Die Personenkonstellation in Juli Zehs "Corpus Delicti"
Die dystopische Erzählung "Corpus Delicti" präsentiert ein komplexes Geflecht von Charakteren, die sich im Spannungsfeld zwischen der totalitären "Methode" und individueller Freiheit bewegen. Im Zentrum steht die Biologin Mia Holl, deren Entwicklung von einer Systemanhängerin zur Kritikerin den narrativen Kern bildet. Ihr verstorbener Bruder Moritz Holl fungiert als katalytischer Charakter, der durch seinen Tod im Gefängnis Mias Transformation auslöst.
Definition: Die "Methode" repräsentiert in Zehs Roman ein totalitäres Gesundheitssystem, das absolute Kontrolle über die Körper und Leben der Bürger ausübt.
Die Antagonisten werden durch Staatsvertreter wie Heinrich Kramer verkörpert, der als Vordenker der Methode fungiert und Mias direkter Gegenspieler ist. Die Justiz wird durch verschiedene Charaktere repräsentiert: die systemtreue Richterin Sophie, ihren unsicheren Nachfolger Hutschneider und den überheblichen Staatsanwalt Bell. Dr. Lutz Rosentreter, Mias ungeschickt agierender aber loyaler Pflichtverteidiger, steht ihr zur Seite.
Highlight: Die "Ideale Geliebte" als imaginäre Figur symbolisiert die geistige Verbindung zwischen Mia und ihrem verstorbenen Bruder Moritz und verkörpert den Widerstand gegen das System.
Die Nachbarschaftsebene wird durch die Hygienebeauftragten Lizzie, Frau Poll und Driss dargestellt, die als überzeugte Anhängerinnen der Methode und Denunziantinnen die gesellschaftliche Kontrolle auf Mikroebene verdeutlichen.