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Episches Theater - Brecht

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 Episches Theater - Bertolt Brecht
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Aufsatz über das Konzept des Epischen Theaters von Bertolt Brecht U.a. Vergleich mit dem aristotelischen/ „klassischen“ Theater

 

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Episches Theater - Bertolt Brecht Der Begriff des „epischen Theaters" scheint im ersten Moment ein Widerspruch in sich zu sein, zumal hier zwei verschiedene Literaturgattungen miteinander kombiniert werden. So wird in der Epik die Darstellung einer Geschichte durch eine Erzählinstanz vermittelt, wobei das dramatische Theater die Handlung durch Schauspieler:innen auf die Bühne bringt. In den 1920er Jahren begann Bertolt Brecht seine Dramen nach seinem eigenen dramatischen Konzept auszulegen, welches sich klar gegen das „alte“ aristotelische Theater stellte. Als Schriftsteller der Moderne sah Bertolt Brecht die „klassische" Darstellung von Dramen für eine nicht mehr geeignete Darstellungsform. In der neuen, unübersichtlichen und komplexen Welt, welche durch die Industrialisierung, der Zunahme von Großstädten sowie dem Industriekapitalismus im 19. Jahrhundert entstanden ist, sah Brecht eine neue Art der dramatischen Darstellung für sinnvoller. Brechts Ziel ist es nämlich nicht - wie bereits im „alten" Theater des Aristoteles - die Zuschauer:innen zur „Katharsis“, zur inneren Reinigung, durch die Erzeugung von „eleos“ (Mitleid) und „phobos“ (Furcht) zu führen. Die Rolle der Zuhörer:innen ist im epischen Theater neu ausgelegt worden: Sie dienen als kritische Beobachtende der Handlung. Diese sollen sich entgegengesetzt des vorigen dramatischen Theaters nicht mit den Darsteller:innen auf der Bühne durch Nachahmung („Mimesis") der Wirklichkeit identifizieren und in das vorgeführte Geschehen eintauchen. Die Trauer oder Freude einer Figur sollte nicht mehr dazu führen,...

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dass die Zuhörerschaft ebenso empfindet und dieses Empfinden nicht mehr hinterfragt. Stattdessen sollen die Zuschauer:innen einen klaren Kopf bewahren, um die Situation, die Gefühle und Folgen der handelnden Figuren zu analysieren und ihre Berechtigung zu bewerten. Die Handlungen, welche auf der Bühne stattfinden werden studiert und reflektiert; Das epische Theater nennt man daher auch „analytisches“ bzw. „didaktisches“ Theater. Um diese Distanz der Zuschauer:innen und auch der Schauspieler:innen zu den Figuren des Dramas beizubehalten, werden im Brechtschen Dramenkonzept sogenannte ,,Verfremdungseffekte“ verwendet, die diese Entfernung die gesamte Vorstellung hindurch aufrechterhalten sollen. „Es war die Entfremdung, welche nötig ist, damit verstanden werden kann. Bei allem Selbstverständlichen wird auf das Verstehen einfach verzichtet." (Brecht, 1936) Angefangen bei der Handlung eines Dramas in den beiden Dramenkonzepten, verlaufen diese schlichtweg unterschiedlich. Während das dramatische Theater Aristoteles einen hohen Wert auf einen linearen, sinnhaften Aufbau legt, ist das epische Theater freier gestaltet. Das Prinzip der drei aristotelischen Einheiten wird im epischen Theater völlig umgeworfen: Die örtliche und zeitliche Ebene des Stücks wird dem Publikum verfremdet dargestellt, indem die Handlung in einer entfernten Welt abspielt. Hinzu kommt, dass die Zeit im epischen Theater häufig gerafft wird und nicht wie im aristotelischen Theater den Anspruch hat, zeitlich deckend zu verlaufen. Auch der übliche dramatische Handlungsverlauf lässt sich im epischen Theater nicht finden: Die einzelnen Szenen bzw. „Bilder“ stehen für sich. Betrachtet man am Beispiel des Dramas „Mutter Courage und ihre Kinder" den Aufbau des Werkes fallen auch hier weitere Unterschiede zur klassischen Gattung auf: So beginnt jede Szene bzw. jedes Bild mit einer Beschreibung des Bildinhalts (auch „Titularium“ genannt), welche einem Erzähltext aus der Epik ähnelt. Hinzu kommt, dass im Dramenverlauf mehrmals sog. Epigramme eingebaut sind, d.h. Gedichte, Lieder etc., welche die Gefühlslage der Figuren darstellen sollen (Es lassen sich also ebenso Merkmale aus der dritten Gattung, der Lyrik, erkennen). Auch die Figuren im Drama repräsentieren (um den Verfremdungseffekt zu unterstützen) Stereotype, also gesamte Menschen-/ Gesellschaftsgruppen. Die Figuren haben zum Teil keinen eigenen Namen, sondern nur eine Bezeichnung (bspw. „der Schreiber“/ „der Feldprediger"). Nicht nur inhaltlich, auch in die Aufführung des Dramas selbst werden Verfremdungseffekte eingebaut. So schlüpfen auch die Schauspieler:innen regelmäßig aus ihrer Rolle heraus und kommentieren die Handlungen der dargestellten Figuren. Auch das Durchbrechen der „vierten Wand" (die das Publikum und die Bühne voneinander trennen) durch die direkte Ansprache der Zuhörerschaft ist ein weiterer typischer Verfremdungseffekt. Hinzu kommt die Verwendung moderner Technik, um die Zuhörerschaft regelmäßig in die Realität zurückzuholen. Die Kulisse im epischen Theater wird bspw. vor den Augen des Publikums umgebaut, um diesen verfremdenden Effekt zu bewahren. Während die Kulisse bzw. Umwelt der Figuren im aristotelischen Theater abhängig von den dargestellten Charakteren gemacht wird und möglichst wirklichkeitsnah abgebildet ist, nutzt man das Bühnenbild des epischen Theaters als selbstständigen Teil der Aufführung. Auf die Leinwand der Bühne werden so zum Beispiel wie in der Aufführung der Mutter Courage“ die Szenenüberschriften/ Titularien projiziert, um den Inhalt der vorgeführten Szene vorwegzunehmen. Dadurch wird die Spannung des Dramas vorweggenommen, das Publikum muss sich weniger darauf konzentrieren den Handlungsstrang nachvollziehen zu können, sondern kann sich eher auf die Art und Weise bzw. die Botschaft hinter den Handlungen fokussieren. Während das aristotelische Theater es sich als Ziel setzt, das Publikum einer inneren Reinigung von Erregungszuständen auszusetzen, um nach dem Theater befreit in den eigenen Alltag zurückkehren zu können, kann das Brechtsche Theater als „Lehrstück“ aufgenommen werden. Das Ziel und die Intention Brechts ist es nämlich, dass Zuschauende des epischen Theaters die Welt als veränderbar einstufen und dadurch zu sozialem und politischem Handeln angeregt werden.

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