem noch nicht dreißigjährigen, in Luxemburg geborenen Dramaturgen Oliver Garofalo, wurde es am 21. September 2013 im Stadttheater Bruchsal uraufgeführt (vgl. Badische Landesbühne 2013). Unsere Klasse durfte diese moderne Umsetzung des Stückes in einer Aufführung erleben. Zunächst stellte diese moderne Aufführung einen ganz anderen Danton vor, wie man ihn sich vorstellte. Bereits optisch hatte er nichts mit dem Danton aus der Französischen Revolution zu tun. Beim genaueren Betrachten jedoch war in Danton doch ein bekannter Charakter zu erkennen. Im Programmheft zum Stück ist zu lesen, dass „die Kernthemen von Dantons Tod ... und ihre gegenwärtige Gültigkeit" (Die Badische Landesbühne 2013) der Neuinszenierung zu Grunde liegen. Es werden die Fragen gestellt: „Wäre eine Revolution auch heute noch möglich?" (dies. 2013) Ganz klar also hat sich die Inszenierung der Frage verschrieben, ob die Probleme und Themen in Büchners Stück auch heute noch modern wären. Schon der Titel „Danton! Tod?" (dies. 2013) scheint eine Antwort zu geben. Man möchte fast selbst schon die Antwort nennen: Keinesfalls! Danton ist aktueller denn je! ... So spricht Danton in dieser Inszenierung dann auch nach seinem Tod zum Publikum. Im Gegensatz zu Büchners Danton hat der Danton des neuen Werkes nach dem Tod www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 52 von 62 eine ganz konkrete Botschaft an den Zuschauer, die da heißt „Entscheidung" (Garofolo 2013: 31). Es dreht sich in seinen Schlussworten alles um die „Entscheidung" (ders. 2013: 31), also einer ganz aktiven Form des eigenen Handelns. Der Mensch hat das Recht und zugleich die Pflicht, „[i]ch muss mich dafür entscheiden, die Entscheidung zu fällen und sie nicht zu verleugnen. Und ich darf mich nicht feige gegen meine eigene Entscheidung stellen. Das ist es, was den Unterschied ausmacht." (Garofolo 2013: 31). Zivilcourage ist hier gefordert. Die Demokratie gibt uns Rechte und Pflichten. Wir können Entscheidungen nicht abgeben. Wir müssen dafür gerade stehen, eventuelle Konsequenzen ertragen, aber wir haben auch die Möglichkeit, unser Leben und das unserer Mitmenschen mitzugestalten. Jeder ist wichtig! Verantwortung darf man nicht einfach abgeben. Somit ist das ein ganz modernes ethisches, sogar politisches Anliegen. Danton im Stück der Badischen Landesbühne hat im Resumee also eine Entscheidungsmöglichkeit und übertragen auf uns alle darf dies interpretiert werden, dass wir ebenso entscheiden können, verschärfter formuliert, entscheiden müssen in unserem Leben. Der Anfang des Stückes wird somit relativiert: ,,Ich glaube, wir sind dazu verdammt uns selbst zu zerstören.“(Garofolo 2013: 4). An dieser Stelle ist der Revolutionär müde geworden, er resigniert. Er scheint keine andere Wahl zu haben, so, als ob er mit einem Fluch belegt wäre. „Robespierre wird sich immer durchsetzen" (Garofolo 2013: 31), knüpft an den schicksalsergebenen Danton an, der aber keinesfalls im Stück dominieren soll. Das Stück soll aufrütteln, soll zeitlos auf uns und auch auf die Zukunft zu übertragen sein. Fehler erkennt man häufig erst spät, so fragt sich Danton auch in diesem Stück: ,,Warum erst werden wir wach, wenn es zu spät ist?" (Garofolo 2013: 28). So viel Blut ist geflossen, so viele Leben sind für die Revolution geopfert worden. Das ist auch eine Warnung an den Zuschauer. Hier zeigt sich ein ganz aktiver Danton, der vorher sagt, seine „Stimme ist noch stark genug" (Garofolo 2013: 26). Aber es steht die Anklage im Raum: „Wir haben uns verrechnet. Der Mut des Volkes ging verloren. Als es ernst wurde, als man standhaft sein musste, haben sie sich nicht mehr getraut. Sie sind mit geschwommen. Haben sich mittreiben lassen. Haben ihre Ideale verraten, weil es