Harmonie, Schicksal und Fazit
Die vierte Strophe beschreibt, wie das Wasser nach seiner Reise zur Ruhe kommt. Die Sterne spiegeln sich im See - eine Metapher, die als Idee der Ganzheit verstanden werden kann. Diese Symbolik deutet an, dass das Leben vor dem Tod noch einmal an einem vorbeizieht und man seine Taten betrachten kann.
Merkmale dieser Strophe:
- Harmonie und Ruhe nach der bewegten Reise
- Das beruhigende Adjektiv "schleicht" V.24
- Die Reinigung von den "Verunreinigungen des vergangenen Lebens"
In der fünften Strophe taucht erstmals der Wind auf, der sehr plötzlich erscheint. Dies kann als Symbol für die unerwarteten Ereignisse im Leben interpretiert werden, auf die man selbst keinen Einfluss hat.
Schlüsselkonzept: Der Wind verkörpert das Schicksal des Menschen "SchicksaldesMenschen,wiegleichstdudemWind". Er steht in Beziehung zur Seele, beeinflusst deren Gemütszustand und lenkt sie in gewisser Weise. Die Epipher in den Versen 28 und 30 unterstreicht diese Deutung.
Die letzte Strophe bringt das Fazit des Dichters. Die anfangs gestellte Frage, ob die Seele des Menschen dem Wasser gleicht, beantwortet er mit dem Ausruf: "Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!" V.32−33. Dieser Ausruf wird mit dem Vergleich des Schicksals mit dem Wind wiederholt.
Zusammenfassend zeigt das Gedicht die Eingebundenheit der menschlichen Existenz in unabänderliche Naturabläufe:
- Der Kreislauf zwischen Himmel und Erde symbolisiert die Stellung des Menschen zwischen Natur und Göttlichem
- Der Wasserfall repräsentiert die Jugend und hohe Leistungsfähigkeit
- Die verlangsamte Bewegung steht für das Älterwerden
- Wind und Wasser veranschaulichen die Höhen und Tiefen im menschlichen Leben
Goethes "Gesang der Geister über den Wassern" ist damit ein tiefgründiges Gedicht über das menschliche Dasein, das durch äußere Einflüsse geprägt ist und sich in ständigem Wandel befindet - genau wie Wasser und Wind.