Analyse des "Emigranten-Monologs"
Im Gedicht stellt das lyrische Ich einen Vergleich zwischen sich selbst und Heinrich Heine her: "Das seine stand am Rheine,/ das meine auf märkischem Sand". Diese Metapher des Vaterlandes auf "Sand" deutet auf die Instabilität des deutschen Staates hin – ein Fundament, das keinen festen Halt bietet, ähnlich wie die mangelhafte Verfassung der Weimarer Republik.
In der zweiten Strophe erweitert das lyrische Ich seine persönliche Erfahrung auf eine kollektive: "Wir alle hatten einst ein Vaterland". Damit zeigt Kaléko, dass das Schicksal des Exils von vielen geteilt wird. Die Metaphern "Pest" und "Sturm" symbolisieren die inneren und äußeren Faktoren, die zur Zerstörung der Demokratie führten – die Verbreitung des Nationalsozialismus und Krisen wie die Weltwirtschaftskrise.
Besonders eindringlich ist der kulturelle Bezug: "O Röslein auf der Heide, dich brach die Kraftdurchfreude." Mit der Anspielung auf Goethes "Heidenröslein" kontrastiert Kaléko die große deutsche Literaturtradition mit der NS-Kulturpolitik, die durch Gleichschaltung und Bücherverbrennungen diese Tradition zerstörte.
Merke: Die Exilliteratur-Motive kreisen oft um Heimatverlust, Identitätskrise und Kritik am NS-Regime. In Klausuren zu Exilliteratur-Gedichten solltest du besonders auf diese Motive und ihre sprachliche Umsetzung achten!