so viel einfacher ist" (Garofolo 2013: 27). Das ist auch eine Warnung an uns Menschen heutzutage. Wir haben die Möglichkeit der www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 53 von 62 Meinungsfreiheit, wir können jedoch auch mitschwimmen. Vergleicht man diesbezüglich unsere Möglichkeiten heute mit denen zur damaligen Zeit, so muss man ehrlicherweise zugeben, dass wir Menschen heute eine wirkliche Freiheit besitzen. Wir müssen sie nur nutzen, auch wenn das manchmal vielleicht der unbequemere Weg ist. Das Stück möchte uns moderne, manchmal politisch etwas träge Menschen aufrütteln. So trifft auch der dem neuen Stück vorangestellte Gedanke von Goethe: „Welche Regierung die beste sei? Diejenige, welche uns lehrt, uns selbst zu regieren" (Garafolo 2013: 2), für damalige wie für heutige Verhältnisse die Aussageabsicht auf den Punkt. Der Mensch muss Mitsprache haben in politischen Belangen. Dazu der weitere Gedanke: Demokratie muss man auch lernen. Deswegen passt auch der provokante Titel „Danton! Tod?" zu dieser modernen Inszenierung. Auch in der Figur des Danton stimmen viele Charakterzüge mit denen von Büchners Danton überein. Diese sind von mir bereits ausführlich beschrieben. So wird z.B. auch noch Dantons Genusssucht, die ihm zum Verhängnis wurde, betont: „Keiner vertraut einem Reichen. Was musste er auch so dekadent leben" (Garofolo 2013: 27). Deutlich wird im Stück auch Dantons Lebensüberdruss, da er den Tod nicht negativ sieht, sondern meint, dass „der Tod dich endlich von deinen Lebensqualen erlöst" (Garofolo 2013: 4). Es geht sogar so weit, dass Danton sagt, „Freiheit ist für mich daher lediglich im Tod zu finden" (Garofolo 2013: 4). Er sehnt sich nach dem Tod, nach Ruhe. Allerdings, als er dann kurz vor dem Tod steht, möchte Danton, wie in Büchners Werk, leben: ,,Ich will leben. Ich weiß es jetzt. Jetzt weiß ich es" (Garofolo 2013: 27). Gerade an dieser Stelle sieht man besonders die Widersprüchlichkeit in Dantons Charakter. Somit ist dieser Danton der Inszenierung im Charakter vielfach identisch mit meinen Untersuchungen über Büchners Danton. Allerdings wird die Aktualität durch diese moderne Interpretation wohl deutlicher als in Büchners Stück. Die Verfremdung fordert in dieser Aufführung jedoch einen aktiven Zuschauer, einen Betrachter, der sich bereits mit Danton auseinandergesetzt hat, um diese anspruchsvolle, tiefsinnige Botschaft zu verstehen. Der Schauspieler Gérard Dépardieu, der die Rolle des Danton in der französisch-polnischen Verfilmung aus www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 54 von 62 dem Jahr 1982 spielt, machte es in meinen Augen dem Zuschauer da schon leichter, da er wohl persönlich in seinem Wesen am ehesten dem Danton entspricht, wie ich ihn mir vorstelle.38 38 Vgl. http://www.moviepilot.de/movies/danton-2 (27.10.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 55 von 62 5. Schluss Zum Schluss lässt sich kurz ein Resümee ziehen. Danton, der für mich ein Unbekannter war, ist dies nicht mehr. Er ist mir ein Bekannter, ein Freund geworden, ein Mensch, dessen Charaktereigenschaften in vielen anderen Menschen auftauchen, zumindest in Zügen. Die Arbeit an Georg Büchners Danton war interessant, spannend, keinesfalls langweilig und sehr anspruchsvoll. Immer wieder zeigte die Figur sich von einer neuen Seite. