Fausts moralische Ambivalenz und die Frage nach Erlösung
Die Frage nach Fausts moralischer Natur bleibt komplex und vielschichtig. Seine Handlungen gegenüber Gretchen erscheinen zunächst verdammenswert, doch muss man auch die Umstände seiner Verstrickung mit Mephisto berücksichtigen. Der Pakt mit dem Teufel, obwohl selbst gewählt, setzt ihn Kräften aus, die seine Entscheidungen beeinflussen.
Definition: Der "gute Mensch" im Sinne des Herrn definiert sich nicht durch Fehlerlosigkeit, sondern durch das stetige Streben nach Besserung und die Fähigkeit zur Reue.
Die Möglichkeit zur Erlösung, wie sie der Herr zu Beginn des Werkes in Aussicht stellt, basiert auf der Prämisse, dass der Mensch trotz seiner Fehler durch aufrichtiges Bereuen und kontinuierliches Streben nach dem Guten Vergebung finden kann. Fausts spätere Entwicklung und sein Umgang mit Schuld und Reue werden damit zum entscheidenden Faktor für seine moralische Bewertung.
Die Komplexität seiner Charakterentwicklung zeigt sich besonders im Kontrast zwischen seinen edlen Bestrebungen und den verheerenden Konsequenzen seiner Handlungen. Diese Spannung zwischen Intention und Wirkung macht deutlich, dass eine eindimensionale moralische Bewertung der Figur nicht möglich ist.