Analyse von Reiner Kunzes Gedicht "Die Mauer"
Reiner Kunzes Gedicht "Die Mauer" bietet eine tiefgründige Reflexion über die Auswirkungen der deutschen Teilung und die Herausforderungen der Wiedervereinigung. Als bedeutendes Werk der Literatur der Wende thematisiert es die psychologischen Folgen des Lebens in der DDR und die Schwierigkeiten bei der Überwindung der inneren Mauern nach dem Fall der Berliner Mauer.
Der Titel "Die Mauer" fungiert als zentrales Symbol für die Einstellung und Haltung der Menschen, die durch die räumliche Trennung geprägt wurden. Kunze unterstreicht, dass die gedankliche Trennung zwischen Ost und West oft unterschätzt wurde. Dies wird besonders deutlich in den Versen "wie hoch sie ist in uns", die auf eine internalisierte Mauer hinweisen, die die Mentalitätsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen widerspiegelt.
Highlight: Die Verse "Wir hatten uns gewöhnt an ihren horizont" verdeutlichen die Anpassung an die Ordnung und Begrenzungen in der DDR. Sie zeigen, wie unvorstellbar ein Leben jenseits der Mauer für viele geworden war.
Das Gedicht verwendet mehrere kraftvolle Metaphern, um die Lebenssituation in der DDR zu beschreiben:
- "horizont" symbolisiert das eingeschränkte Handeln und Denken.
- "windstille" deutet auf ein vorbestimmtes Leben hin, in dem individuelle Profilierung unmöglich schien.
- "In ihrem schatten warfen alle keinen schatten" illustriert die Profillosigkeit und fehlende Individualität der DDR-Bürger.
Vocabulary: "Schatten" wird hier als Metapher für den fehlenden Weitblick und die mangelnde Individualität verwendet.
Die abschließenden Verse "Nun stehen wir entblößt" beschreiben die Situation nach dem Mauerfall. Sie drücken die Verlegenheit über die Vergangenheit aus und zeigen, wie die Menschen sich nun ohne den "Schutz" der Mauer hilflos und exponiert fühlen.
Definition: Ostdeutsche Schriftstellerin und ostdeutsche Schriftsteller wie Reiner Kunze spielten eine wichtige Rolle in der Literatur der Wiedervereinigung, indem sie die komplexen Gefühle und Erfahrungen der Menschen während und nach der Wende verarbeiteten.
Kunzes Gedicht ist ein wichtiger Beitrag zur DDR-Literatur nach der Wende. Es zeigt eindrucksvoll, wie die junge ostdeutsche Literatur die Herausforderungen der Wiedervereinigung und die Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit thematisierte.