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist der Charakter Dantons sehr facettenreich. Er ist nicht nur gegensätzlich, sondern verändert sich auch im Verlauf des Dramas. Dies ist auch der Grund, warum ich wissenschaftlich meine Arbeit in verschiedene Ansätze gegliedert habe: Gegensätzliches, Entwicklung im Verlauf des Dramas, die Verknüpfung zur Historie und zum Autor Büchner. Hierzu fand ich folgenden Gedanken sehr interessant, mit dem Thomas Müller 1998 seine Inszenierung des Stückes einführte: „Die Französische Revolution fraß ihre Kinder. Und der deutsche Michel saß derweil behaglich hinter dem Ofen und war froh, dass er das Ganze aus der Distanz beäugen konnte. Dann machten sich böse Landeskinder auf und versuchten in den 1830ern, die Verhältnisse zu ändern." (Holtz Meynert 2008: 8). Georg Büchner wird als solch ein Kind bezeichnet, er „studierte Medizin, schrieb sein erstes politisches Drama und wurde ein steckbrieflich gesuchter, politischer Kämpfer. Erst sezierte er Leichen, dann die Geschichte. Sein Skalpell war die Schreibfeder, sein anatomisches Theater die Bühne. Er schrieb zwei Stücke über die Französische Revolution, ein persönliches und ein historisches. Beide heißen, Dantons Tod'." (ders. 2008: 8). So wird deutlich, dass Büchner eigene Züge und auch geschichtlichen Hintergrund in sein Drama hineinpackt. Danton hat Seiten an sich, die ihn sympathisch machen. Er ist mitreißend und hat mit seinen Ideen durchaus Vorbildfunktion. Dann allerdings zeigt er Seiten, die dieses Bild ins vollkommene Gegenteil verkehren. Er zeigt Züge, die abstoßend wirken. Als Leser versteht man schwer, weshalb er so untätig bleibt. hließlich geht es für ihn doch wahrlich um Kopf und Kragen! Es widersprach seiner Person doch, dass er so kampflos aufgab und sich seinem Schicksal fügte. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 56 von 62 So ist man als Leser hin und her gerissen zwischen Verständnis und Unverständnis, Sympathie und Antipathie. Das geht soweit, dass man sich fragt, ob er Held oder Verlierer ist! Hat sich sein Tod gelohnt? Während der ganzen Arbeit hat mich der Gedanke begleitet, was für ein Mensch Danton in unserer heutigen Zeit wäre, wer ist so ein moderner Danton? Der, welcher sich für politische Ziele unserer Epoche stark macht, der, der beispielsweise gegen Atompolitik und für erneuerbare Energien kämpft. Wäre dies nicht Danton, dann wäre es vielleicht jener, der sich in der sogenannten „Dritten Welt" für Arme und Schwache einsetzt und versucht uns in unserer Wohlstandsgesellschaft die Augen für die Not in der Welt zu öffnen. Danton könnte aber auch ein Mensch sein, welcher den Kampf gefochten hat und nicht mehr wagt weiterzukämpfen, jemand, der aufgrund der Brutalitäten und Schwierigkeiten in unserer Welt sein Ziel aufgibt. Wie häufig müssen politische Ämter nach Skandalen aufgegeben werden, wie oft bedarf es eines Verantwortlichen, damit die Masse weitermachen kann. Diese Gedanken sind mir während meiner Ausarbeitung immer wieder gekommen, denn so fern einem Danton und die Zeit, in der er lebte, erscheinen, so nah sind seine Charakterzüge, so menschlich und überall aufzufinden. Also, wer wäre Danton heute in unserer Zeit? Welche Ideale hätte er heute? Wofür würde es sich für ihn in unserer Zeit lohnen zu kämpfen? Wie würde er kämpfen? Fragen über Fragen also. Auch wenn wir uns heute als freie Menschen betrachten und es im Vergleich zu den damaligen Verhältnissen sicher auch sind, so gibt es auch in unserer Zeit Menschen in der Politik, die Missstände ankreiden, dann aber, manchmal nur durch einen Zufall, wird entdeckt, dass auch ihr Leben widersprüchlich zu den Forderungen und Idealen, die sie aufstellen, ist. Auch sie führen ein anderes Leben als das, was sie von anderen verlangen, oftmals sogar auf deren Kosten. So alt ist das Thema Danton also nicht, ganz im Gegenteil. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 57 von 62 6. Anhang 6.1 Literaturverzeichnis 1. Primärliteratur -Bücher, Georg: Dantons Tod. Reclams Universal - Bibliothek, Darmstadt, 2012. 