Der geistige Hintergrund der Weimarer Klassik
Der geistige Hintergrund der Weimarer Klassik wurde maßgeblich durch das Bildungsideal und die Orientierung an der griechischen Antike geprägt. Wilhelm von Humboldt, preußischer Kultusminister, setzte diese Ideale in der Gründung humanistischer Gymnasien um.
Example: Humboldts Konzept der "Bildung durch Bildung" zielte darauf ab, den Menschen ganzheitlich zu formen und zum Idealmensch zu erziehen.
Die griechische Antike diente als Vorbild und wurde oft überhöht dargestellt. Diese Idealisierung spiegelt sich in der Kunst und Literatur der Weimarer Klassik wider.
Quote: Johann Joachim Winckelmann prägte in seiner Schrift "Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst" die berühmte Formel der "edlen Einfalt und stillen Größe" als Merkmal griechischer Kunst.
Die Weimarer Klassiker strebten danach, die "ganze Seele des Lesers" in ihre Werke einzubeziehen. Dies zeigt den ganzheitlichen Ansatz, der für diese Epoche charakteristisch ist.
Literarischer Hintergrund der Weimarer Klassik
Die Weimarer Klassik stellt einen Synthese- und Kulminationspunkt verschiedener literarischer Epochen und Strömungen des 18. Jahrhunderts dar. Sie vereint und veredelt Elemente aus der Aufklärung, dem Sturm und Drang und der Empfindsamkeit.
Von der Aufklärung übernahm die Weimarer Klassik:
- Das Vernunftbetonte und die Diesseitsorientierung
- Den Glauben an die Entwicklungsfähigkeit und Erziehbarkeit des Menschen
- Den Bildungsgedanken
- Deutsch als Hoch- und Literatursprache
Obwohl die Weimarer Klassik dem Sturm und Drang distanziert gegenüberstand, übernahm sie dennoch einige Aspekte:
- Gedanken von freier Entfaltung der Persönlichkeit
- Darstellung menschlicher Gefühle
- Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft
Highlight: Ein wichtiges Merkmal der Weimarer Klassik ist ihr Kunstbegriff, der neben der Regelhaftigkeit auch dem Genie Platz einräumt.
Die literarischen Formen der klassischen Literatur umfassen:
- Drama: Fünf-Akten-Schema, Blankvers
- Lyrik:
- Ode: feierliches Gedicht, gedämpfter als Hymne, reimlos, festgelegte Strophenformen
- Hymne: feierlicher Lob- und Preisgesang, meist freie Rhythmen
- Ballade
- Distichon: Kombination von Hexameter und Pentameter, meist reimlos
- Stanze: Strophenform aus acht Versen, fünfhebiger Jambus und weibliche Kadenz, Reimschema: abababcc
- Entwicklungs- und Bildungsroman (z.B. Goethes "Wilhelm Meister")
Example: Goethes "Iphigenie auf Tauris" ist ein klassisches Drama, das die strengen Formvorgaben der Weimarer Klassik exemplarisch umsetzt.
Die Literatur der Weimarer Klassik zeichnet sich durch strenge äußere Form und kunstvolle Sprache aus. Sie strebt nach einer Synthese von Form und Inhalt, von Vernunft und Gefühl, und verkörpert damit das Ideal der Harmonie, das für diese Epoche so charakteristisch ist.