Bild 12: Machtkampf im Vatikan
Das zwölfte Bild des Dramas "Leben des Galilei" spielt im Gemach des Vatikans und zeigt ein intensives Streitgespräch zwischen dem Papst und dem Inquisitor. Im Zentrum steht die Frage, wie mit Galileis revolutionären wissenschaftlichen Erkenntnissen umgegangen werden soll.
Der Inquisitor drängt vehement darauf, gegen Galilei vorzugehen, da er dessen Theorien als Bedrohung für die Autorität der Kirche wahrnimmt. Er argumentiert, dass Galileis Forschung nicht nur wissenschaftliche Fragen aufwirft, sondern den Glauben an Gott und die Macht der Kirche grundsätzlich in Frage stellt.
Zitat: "Geist der Auflehnung und des Zweifels" (S.105 Z.15)
Diese Aussage des Inquisitors verdeutlicht seine negative Haltung gegenüber Galileis Theorien und seine Befürchtung vor gesellschaftlichem Umbruch.
Der Papst hingegen zeigt sich ambivalent. Einerseits bewundert er Galilei als "größten Physiker dieser Zeit, das Licht Italiens" (S.107 Z.30f), andererseits ist er sich seiner Verantwortung gegenüber der Kirche bewusst. Er versucht einen Mittelweg zu finden, indem er Galilei die Veröffentlichung seines Buches unter bestimmten Bedingungen gestattet.
Highlight: Die Szene offenbart die innere Zerrissenheit des Papstes zwischen wissenschaftlicher Anerkennung und kirchlicher Doktrin.
Brecht nutzt diesen Dialog, um die komplexen Machtverhältnisse und den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion im 17. Jahrhundert zu veranschaulichen. Gleichzeitig lässt sich eine Kritik an der Unterdrückung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch autoritäre Strukturen erkennen.
Vocabulary: Inquisitor - Vertreter des kirchlichen Gerichtshofs zur Verfolgung von Ketzern
Die Szene endet mit der Andeutung, dass Galilei vor der Inquisition widerrufen wird, was die tragische Dimension des Konflikts zwischen individueller Überzeugung und institutioneller Macht unterstreicht.