2. Sekundärliteratur -Albig, Jörg - Uwe: Tugend oder Tod. In: GeoEpoche, Nr. 22, 2/2006, 135- 156. -Barke, Jörg: Georg Büchner: Dantons Tod, Interpretationshilfe Deutsch. Stark Verlagsgesellschaft, Freising, 2007. -Bernhardt, Rüdiger: Georg Büchner Dantons Tod, Königs Erläuterungen und Materialien Band 235. C. Bange Verlag, Hollfeld, 2008. -Büchner, Georg: Büchners Werke in einem Band. Aufbau Verlag Berlin und Weimar, Berlin, 1980. -Die Badische Landesbühne: Georg Büchner Olivier Garofalo Danton! Tod? - Programmheft. Stork Druckerei GmbH, Bruchsal, 2013. -Frizen, Werner: Georg Büchner: Dantons Tod, Oldenbourg Interpretationen. Oldenbourg Schulbuchverlag, München, Düsseldorf, Stuttgart, 2009. -Funk, Gerald: Georg Bücher: Dantons Tod, Erläuterungen und Dokumente. Reclams Universal - Bibliothek, Stuttgart, 2009. -Garofalo, Olivier: Danton! Tod?. Hartmann und Stauffacher Verlag, Köln, 2013. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 58 von 62 -Hauschild, Jan - Christoph: Georg Büchner. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1992. -Henschen, Hans H.: Georg Büchner. In: Kluge, Manfred und Radler, Rudolf (Herausgeber), Hauptwerke der deutschen Literatur. Kindler Verlag, München, 1974, 316-318. - Herold, Dr. Anja: Kampf ums tägliche Brot. In: GeoEpoche, Nr. 22, 2/2006, 28-33. -Holtz Meynert, Elmar: Georg Büchner: Dantons Tod, Kopiervorlagen. Cornelsen Verlag, Berlin, 2008. -Youcat, Jugendkatechismus. Pattloch Verlag, München, 2010. -Kraus, Franziska: Danton und Robespierre Zwei Charaktere treffen aufeinander. GRIN Verlag, München, 2004. -Martini, Fritz: Deutsche Literaturgeschichte. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1977. -Neubauer, Martin: Dantons Tod, mentor Lektüre Durchblick. mentor Verlag, München, 2006. -Popp, Hansjürgen: Georg Büchner: Dantons Tod, Lektürehilfen. Klett Lerntraining, Stuttgart, 2012. -Poppe, Reiner: Georg Büchner - Dantons Tod / Lenz / Woyzeck, Analysen und Reflexionen Band 18. Joachim Beyer Verlag, Hollfeld, 2007. -Poschmann, Henri: Büchners Werke in einem Band. Aufbau Verlag Berlin und Weimar, Berlin, 1980. www.KlausSchenck.de/ Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 59 von 62 -Sanna, Simonetta: Die andere Revolution. Wilhelm Fink Verlag, München, 2010. -Schläbitz, Norbert: Georg Büchner: Dantons Tod. EinFach Deutsch Unterrichtsmodell. Bildungshaus Schulbuchverlage, Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers, Braunschweig, Paderborn, Darmstadt, 2012. -Schlegel, Klaus: Georg Büchner: Dantons Tod, Klausurtraining. Ernst Klett Verlag, Stuttgart, 2008. -Schlegel, Klaus: Georg Büchner: Dantons Tod, Stundenblätter. Ernst Klett Verlag, Stuttgart, 2013. -Schröer, Christina: Die Französische Revolution. In: GeoEpoche, Nr. 22, 2/2006, 170-177. -Sieß, Jürgen: Zitat und Kontext bei Georg Büchner. Verlag Alfred Kümmerle, Göppingen, 1975. -van Rinsum, Dr. Annemarie und Dr. Wolfgang: Dichtung und Deutung: Eine Geschichte der deutschen Literatur in Beispielen. Bayerischer Schulbuch - Verlag, München, 1963. -van Rinsum, Annemarie und Wolfgang: Interpretationen: Dramen. Bayerischer Schulbuch - Verlag, München, 1978. -von Wilpert, Gero: Sachwörterbuch der Literatur. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1979. -Weischedel, Wilhelm: Die philosophische Hintertreppe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1982. -Werner, Hans-Georg: Studien zu Georg Büchner. