Der Roman "Unter der Drachenwand" von Arno Geiger bietet eine vielschichtige Analyse der Kriegszeit aus verschiedenen Perspektiven.
Die Geschichte folgt hauptsächlich dem Protagonisten Veit Kolbe, einem verwundeten Soldaten, der sich 1944 im österreichischen Mondsee erholt. Die Erzähltechnik ist besonders komplex, da sie verschiedene Erzählperspektiven und Zeitebenen miteinander verwebt. Der Autor nutzt dabei sowohl personales als auch auktoriales Erzählverhalten, was dem Leser unterschiedliche Einblicke in die Gefühlswelt der Charaktere ermöglicht. Die Figurenkonstellation zeigt ein dichtes Netz aus Beziehungen, wobei besonders die Interaktionen zwischen Veit Kolbe und den Dorfbewohnern, sowie seine Beziehung zu Margot im Vordergrund stehen.
Die Analyse des Romans offenbart mehrere zentrale Themen: Die psychologischen Auswirkungen des Krieges, die Suche nach Normalität in Krisenzeiten und die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen. Besonders interessant ist die Erzähltextanalyse des ersten Kapitels, das bereits die wichtigsten Motive einführt. Die Landschaft unter der Drachenwand wird dabei zum Symbol für Schutz und Bedrohung zugleich. Die narrative Struktur folgt dem Modell des Erzählens nach Petersen 2016, indem sie verschiedene Erzählebenen geschickt miteinander verknüpft. Der Roman bietet damit ein ausgezeichnetes Musterbeispiel für die Interpretation epischer Texte, da er sowohl historische Fakten als auch persönliche Schicksale kunstvoll miteinander verbindet und dabei verschiedene Erzähltechniken meisterhaft einsetzt.