Der Naturalismus in der deutschen Literatur: Eine detaillierte Epoche der sozialen Realität
Der Naturalismus prägte die deutsche Literatur von 1880 bis 1900 maßgeblich und entwickelte sich als direkte Reaktion auf die rasante Industrialisierung und Verstädterung des späten 19. Jahrhunderts. Diese literarische Bewegung zeichnete sich durch ihre schonungslose Darstellung der sozialen Realität aus, wobei besonders die negativen Aspekte der Industrialisierung im Fokus standen.
Die naturalistische Weltanschauung basierte auf der Milieutheorie, die den Menschen als Produkt seiner Gene und seines sozialen Umfelds betrachtete. In dieser Zeit verlor der christliche Glaube zunehmend an Bedeutung, während wissenschaftliche Erklärungsmodelle in den Vordergrund rückten. Die Naturalisten entwickelten sogar eine mathematische Formel für ihre Kunst: "Kunst = Natur - x", wobei x für den subjektiven Faktor des Künstlers stand.
Definition: Der Naturalismus strebte nach einer wissenschaftlich exakten Wiedergabe der Wirklichkeit in der Literatur, ohne beschönigende oder idealisierende Elemente.
Die Thematik des Naturalismus konzentrierte sich auf die düsteren Aspekte des städtischen Lebens: Armut, Krankheit, Alkoholismus und Prostitution wurden ohne Beschönigung dargestellt. Die Autoren verzichteten bewusst auf traditionelle poetische Elemente wie Metrum und Reimschema, um die Realität möglichst authentisch abzubilden. Die äußere Symmetrie der Texte, erkennbar am mittigen Druck der Verszeilen, blieb jedoch als gestalterisches Element erhalten.