Aufbau der textgebundenen Erörterung: Teilaufgabe 2
Die zweite Teilaufgabe der textgebundenen Erörterung bildet den Kern dieser Aufgabenform. Hier geht es darum, die im Sachtext präsentierten Thesen und Argumente kritisch zu reflektieren und in Bezug auf einen literarischen Text zu erörtern. Diese Aufgabe erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis beider Texte, sondern auch die Fähigkeit, eigenständige Überlegungen anzustellen und eine fundierte Argumentation zu entwickeln.
Der Aufbau der zweiten Teilaufgabe gliedert sich wie folgt:
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Aufgabenbezogene Überleitung: Hier werden der Sachtext und der literarische Text benannt und das weitere Vorgehen skizziert. Das zentrale Problem oder Thema des Sekundärtextes wird kurz dargelegt, ohne bereits in die eigentliche Diskussion einzusteigen.
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Kurze inhaltliche Zusammenfassung des literarischen Textes: Relevante Aspekte des literarischen Werks werden mit Bezug auf die Aufgabenstellung zusammengefasst. Dies kann Elemente wie Ort, Zeit, beteiligte Figuren, Konflikte und die Entwicklung der Handlung umfassen.
Beispiel: Bei der Analyse von Franz Kafkas "Die Verwandlung" könnte man die surreale Verwandlung des Protagonisten Gregor Samsa in ein Ungeziefer und die daraus resultierenden familiären Konflikte als zentrale Aspekte hervorheben.
- Texterörterung: In diesem Hauptteil erfolgt die kritische Auseinandersetzung mit dem Sekundärtext. Die Interpretationsansätze des Sachtextes werden erörtert und abwägend gewichtet. Dabei ist es wichtig, differenziert und begründet Stellung zu beziehen.
Highlight: Bei der Erörterung sollten Allgemeinplätze und Pauschalurteile vermieden werden. Stattdessen ist eine differenzierte Betrachtungsweise gefragt, die begründete Zustimmung, weiterführende Problematisierung oder auch begründeten Widerspruch einschließt.
Für die Strukturierung der Erörterung stehen verschiedene Modelle zur Verfügung:
- Lineare Steigerung
- Sanduhr-Prinzip
- Pingpong-Prinzip
Vocabulary: Sanduhr-Prinzip - Eine Argumentationsstruktur, bei der zunächst Pro-Argumente, dann Kontra-Argumente und schließlich eine abwägende Schlussfolgerung präsentiert werden.
Bei der Erörterung ist es wichtig, konkrete Belege sowohl aus dem Sachtext als auch aus der literarischen Textvorlage anzuführen. Zudem sollten eigenständige Überlegungen und relevantes Wissen aus dem Unterricht funktional eingebracht werden.
Quote: "Eine gelungene literarische Erörterung zeichnet sich durch eine klare Argumentationsstruktur, fundierte Textbelege und eine differenzierte Betrachtungsweise aus."
Die textgebundene Erörterung mit Bezug auf einen literarischen Text stellt hohe Anforderungen an die analytischen und argumentativen Fähigkeiten der Schüler. Sie fördert nicht nur das kritische Denken, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zwischen verschiedenen Texten herzustellen und eigenständige Positionen zu entwickeln.