Galileis komplexer Charakter
Brecht zeigt Galilei als faszinierend widersprüchliche Figur. Einerseits ist er ein brillanter Wissenschaftler mit unerschütterlichem Forscherdrang, andererseits ein Genussmensch, der gerne isst und gut lebt.
Diese Doppelnatur wird besonders deutlich: Während der Pest denkt er nicht an seine Gesundheit und bleibt bei seinen Experimenten. Aber vor den Folterinstrumenten der Inquisition gibt er sofort nach. Später riskiert er wieder alles - sein Augenlicht beim Erforschen der Sonne und sein Leben beim heimlichen Abschreiben der "Discorsi".
Galileis Beziehungen spiegeln seine Prioritäten wider: Andrea, der sich für Wissenschaft begeistert, wird wie ein Sohn behandelt. Virginia, seine leibliche Tochter, die sich für Kirche und Haushalt interessiert, wird vernachlässigt.
Galilei kämpft für die Demokratisierung des Wissens - er schreibt auf Italienisch statt Latein, damit auch einfache Leute seine Erkenntnisse verstehen können.
Merke dir: Brechts Galilei ist bewusst widersprüchlich gestaltet - du sollst nicht mit ihm mitfühlen, sondern über seine Entscheidungen nachdenken!