Funktion und Wirkung des Augenmotivs
In "Der Sandmann" nutzt E.T.A. Hoffmann das Augenmotiv auf vielfältige Weise, um die psychologische Tiefe der Charaktere und die Komplexität der Handlung zu unterstreichen.
Vocabulary: Alchemistenszene - Eine Schlüsselszene in der Erzählung, in der Nathanael Zeuge eines alchemistischen Experiments wird, das sein Trauma verstärkt.
Die Funktion und Wirkung des Augenmotivs zeigt sich in verschiedenen Aspekten:
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Charakterisierung:
- Coppelius, Coppola und Spalanzani werden durch ihre "stechenden Augen" als böse Charaktere gekennzeichnet.
- Clara hat helle Augen, während Olimpias Augen zunächst als starr und leblos beschrieben werden.
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Motiv des Blicks:
- In seinem Wahn erkennt Nathanael in Olimpias Augen Liebe und Verständnis, während andere sie als seelenlos empfinden.
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Motiv des Augenverlusts:
- Das Märchen vom Sandmann und die Alchemistenszene thematisieren den Verlust der Augen, was Nathanaels Trauma verstärkt.
Quote: "Nun sah Nathanael erst, dass es leblose Puppen waren, in deren Gesichtern er Augen erblickte." (S.11, Z.34-36)
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Augen als Spiegel der Seele:
- Die Augen dienen als Verbindungsstelle zwischen Innenwelt (Seele) und Außenwelt (Realität).
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Motiv des Perspektivs:
- Das Perspektiv, das Nathanael kauft, verfremdet seine Wahrnehmung und vermischt Realität mit Wahnsinn.
- Die verkauften Brillen lassen Nathanael sich beobachtet fühlen.
Example: Nathanaels Beobachtung von Olimpia durch das Perspektiv (S.19, Z.23f.) und die dadurch hervorgerufenen Halluzinationen beim Betrachten des Busches (S.44, Z.30f.) zeigen die verzerrende Wirkung des optischen Instruments.
Diese vielfältigen Aspekte des Augenmotivs tragen zur komplexen Interpretation und psychologischen Tiefe von "Der Sandmann" bei und machen die Novelle zu einem Schlüsselwerk der deutschen Romantik.