Gedichtanalyse von Andreas Gryphius' "Es ist alles eitel"
Das 1637 verfasste Gedicht "Es ist alles eitel" von Andreas Gryphius ist ein Paradebeispiel für die Vanitas-Thematik in der Barocklyrik. Es behandelt die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Unbeständigkeit des menschlichen Lebens.
Die formale Struktur des Gedichts entspricht einem klassischen Sonett mit vier Strophen, bestehend aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Das Reimschema folgt dem Muster des umarmenden Reims in den Quartetten und des Schweifreims in den Terzetten. Das Metrum ist ein sechshebiger Jambus, auch als Alexandriner bekannt, was auf französische Einflüsse hinweist.
Vocabulary: Der Alexandriner ist ein Versmaß mit sechs Hebungen und einer Zäsur in der Mitte, das besonders in der französischen und deutschen Barockdichtung beliebt war.
Inhaltlich gliedert sich das Gedicht in vier Teile, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Vergänglichkeit beleuchten. Die erste Strophe führt das Thema ein, indem sie die allgegenwärtige Eitelkeit und Vergänglichkeit betont. Die zweite Strophe zählt konkrete Beispiele für die Zerstörung und den Wandel auf, während die dritte Strophe die Unausweichlichkeit des Verfalls selbst für die schönsten Dinge des Lebens hervorhebt. Die letzte Strophe schließt mit der Erkenntnis, dass nichts Irdisches für die Ewigkeit bestimmt ist.
Example: "Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden" - Dieser einleitende Vers verdeutlicht die allumfassende Präsenz der Vergänglichkeit.
Gryphius setzt zahlreiche sprachliche Mittel ein, um seine Botschaft zu verstärken. Besonders auffällig sind die Antithesen, die den schnellen Wandel vom Positiven zum Negativen veranschaulichen. Anaphern und Aufzählungen unterstreichen die Vielfalt der vergänglichen Dinge, während Metaphern wie die "Wiesenblum" für die Freude am Leben stehen.
Highlight: Die Verwendung von Gegensätzen und Wiederholungen verstärkt die emotionale Wirkung des Gedichts und unterstreicht die Unbeständigkeit des Lebens.
Das Vanitas-Motiv, das Leitmotiv des Gedichts, zieht sich durch alle Strophen und gipfelt im letzten Vers, der die Vergänglichkeit paradoxerweise als Trost darstellt. Gryphius reflektiert damit nicht nur die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, sondern auch die grundlegende barocke Weltanschauung.
Definition: Vanitas (lat. für "Leere, Nichtigkeit") ist ein zentrales Motiv der Barockkunst und -literatur, das die Vergänglichkeit alles Irdischen thematisiert.
Die Gedichtanalyse zeigt, wie Gryphius meisterhaft Form und Inhalt verbindet, um die barocke Weltsicht zu vermitteln. Das Sonett "Es ist alles eitel" bleibt ein eindrucksvolles Beispiel für die Barocklyrik und ihre Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen des menschlichen Daseins.
Quote: "Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" - Dieser Vers verdeutlicht die Kernaussage des Gedichts über die Unbeständigkeit menschlicher Errungenschaften.
Die Aktualität des Gedichts liegt in seiner zeitlosen Reflexion über die Vergänglichkeit, die auch in der modernen Welt relevant bleibt. Es lädt den Leser ein, über die eigene Existenz und den Wert materieller Güter nachzudenken, was es zu einem wertvollen Werk für die Gedichtinterpretation in Schulen und darüber hinaus macht.