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1988. www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 60 von 62 3. Internetadressen http://buechnerbuehne.de/georgbuchner.html (28.08.13) http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_B%C3%BCchner (01.09.13) http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Danton (22.08.13) http://de.wikipedia.org/wiki/Junges_Deutschland_(Literatur) (01.09.13) http://lts.epoche-napoleon.net/bio/d/danton.html (18.08.13) http://suite101.de/article/politische-stroemungen-wahrend-der-grossen- franzoesischen-revolution-a128078 (11.08.13) http://www.bz-duisburg.de/Kulturweb/buchbespr%20klassiker.htm (22.08.13) http://www.dantons-tod.blogspot.de/ (11.08.13) http://www.fatalismus.com/ (25.09.13) http://www.historicum.net/themen/franzoesische- revolution/biographien/art/Danton_G_J/html/artikel/523/ca/c30fd0edcbd11be6 2553fccab7879c08/ (17.08.13) http://www.historicum.net/themen/franzoesische- revolution/biographien/art/Danton_G_J/html/artikel/523/ca/c30fd0edcbd11be6 2553fccab7879c08/ (17.08.13) http://www.historicum.net/themen/franzoesische- revolution/biographien/art/Danton_G_J/html/artikel/523/ca/c30fd0edcbd11be6 2553fccab7879c08/ (18.08.13) http://www.inhaltsangabe.de/buechner/dantons-tod/ (15.08.13) http://www.inhaltsangabe.de/buechner/dantons-tod/ (04.09.13) http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/wer- war-das-von-revolutionaeren-und- aufstaendischen/frage/danton.html?no_cache=1&ht=6&ut1=119 (17.08.13) http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/wer- war-das-von-revolutionaeren-und- aufstaendischen/frage/danton.html?no_cache=1&ht=6&ut1=119 (18.08.13) http://www.moviepilot.de/movies/danton-2 (27.10.13) http://www.philolex.de/stoiepik.htm (27.09.13) http://www.wasistwas.de/geschichte/die-themen/spezial- neuzeit/artikel/link//b07b0e4337/article/die-franzoesische-revolution.html (11.08.13) http://www.xlibris.de/Epochen/Vormaerz (01.09.13) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 61 von 62 http://1809.tessmann.it/portal1809/ld/View PrintDetail/sid-1247735084-cid- 105.html (11.08.13) http://1809.tessmann.it/portal1809/ld/View Print Detail/sid-1247735084-cid- 105.html (11.08.13) http://1809.tessmann.it/portal1809/ld/View PrintDetail/sid-1247735084-cid- 105.html (11.08.13) 4. Bildnachweise http://images.fotocommunity.de/bilder/gemaelde-skulpturen/skulpturen-im- freien/gespaltene-persoenlichkeit-adf5569b-58ae-4b41-bb64- Oc3f5e73d5fc.jpg (29.01.14) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Execution_robespierre,_s aint_just....jpg (29.12.14) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/AduC_061_Danton_(G.J. _1759-1794).JPG (29.01.14) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5c/World-2012-05-06.png (01.10.13) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Eug%25C3%25A8ne_De lacroix_-_Le_28_Juillet._La_Libert%25C3%25A9_guidant_le_peuple.jpg (17.04.15) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Mexicano_marioneta_lou .jpg (29.01.14) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c6/Danton_001.jpg (17.04.15) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ed/2011-11- 12 GBH_039.jpg (17.04.15) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f3/Seeboden_Treffling_Burg_ Sommeregg_Foltermuseum_Guillotine_24082007_31.jpg (02.02.14) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 62 von 62 5. Deckblatt http://images.fotocommunity.de/bilder/gemaelde-skulpturen/skulpturen-im- freien/gespaltene-persoenlichkeit-adf5569b-58ae-4b41-bb64- Oc3f5e73d5fc.jpg (29.01.14) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ef/Danton Speaking.jpg (29.01.14) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/AduC_061_Danton_(G.J. ,_1759-1794).JPG (29.01.14) 6. Bild bei Charakterisierung zwischen den Pfeilen http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b1/Georges_Danton.jpg (17.04.15) www.KlausSchenck.de / Deutsch / Literatur / Georg Büchner: „Dantons Tod" 2. Charakterisierung Dantons / Sofie: Literaturhausarbeit / Seite 63 von 62 6.2 Selbständigkeitserklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. , 28.10.13 Sofie