Das Menschenbild nach Brockes
In der Physikotheologie des Aufklärungsdichters Barthold Heinrich Brockes wird die sinnliche Wahrnehmung zum Schlüssel der Gotteserkenntnis. Sein berühmtes Zitat „Da ich mich an dir vergnüge, selbst zur Gottheit mich geleitet" verdeutlicht, wie der Mensch durch Sinneswahrnehmungen einen Zugang zu Gott findet.
Der Mensch wird bei Brockes zum aktiven Entdecker Gottes in der Natur:
- Stützt sich auf empirische Erfahrung
- Nutzt Sinnesorgane zur Wahrnehmung
- Begegnet der Natur unvoreingenommen selbstkleinstenKreaturenwieFliegen
- Wendet sich dem Diesseits und Wahrnehmbaren zu
- Bleibt dennoch dem Jenseits verbunden
Schlüsselkonzept: Die Physikotheologie bildet das Bindeglied zwischen Mensch und Gott, wobei selbst in der „kleinsten Kleinigkeit" Gott erkannt werden kann. Dies steht im Gegensatz zum barocken Vanitas-Gedanken.
In Brockes' Gedichten der Aufklärungsepoche wird der Mensch zum Betrachter, der „die Welt sieht, wie Gott sie wollte." Die göttliche Präsenz manifestiert sich in natürlichen Phänomenen wie dem Sonnenlicht, das die Welt erleuchtet und verändert.
Diese Naturauffassung reflektiert Elemente des Deismus und Pantheismus - Gottesvorstellungen, die im Zeitalter der Aufklärung an Bedeutung gewannen und im Gegensatz zum strengen Jenseitsdenken des Barocks standen.