Formale Gestaltung und sprachliche Mittel
Beide Gedichte haben eine sehr regelmäßige Form, die perfekt zum Inhalt passt. Goethes Gedicht besteht aus 4 Strophen mit je 4 Versen im Kreuzreim. Das Metrum wechselt zwischen 5-hebigem und 2-hebigem Jambus - die langen und kurzen Verse spiegeln die räumliche Trennung bei gleichzeitiger emotionaler Verbindung wider.
Brentanos Gedicht hat 6 Strophen mit umarmenden Reimen, die sich sogar strophenübergreifend wiederholen. Diese strenge Form passt zu den kreisenden Gedanken des lyrischen Ichs, das immer wieder zwischen Erinnerung und Gegenwart hin- und herpendelt.
Ein wichtiger Unterschied liegt in den Zeitformen: Goethe schreibt durchgehend im Präsens, was die bestehende Verbindung betont. Brentano wechselt zwischen Präteritum (für Erinnerungen) und Präsens (für aktuelle Gefühle).
Die Ansprache funktioniert auch unterschiedlich: Bei Goethe spricht das weibliche lyrische Ich direkt zum Geliebten, bei Brentano gibt es zusätzlich religiöse Bezüge durch indirekte Gottesansprache.